Susis Gedankenwelt # 7: Corona und Klopapier

Eine Flasche Wein und Sommerurlaub

Heute ist zwar nicht Sonntag, sondern Montag, aber die Umstände erlauben es, dass wir außertourlich einen eilmeldigen Kolumnentext von unserer Top-Kolumnisitin Susi (Lydia Gaßner) bringen zum Thema, das alle Welt beschäftigt:

Es ist 4 Uhr morgens und meine Blase gehört schnellstens geleert. Meine Blicke wandern über meine Kinder, die wie Mikado-Stäbchen quer im Bett verteilt sind. Ich ziehe ganz langsam meinen Fuß heraus und schleiche wie ein Ninja aus dem Raum ins Badezimmer. Nun sitze ich da und was tue ich? Ja, genau! Während ich am Klo sitze, blicke ich mit zusammengekniffenem Auge auf mein Handy, um zu sehen, wie viele Infizierte es bereits gibt. Genau! Dann lese ich noch weitere alarmierende Nachrichten. Sehr schlau von mir, damit ich dann bis 6 Uhr morgens vor lauter Schiss nicht schlafen kann. Und dann wachen die Kinder auf, und dann gehts los: Der tägliche Wahnsinn mit Kinder und Mann, da alle zuhause verweilen. Meine Größere ist da viel schlauer, die träumt einfach von Elefanten in Afrika.

Viele Leute stürmten die letzten Tage die Geschäfte, als ob das neue iPhone herausgekommen wäre. Panische Hysterie und Massenangst. Weltuntergangsstimmung. Männer ziehen in den Krieg. Die Psyche des Menschen ist schon immer interessant gewesen. Letztens habe ich mir noch Gedanken darüber gemacht, dass Frauen und Mütter wie ausgehungerte Zombies Donnerstags morgens in den Discounter, wenn es wieder „Matschhäs und Gummistiefile“ gibt, flitzen. Jetzt stürmen ALLE schnell in die Geschäfte um Klopapier und Nudeln zu kaufen. Warum verdammt nochmal Klopapier? Sperrt man sich jetzt in ein Dixi-Klo ein mit einem Gaskocher wie ein typischer Festivalgeher und haut drei Wochen lang jeden Tag Spaghetti rein und unten wieder raus? Oder wickelt man sich etwa in Klopapier ein? Was hat man mit dem Klopapier vor? In 30 Jahren wird vielleicht in Geschichtsbüchern stehen, neben den täglichen Hungersnöten und Kriegen in Afrika,  neben den ganzen Flüchtlingsströmen – da hat jeder wahrscheinlich auch sein eigenes Klopapier mit und vielleicht eine Packung Reis – dass die schlauen Österreicher das Coronavirus nur mithilfe von dreilagigem Toilettenpapier überstehen konnten. Daneben noch der erste Buchdruck Johann Gutenbergs von Mona Lisa.

Einige Menschen haben noch den Wurstigkeits-Faktor „Scheiß di ned an, i dua Fuaßboispühn und geh nochher in de Disco!“ –  „Ja, schneibt’s es eich noch?“ würde meine Mutter dazu sagen,  denn so egal kann das doch nicht sein. Ach, dunkel erinnere ich mich noch an die versoffenen Disconächte in der „vor der Kinderzeit“, in der der Captain kommt und wir Mädels einen Gratiscocktail nach dem anderen schlürften. Verheerende Nächte, und die Polterfeier am nächsten Abend mussten wir etwas ruhiger angehen. Und da ich schon fast 35 bin – ja, ich weiß, ich bin alt, das musste ich mir bereits anhören – sind diese Zeiten schon lange her.

Eigentlich möchte man doch nur wie ein kleines Kind, das Angst vor Monster unter dem Bett hat, in den Arm genommen werden und die beruhigenden Worte hören, dass alles gut wird, oder nicht? Dass alles nicht so schlimm ist, dass das alles nur ein böser Traum ist und man wacht einfach wieder auf und kann wieder den normalen Dingen nachgehen.

Vielleicht gehe ich nachher noch in den Keller, klettere über den riesen Berg an Klopapier und Nudeln, die wir in den letzten Tagen wie wild gehamstert haben, und miste unseren Wein aus. Ja, vielleicht sitze ich nachher bei diesem schönen Wetter auf die Terrasse, neben dem Hund, leere mal schön eine Flasche und plane den nächsten Sommerurlaub. Das entspannt. Denke ich.

PS: Bitte, ich möchte mich keinesfalls lustig über unsere aktuelle Situation machen. Ich glaube, gerade jetzt ist Humor und Ablenkung gut. Und unter keinen Umständen möchte ich jemanden zum Trinken verleiten. Ich wünsche allen alles Gute!

Hier gehts zur Kolumne #8:

https://www.gsi-news.at/2020/03/20/susis-gedankenwelt-7/
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