Vorbilder?

Wolfgang Türtscher

Am 7. Jänner 2020 startete der Lustenauer Verein GEMEINSAM.ZUKUNFT.LERNEN mit Obfrau Simone Flatz die Initiative „Nein zum Notenzwang“ – das richtet sich gegen die gesetzliche Bestimmung, dass ab dem laufenden Schuljahr an Volksschulen zusätzlich zur alternativen Beurteilung auch eine Ziffernnote zu geben ist. (In der folgenden Diskussion wurde missverständlich auch behauptet, die ‚alternative Beurteilung‘ sei abgeschafft, was natürlich nicht stimmt.) Mir wurde als Obmann der Lehrerinnen und Lehrer in Vorarlberg im ÖAAB von ORF, Vorarlberg Online und Antenne die Möglichkeit geboten, mich dazu zu äußern: Ich halte die zusätzliche Benotung mit einer Ziffernnote für zumutbar, es entspringt das einem oft geäußerten Bedürfnis der Öffentlichkeit, v.a. der Eltern und Schüler. Ich halte den vom Verein gewählten Weg für seriös – Unterschriften zu sammeln und dann eine parlamentarische Debatte zu erzwingen, die bei 100.000 Unterschriften verpflichtend ist. (Momentan, am 13.2.20, sind es 8.786 Unterschriften).

Dieses Anliegen erhielt österreichweite Aufmerksamkeit, als die Volksschule Lustenau-Kirchdorf ankündigte, diese Regelung zu boykottieren, in dem alle Schüler ein „Gut“ erhalten; die Volksschule Frastanz-Hofen nahm sich vor, die Zeugnisse nicht auszugeben, sondern ans Bildungsministerium zu schicken und eine Wiener Volksschule kündigte gar an, die Zeugnisse zu verbrennen. Diese Vorgangsweise wurde jeweils von einem Großteil der Eltern unterstützt.

Es ist sicher sinnvoll, dass, wenn Lehrer und Eltern ein für sie wichtiges Anliegen verfolgen, sie dabei Mittel wählen, die sie vor ihren Schülern und Kindern verantworten können.

Wenn Lehrer ausdrücklich gegen Gesetze verstoßen, wenn Eltern Zeugnisse, anstatt ihren Kindern zu geben, die sich wahrscheinlich darauf freuen, nach Wien schicken oder gar verbrennen – kann man sie dann noch als Vorbilder für die heranwachsende Generation bezeichnen? – Ich meine, eher nicht!

Mag. Wolfgang Türtscher

Wolfgang Türtscher aus Götzis unterrichtet Deutsch, Geschichte und Ethik am BG Bregenz-Blumenstraße und ist Obmann der Lehrerinnen und Lehrer im ÖAAB und Pressesprecher von Pro Gymnasium Österreich.

Unter der Rubrik „Kolumne“ haben unsere Gastkommentatoren Raum für ihre persönliche Meinung. Diese mus snicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. Gsi.News übernimmt auch keine Gewähr für Richtigkeit, Korrektheit und Vollständigkeit des jeweiligen Inhaltes.

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