Die Hopfenkocher: Wilhelm und Spiegel

Samstags riecht es immer nach Hopfen: Peter Wilhelm aus Frastanz und Stefan Spiegel aus Dornbirn haben ihre Leidenschaft, die dem Bier gehört, zum Hobby gemacht. Ihren Bierkreationen wurde bis dato mehrmals der Staatsmeistertitel verliehen.

Ein Samstag zum Abschalten vom stressigen Büroalltag hätte es werden sollen. „Magscht net liabr amol oafach nix tua?“ meinte seine Frau Sonja. Doch wer Peter Wilhelm kennt, kann sich vorstellen, dass daraus nichts geworden ist. Ein Braukurs von zwei Hobbybrauern hatte die Neugier im ältesten Sohn einer fünfköpfigen Bauernfamilie geweckt. Doch so richtig ernst wurde es erst, als sein Schwager Stefan von den Plänen erfuhr. Beide müssen lachen, wenn sie an ihren ersten Brautag im hauseigenen Keller vor mittlerweile fünf Jahren zurückdenken. „Das wird gemütlich, da können wir nebenbei noch eigene Pizza machen“ meinte Peter damals. „Daraus wurde leider nichts: Die Pizza war schwarz, das Bier ist beim Kochen über den ganzen Herd gelaufen“ gesteht Peter, der zwischen jedem Brauschritt im Buch nachblättern musste, um zu erfahren, was als Nächstes kommt. Dass das Bier dennoch etwas geworden ist, freute die zwei daher umso mehr. Einzig ihre Frauen nicht, die hatten nämlich gehofft, dass ihnen nach diesem holprigen Start die Lust gleich wieder vergeht. Seit 2012 brauen Peter Wilhelm und Stefan Spiegel nun alle paar Wochen ihr eigenes Bier.

Ungewöhliche Kreationen

Begonnen wurde mit zwei Glühmostkochern. Die Menge von 40 Liter am Ende eines langen Brautages war zu Beginn recht bescheiden. Nachdem das selbstgebraute Bier schnell begeisterte Genießer gefunden hatte, war klar, dass sie damit nicht weit kommen. Seitdem sind die beiden Maschinenbauer stehts dabei, ihre selbst gebaute Brauausrüstung ständig zu verbessern, sodass sie bei fallweisen Bierproben doch etwas großzügiger sein können. Schließlich sind ihre Ansprüche hoch – wie ihr Motto: „Lieber ein paar Begeisterter, als viele die einfach nur zufrieden sind!“ Verrücktes auszuprobieren und dennoch nur natürliche Zutaten zu verwenden lautet ihr Credo. „Das ist einer der Grundsätze von uns“ so Wilhelm. Er vergleicht es gerne mit der Ehre eines Kochs: „Einem guten Koch braucht niemand etwas vorschreiben, das lässt ihm sein Gewissen nicht zu, alles zu verwenden, was nicht dezidiert verboten ist oder niemand nachweisen kann“. So können die beiden über das Reinheitsgebot nur schmunzeln, das aus ihrer Sicht lediglich eine gute Marketinggeschichte ist. Die zwei probieren nach Herzenslust fröhlich aus, was hierzulande so gar nicht mit klassischem Bier in Verbindung gebracht wird. Im Frühling beispielsweise brauen sie ein süffiges Bier, bei dem die Blüten von Holunder und der Mädesüßpflanze mitvergoren werden. Eine flüssige „Schwarzwälder Kirsch“ war auch ein Versuch, die bekannte Torte als Bier zu interpretieren. Als Basisbier wird ein Stout eingebraut, das klassisch nach Kaffee und Schokolade schmeckt. Zur Gärung kommen dann Unmengen von Sauerkirschen dazu, um die Komposition perfekt zu machen. Doch auch mit den klassischen Zutaten Wasser, Malz, Hopfen und Hefe gibt es extrem viele Möglichkeiten, verschiedenste Bierstile und Varianten zu brauen. „Dabei geht es vorrangig darum, ein Bier möglichst stilgetreu nach zu brauen und ihm seine eigene individuelle Note zu verleihen“ verrät Stefan Spiegel und probiert an der neuesten Kreation im Weinglas.

