Eine Unterhaltung während eines Heimatbesuches einer gebürtigen OÖ, die in Gsi wohnt, in ihrer alten Heimat in Oberösterreich.
Von Susi G. (Geh Punkt) @ka fantasievolle Texte nach (teils) wahrer Begebenheit
„Ja, verstehst du denn überhaupt, was die da so reden? Das ist ja eine Sprache. R E T R O – R O M A N oder so was ähnliches. Die haben die Lautverschiebung nicht mitgemacht. Ich war einmal auf einem Kurs, in dem zwei Vorarlberger sich unterhalten haben. Das war ja was. Man versteht ja gar nichts mehr! Und das soll ja noch Österreich sein. Und Wörter! Ja, was haben die für Wörter „Luaga“ – noch nie vorher gehört. Ja, sag‘ einmal, fühlst du dich denn schon wie ein Vorarlberger?“
„Äh.. ja… mmh… ich wohne nun schon länger als 12 Jahre…“
„Ja, sooo lange? Aber Gottseidank verstehen wir dich noch! Aber ein bisschen anders redest du ja schon.“
So, oder so ähnliche Unterhaltungen, gefühlt 100 mal, darf man als sogenannter „Zuagroasta“, so würde man das in meiner Gegend nennen, des öfteren führen, wenn man sich dazu gezwungen, ach ich meine gerungen, hat, in Vorarlberg ein Nest zu bauen, seine Lebenstage in diesem schönen, ganz westlichen, kleinem Heimatland von Österreich, das sich überhaupt nicht wirklich zu Österreich, zur Hauptstadt Wien zugehörig fühlt, zu verbringen. Und nun werde ich beim Heimatbesuch mit derartigen Fragen bombardiert – quasi „aus dem Ausland kommend“.
Obwohl seit kurzem gelesen, Vorarlberg neben Wien den höchste Anteil an Nichtdeutschsprachigen Kinder laut der gültigen Schulstatistik 2017/2018 hat. So viel zum Thema „Die Wiener sind so weit weg, die können doch nicht entscheiden, was in unserem sauberen Vorarlberg passieren darf!“ Da stellt sich mir die Frage, warum eigentlich immer dieses Adjektiv „sauber –sub‘r“ hinzugefügt wird?
Vorarlberg mit der seltsamen aber auch sehr exotisch wirkenden Sprache gefällt meinem Bekanntenkreis. Süß sind diese Verniedlichungen. Auch ein großer VW Bus bekommt die Bezeichnung „Büsle“, wodurch es meinem wortkargen langjährigen Freund die Worte „Na, jetzt übertreib’s es aber!“ entlockte.
Die Innerösterreicher, ein auch mir zuvor unbekanntes Wort vor meiner Ländle-Ära („Fahrsch wiedr ´ge Innerösterreich?“ Wie bitte, wohin? ) finden sich sofort, sei es in einem Seminarraum, oder in einem Verein. Ein solcher stellt seine Ohren auf und hört unter all dem Retro-Romangetuschel doch ein einziges Wort – und weiß sofort: Ah, ein Gleichgesinnter! Jemand, der es genau versteht: Sie sind anders, die hinter dem Arlberg. Ein eigenes Dorf. Man kann es nicht genau mit Worten erklären. Ein süßes niedliches exotisches Völkchen, das man sehr lieb gewonnen hat in ihrer eigenen neugierigen Art. Denn ja, auch in anderen östlichen Bundesländern gibt es Berge zum Schifahren und Wandern! Natürlich nicht so toll wie im Ländle!
12 Jahre – also no a Zuagraste 🙂
Ja, ich bin bald 28 Jahre im Ländle und habe nicht vor wegzuziehen . Ich fühle mich hier auch ausgesprochen wohl. Natürlich fahre ich gerne in meine Heimat zu Besuch. Aber hierher gehöre ich.
Ich hab mich in den 23 Jahren die ich im Ländle verbracht habe nicht eine einzige Sekunde daheim gefühlt…… Immer der Stranger von nebenan…..
Erst hier in meiner geliebten Heimat Schweden bin ich endlich angekommen.
Nirgendwo anders als im Ländle hab ich die Menschen so fremd und unecht erlebt.
Den Schein zu wahren, was immer es auch kosten möge.
Das ist nicht meine Welt…..