IO AMO VORARLBERG – Wie zwei Italiener im Ländle die Liebe fanden

Marco und Marcella Adami in Rom.

Die Sizilianerin Marcella D‘Angelo und der Römer Marco Adami wählten Vorarlberg als ihre Heimat und finden hier alles, was sie zum gemeinsamen Glücklichsein benötigen. Die beiden wohnen heute in Göfis und betreiben in Rankweil ein internationales Musik- und Fotostudio, das seinesgleichen sucht.

Von Bandi Koeck

Marcella und Marco sind gerade zurück aus der Ewigen Stadt. In Rom feierte der Film „La mia banda suona il pop“ von Regisseur Fausto Brizzi Premiere mit einem bekannten Schauspielerensemble um Christian de Sica (Sohn von Vittorio de Sica), zweifacher Oskar-Gewinner, Massimo Ghini, Angela Finocchiaro, Paolo Rossi, Diego Abadantuono und Natascha Stefanenko. Den Soundtrack zu dieser Actionkomödie hat Marco Adami zusammen mit Marcella DÀngelo, Bruno Zambrini und seinem Bruder komponiert. Auch die Songs zum Film, welche gerade auf Deutsch übersetzt und von heimischen Künstlern interpretiert werden. Doch von vorne:

Marco Adami bei der Premiere in Rom.

Sie ist dreifache Mutter, Hausfrau und hat gemodelt. Ihre Leidenschaft gehört der Mode und der Fotografie. Eigentlich geht sie nie ohne ihre Spiegelreflex aus dem Haus. Er war in den 90ern als Sänger-Songwriter in Italien erfolgreich unterwegs. Vor kurzem eröffnete der Vater einer gemeinsamen Tochter in Rankweil ein topmodernes Soundstudio, in dem Künstler wie Roberto Blanco, Al Walser oder der Schweizer Schlagerstar Natascha ein und aus gehen. Er arbeitete mit Musikgrößen wie Tony Hadley (Spandau Ballett), Steven Bernstein, Don Byron oder Corona (im Moment ein Name der durch die Medien geht, jedoch nichts mit diesen Musikern gemein hat, Anmerkung). Im Gsi.News-Interview sprechen sie vor allem darüber, wie sehr sie sich ins Ländle verliebt haben – allem voran in Trachten, Traditionen und Tirolerknödel.

Il puro amore: Marco liegt seiner Marcella stets zu Füßen

Gsi.News Marcella, Sie sind mittlerweile über zwanzig Jahre in Vorarlberg. Was gefällt Ihnen am Ländle so besonders und vermissen Sie manchmal auch etwas?

Marcella: Vorarlberg ist meine neue Heimat. Hier fühl ich mich zuhause, denn nicht nur das Land und dessen Kultur, sondern die Menschen, die hier leben, geben mir ein Gefühl der Zugehörigkeit, denn man ist mir hier stets freundlich begegnet. Es ist auch der Blick auf die Berge und die kulinarischen Leckerbissen, was Vorarlberg zu bieten hat. Ich koche nämlich auch gerne typische Rezepte der regionalen Küche und esse einfach alles, angefangen von Blutwurst, Kässpätzle, Riebel, Kaiserschmarren, Gulasch und allen möglichen Suppen (lacht). Seit meiner Kindheit träume ich davon, wie Heidi in den Bergen zu leben. Darum habe ich dem Meer und Sizilien den Rücken zugekehrt, obwohl ich ab und zu Dinge von dort vermisse. Dazu gehören Spezialitäten vom Konditor, der Geruch der Landschaft und vom Meer. Aber all diese Erinnerungen aus meiner Kindheit in Süditalien trage ich stets in meinem Herzen.

Gsi.News: Marco, im Vergleich zu Ihrer Frau sind Sie noch nicht so lange im Land. Vor sechs Jahren sind Sie von der Ewigen Stadt Rom ins ländliche Vorarlberg gezogen. Wie ging es Ihnen rückblickend dabei?

Marco: Das war ein drastischer Wechsel, aber ich habe nie daran gezweifelt, dass es der richtige Schritt ist. Hier in Vorarlberg hat sich mein Leben komplett verändert. Allein der Gedanke, dass meine Tochter inmitten von Wiesen und Wäldern aufwachsen kann und im Gegensatz zu typischen Stadtkindern weiß, wie eine Kuh aussieht, macht mich glücklich. Wir sind privilegiert, dass wir an einem so schönen Flecken Erde leben dürfen, wo es ruhig ist, man sich optimal erholen kann und ich ungestört komponieren kann. Mittlerweile habe ich schon mehrere Lieder auf Deutsch geschrieben, was auch dieser positiven Grundstimmung zu verdanken ist, die ich erlebe, seit ich meinen Wohnsitz ins Ländle verlegt habe.

Gsi.News: Und welches sind die größten Herausforderungen für zwei Italiener wie Ihnen?