Austrian Beer Challenge

Wie gut sie diese Stile getroffen haben wollten die beiden von unabhängigen Fachleuten in Erfahrung bringen und reichten ihre Biere bei der „Austrian Beer Challenge“ ein, wo es eine eigene Auswertung für Heimbrauer gibt. So lautet ein Kommentar eines Bewerters für den eingereichten „Barleywine“ (engl. Starkbier, das früher als Alternative zum Wein gebraut wurde), mit 10 vol. % Alkohol und einer Lagerzeit von zwei Jahren, mit dem die Hopfenkocher in der Kategorie „Europäische Ales“ vergangenes Jahr mit dem Staatsmeistertitel ausgezeichnet wurden: „Die edle Farbe lässt etwas Spezielles vermuten. Beim ersten Schluck füllt die Wucht des kräftigen Barleywines den ganzen Mund und die Komplexität fordert alle Sinne. Würziger Honig, wilde Beeren und ein Hauch von Kokos sind erkennbar. Im Nachtrunk wirkt der noch lange nach und erinnert schon fast an einen Likör….ja da kann man sich gut vorstellen, dass es sich die Reichen damals im Britischen Königreich gutgehen ließen, als extra für sie solche Spezialitäten gebraut wurden.“

Craftbier-Bewegung aus Amerika

Während seiner mehrwöchigen Geschäftsreisen in die USA konnte Peter die sogenannten Craftbier-Szene vor Ort selbst erleben. „An jeder Ecke werden hier neue Kleinbrauereien, sogenannte `Microbreweries` eröffnet, wo man üblicherweise direkt in der Brauerei die verschiedenen Biere probieren kann und oft direkt mit dem Brauer diskutieren kann. Ich durfte sogar selbst mitbrauen und bekam die Rezepte“, schwärmt Peter von der offenen und unkomplizierten Art der amerikanischen Brauszene. Ob sie nicht selbst eine Kleinbrauerei eröffnen wollen, werden die charismatischen Hopfenkocher öfters gefragt. „Nach ein paar Bieren träumen wir zwar öfter davon, aber die Realität ist in Vorarlberg doch eine andere“ erklärt Stefan. Da zähle oft mehr die Farbe des Etiketts oder das Angebot im Supermarkt. „Was wir so pro Jahr brauen müssten, um davon leben zu können, braut Mohren an einem Tag“ schmunzeln beide. Und Peter fügt hinzu: „Wir stehen lieber am Braukessel als jedes Wochenende auf einer anderen Biermesse, um das Bier zu verkaufen. Dennoch schauen die Bierliebhaber mit Bewunderung auf ihre damaligen Lehrmeister, die mittlerweile unter dem Namen „Grabhers Sudwerk“ ihr Hobby offiziell gemacht haben. „So warten wir also weiter auf einen großzügigen Sponsor, der gerne sein eigenes Bier trinken möchte, aber selbst keine Zeit hat, selbst an den Kessel zu stehen“, schmunzelt Peter mit einem Augenzwinkern.

Aktive Hobbybrauer-Szene

Um sich gegenseitig Auszutauschen und die verschiedenen Biere zu probieren, treffen sich die Hobbybrauer regelmäßig in lockerer Runde zu einem Stammtisch. Dort ist jeder Hobbybrauer wie auch solche, die es noch werden möchten, herzlich willkommen. „Es macht uns Spass, Bier zu brauen, an unseren Geräten zu tüfteln und uns mit anderen auszutauschen, und natürlich zu unterschiedlichsten Anlässen mit Freunden unser Bier zu genießen“ so Wilhelm, der wenn er nicht Bierbraut für die örtliche Funkenzunft tätig ist. Die Hopfenkocher möchten auch andere motivieren, es selbst auszuprobieren.

