Montforter Zwischentöne: Reflektioon von Selbstvergessenheit und bitterem Verlust

© Victor Marin

Mit Musik aus und Reflexionen über Monteverdis L’Orfeo ging gestern im Montforthaus Feldkirch der Schwerpunkt „(sich) verlieren“ zu Ende. Im Sommer widmen sich die Montforter Zwischentöne dem Thema „Umwege nehmen“.

Von wunderbaren Erfahrungen der Selbstvergessenheit bis zu ernüchternden Erfahrungen des Verlustes von einst für sicher gehaltenen Werten reichte das Spektrum, das die Montforter Zwischentöne mit ihrem Schwerpunkt „(sich) verlieren“ spannten. Höhepunkt des Schwerpunktes bildete gestern Abend das Konzert mit Musik aus Monteverdis Oper L’Orfeo und Reflexionen des Theologen Reimer Gronemeyer darüber, wie man mit der Katastrophe zwischen Verzweiflung und Auflehnung umgehen, wie man Grenzen überschreiten und was nach dem endgültigen Scheitern kommen kann.

Höchst unterschiedliche Aspekte

In den Aufführungsformaten standen höchst unterschiedliche Aspekte des Themas im Fokus. Der Programmbogen reichte vom Morgenkonzert zum Sonnenaufgang mit Musik und Literatur zum Thema über die Bach-Mediationen (ein „klassisches Konzert“, das man so ungezwungen sogar im Liegen erleben konnte, gab es in Vorarlberg wohl noch nie) bis zu den drei Begräbnissen, die relevante gesellschaftspolitische Fragen verhandelten und dabei Philosophie, Musik, Architektur und Inszenierung zu einem einzigartigen Gesamtkunstwerk verwoben.

Neben den willkommenen positiven Erfahrungen des sich Verlierens erlebten die Besucher*innen bei den Montforter Zwischentönen auch die wichtige Auseinandersetzung mit einer aktuell hoch brisanten Frage: Wo haben wir uns in der Komplexität unserer Welt verloren (oder verlieren uns gerade), weil wir als Individuen, aber auch als Gesellschaft nicht aufgepasst haben?

Morgenkonzert bei „(sich) verlieren“. © Nadine Jochum

Uraufführung der „Traumlandschaft“

Ausgetragen wurde im Rahmen des Schwerpunktes „(sich) verlieren“ auch das Finale des Hugo-Wettbewerbs 2020. Die Entscheidung für die Sieger fiel eindeutig aus: Aus den vier zum Pitch eingeladenen Teams setzte sich das Kollektiv XYlit durch. Mit seinem Beitrag „Traumlandschaft“ überzeugte das Team aus Leipzig nicht nur die Jury, auch das Publikum sprach sich mit seiner Stimme für das Konzept aus.

Ausgangspunkt für die „Traumlandschaft“ ist Paula Ludwig (1900-1974). In Text, Ton, Bild und Szene wird das Publikum auf einer Forschungsreise durch das Leben und Werk der Feldkircher Autorin und Malerin geführt.

Das Siegerprojekt wird am 10. Juni im Rahmen des Sommerschwerpunktes bei den Montforter Zwischentönen uraufgeführt. Ort der Aufführung ist erstmals der Große Saal im Montforthaus. Man darf gespannt sein, wie das Kollektiv XYlit die 695 m² Fläche in eine Bühne für das Konzert von Morgen verwandelt.

L`Orpheo. © Matthias Rhomberg
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