Marcella: Die eigenen Wurzeln zu behalten und gleichzeitig offen zu sein für eine neue Kultur und Tradition. Seit ich in Vorarlberg lebe, sehe ich viele Dinge, die in Italien geschehen, anders. Ein großer Unterschied zu hier ist nämlich, dass der zwischenmenschliche Kontakt leider verloren ging. Wenn ich selber Italien kritisiere ist das für mich in Ordnung. Wenn ein Vorarlberger hingegen über „die Italiener“ schimpft, dann ist es etwas anderes und ich ergreife unterbewusst immer Partei.

Gsi.News: In Rankweil haben Sie das Studio “Colosseum Sound Factory” eröffnet. Was genau machen Sie dort?

Marco: Im Studio können wir den ganzen Prozess angefangen vom Songwriting über das Arrangement, Mix, Mastering bis zum fertigen Lied mit CD-Cover abdecken. Neben klassischen Aufnahmen aller Genres machen wir auch Filmmusik, Videospiele und geben darüber hinaus noch Gesangsunterricht. Wir sind so individuell wie unsere Kunden, ganz gleich ob Anfänger, Fortgeschrittener, Hobbysänger oder Popstar. Themen wie richtige Atem- und Gesangstechnik, Ausdruck oder Performance werden bei uns groß geschrieben. Es sollte dann keine Brüche in der Stimme oder Probleme bei hohen Noten mehr geben, sondern ein größerer Stimmumfang erzielt, Töne besser getroffen und die Bühnenpräsenz sicherer werden. Bei uns lernen die Kunden was es heißt, Musik wirklich zu spüren.

Marco Adami (rechts) im Studio in Rankweil.

Marcella: Ich mache Fotos für Promos oder Plattencover, aber auch kurze Videos von der Arbeit im Studio, welche eine schöne Erinnerung darstellen. Ab und zu sitze ich auch am Mischpult und helfe meinem Mann mit den Aufnahmen. Wir schreiben aber auch für jeden persönlich ein Lied: Zum Beispiel können Interessierte zum Valentinstag, Geburtstag oder Hochzeitstag ihre ganz individuelle Liebesgeschichte an uns schicken und wir komponieren daraus ein fertiges Lied. In Italien hatte Marco Kinder im Studio, welche später im nationalen Fernsehen RAI aufgetreten sind. Obwohl es nie zu spät ist, mit Musik und Songwriting zu beginnen, möchten wir auch ganz junge Talente hier in Vorarlberg fördern und durch unsere Arbeit unterstützen.

Gsi.News: Welche konkreten Ziele verfolgen Sie hier in Vorarlberg?

Marco: Vorarlberg ist ein Ort, an dem Tradition mit Moderne verschmilzt. Dies gefällt mir ganz gut. Für mich steht außer Frage, dass wenn ich an einen fremden Ort ziehe, ich mich an die dort vorherrschenden Gepflogenheiten anpassen und nicht der Ort sich mir fügen muss. Ich versuche daher auch volkstümliche Musik aus dem Ländle mit aktuellen Elektrobeats zu mischen. Das Experimentieren mit verschiedenen Musikstilen gehört zu meinen Leidenschaften. Darüber hinaus möchte ich meine Deutschkenntnisse verbessern und den Vorarlberger Dialekt erlernen. Die wichtigsten Wörter kenne ich bereits (lacht).

Marcella: Als ich hierhergekommen bin, musste ich immer wieder denselben Satz wiederholen: „Oh dio, ché bello! (Oh Gott, wie schön!) Gemeint ist das Land, das mich bis zum heutigen Tag völlig fasziniert. In jedem Brief, den ich damals an meine Mama schrieb, brachte ich meine Faszination für Vorarlberg zum Ausdruck. „Mama, ich lebe jetzt in einem Wunderland umgeben von Bergen, Wasserfällen, Flüssen und Seen“ schrieb ich ihr immer wieder. Ich fühlte mich wie eine Märchenprinzessin. Wie sich die Jahreszeiten verändern, der erste Schnee – hier in Vorarlberg habe ich die Welt auf einmal anders gesehen, als Wunder, eben mit dem Augen eines Kindes.

Gsi.News: Marcella, Ihre Leidenschaft ist die Fotografie. Neben dem Soundstudio befindet sich Ihr Fotostudio. Wer kann alles zu Ihnen kommen?

Marcella: Zu Marco kommen Menschen, die mit Musik arbeiten möchten. Zu mir können alle kommen, nicht nur solche, die eine CD aufnehmen möchten, sondern auch wenn es um Schwangerschafts- oder Babyfotos, Familienfotos oder Portraits geht. Wir können aber auch in den eigenen vier Wänden arbeiten und ich komme dann zu meinen Kunden nach Hause.

Gsi.News: Welche Ratschläge können Sie jungen musikbegeisterten Kindern und Jugendlichen geben?

Marco: Jeden Tag fleißig üben, üben, üben. Und nicht glauben, dass Erfolg etwas ist, das vom Himmel fällt – so wie es in zahlreichen Talentshows im Fernsehen ständig demonstriert wird. Wichtig ist zudem, nicht aufgeben, wenn die erste Schwierigkeit kommt, sondern kritisch akzeptieren, an sich weiterarbeiten und vor allem: An sich selbst glauben!

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