Zur Person:

Peter Wilhelm

Stefan Spiegel

Peter (rechts) beim Vienna Rum and Gin Festival – Gin und Rum gegen Hopfen.

Rückblick: Das war 2017: Hopfenkocher – Zweitgrößte Brauerei in Frastanz – mit Abstand, erneut ausgezeichnet!

Bei der Austria Beer Challange 2017 waren die Hopfenkocher – Peter Wilhelm und Stefan Spiegel mit 3 Bieren auf dem Stockerl! 2017 wurden ca. 600 österreichische Biere eingereicht, welche in 14 Kategorien eingeteilt wurden. Eine Fachjury wählt dann die Besten drei der jeweiligen Kategorie.

Staatsmeister in der Kategorie „Europäische Ales“ wurde das Hopfenkocher Bier „New Zealand Hopser“ – ein „Barley Wine“ (Starkbier) mit 10 vol.% Alkohol, der über zwei Jahre bei 6°C gereift wurde. Der „Älpler“, ein Bayrisch Dunkel erreichte den Vizestaatsmeister in der Kategorie dunkle Lagerbiere und den dritten Platz belegten die Hopfenkocher mit „Hinterarlberg“ in der Kategorie Wiener Lager.

Neben den beiden Hobbybrauern Peter und Stefan, sind mittlerweile schon einige Freunde mit dabei welche sich mit ihren vielfältigsten Talenten einbringen. So nahm man die Verleihung in Ried im Inkreis zum Anlass für einen „Betriebsausflug“, wo sich drei Tage lang fast alles um Brauereien und Bier drehte. Die beiden Hobbybrauer Peter und Stefan haben 2012 mit einfachsten Glühweinkochern begonnen Bier zu brauen. Seid her brauen sie mit Freunden regelmäßig Bier und tüfteln immer wieder an neuen Rezepten oder perfektionieren womit sie noch nicht zufrieden sind.

Beispielsweise ein erfrischendes Sommerbier bei dem sie Holunder und Mädesüssblüten mitvergären, oder ein Stout bei dem großen Mengen Kirschen mitvergoren werden. Auch ein Zirbenbier wurde schon gebraut, welches angeblich sehr intensiv geworden ist. Ansonsten ist der Name Hopfenkocher Programm, und sie spielen mit allen Variationen von Hopfen in Geschmack und extremen Mengen. Neben dem gemeinsamen Brauen und genüsslichen Probieren gefällt den Hopfenkochern besonders der Kontakt zu anderen Brauern und Bier interessierten, die einen Sinn für handwerklich hergestelltes Bier haben.

Besonders begeistert ist Peter von der sehr kollegialen Art unter den Hobbybrauern und auch Brauern von Kleinbrauereien, wo sehr offen über Rezepte und Erfahrungen gesprochen wird. Ihre Erfahrung und Begeisterung weiter zu geben ist ein weiteres Ziel der begeisterten Hobbybrauer, wozu es einen eigenen Hobbybrauer Stammtisch gibt, bei dem über alles rund ums selber Brauen diskutiert wird. 

Stefan ist jedenfalls begeistert: „Es gefällt mir wie unkompliziert die Brauer untereinander sind, und so profitieren alle voneinander, wenn jeder von jedem was lernen kann“. So wollen die Hopfenkocher weiter neue Rezepte ausprobieren, möglichst viele zum Selber brauen motivieren und weiter viel Werbung für Bier von Kleinbrauereien machen.

Das passierte bei den Hopfenkochern 2019:

Peter Wilhelm berichtet ohne irgendwelche Starallüren: Abseits von der Austrian Beer Challange hat sich letzte Jahr grob folgendes bei uns getan:
Hobbybraurei/Privater Biergarten: Hier haben wir wieder fleißig weiter gebaut: Terrasse ist fertig geworden, Sitzplatz mit Vordach, drei Parkplätze und der grüne Sitzbereich stehen.
Neue Biere, die wir ausprobiert haben: Russian Stout: Ein starkes, tief schwarzes Stout mit ca. 8 vol.% – kräftig und mit starkem Hopfencharakter …russisch eben. Coconut Stout: Hier haben zum klassischen Stout Kokosflocken im Backrohr geröstet und dann mitgekocht. Feines Stout mit eben Kokosgeschmack – schmeckt ähnlich einem Bounty.
Citrus – Ingwer Bier: Ein helles, leichtes Sommerbier, bei dem wir Ingwer und Zitronen mitvergoren haben. Interessantes Erfrischungsbier, das wir sicher wieder für den Sommer brauen werden.
Cider: Nach einer interessanten Verkostung von Cider die von frastanzer organisiert wurde, haben wir zwei interessante und kreative Cidre-Produzenten kennen gelernt. Siehe: http://reverendnatshardcider.com/
Quasi ein „Craftbrewer“ von der Cider Fraktion. So haben wir dann auch gleich zur Mostsaison drei Versuche gemacht: Der erste ging schief (die wilden Hefen haben sich durchgesetzt). Das besondere daran, wo wir uns zuhause fühlen – Der Apfelsaft wird mit Bierhefe vergoren. Normal soll ja bei Wein und Most die Hefe recht neutral sein, damit der Fruchtcharakter raus kommt. Beim Einsatz von Bierhefe ist das Ziel, den Charakter der Hefe auch mit reinzubringen. Versuch zwei: Frischer Apfelsaft von Papa und Marillengelee vergoren und dann mit Flaschengärung nachkarbonisiert. Versuch drei: Frischer Apfelsaft und Ananasaft vergoren und am Ende der Vergärung mit Hopfen gestopft – Sauer und Bitter, ist zu heftig. Hier müssen wir Restsüße reinbringen, wie wir dies ohne Pasteurisieren schaffen, wissen wir auch noch nicht, das ist beim Bier doch einfacher.
Nachwuchs: Simon (Peters Sohn, Anm. d. Red.) ist auch schon fleißig dabei – und hat schon das dritte Bier gebraut, die alle sehr gut geworden sind. Er kann aber gut damit leben, dass wir sie ihm beschreiben müssen, wie sie am Ende werden. Aber er hat schon Feude damit, die diversen Proben während dem Kochen zu probieren, solange noch alles nur „Zuckerwasser“ ist.
Hörnlingen Rankweil: Mit dem Pächter Dominic Mayer pflegen wir ein gutes Einverständnis und beliefern ihn regelmäßig mit Hefe, woraus er dann Brot bäckt.
Hopfen-Gin: Hier haben wir einen Brennerkollegen inspieriert, einen Hopfengin zu produzieren, indem wir einen sehr fruchtigen Hopfen eingesetzt haben. Gibt es nun schon in der zweiten Auflage – die jeweils mit Gold und Silber beim Bewerb „Mostbarkeiten“ prämiert wurden.
Zukunft: Möchte heuer endlich den Biergarten fertig machen. Hier steht noch das Verbauen von diversen alten Wasserleitungsrohren auf dem Programm, der unserem Brauerei-Biergarten einen entsprechenden „Industrial Style“ geben soll.
Brauerei: Wir werden noch unsere Kessel auf Edelstahl umrüsten und eine Hebebühne bauen, damit wir sehr schonend, rein mit Schwerkraft, von einem in den anderen Kessel umfüllen können, damit wir ohne Pumpen auskommen.
Hobbybrauerfestival: Möchten auch heuer wieder ein Hobbybrauer -Festival organsieren. Durch den Pächterwechsel im Löwen Tisis gab es 2019 keines. Mal schauen – ev. mit Frastanzer zusammen, dass wir auch sonst noch ein paar kleine Brauereien ins Land bringen.

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