Zusammenfassende Rezension zu den ersten drei Staffeln von „The Expance“ als Amazon-Prime-Serie
Durch die Entwicklung eines neuen Antriebes ist es der Menschheit möglich geworden, in vertretbarer Zeit bis zu Jupiter und Saturn bzw. ihren Monden zu fliegen. Insbesondere aber im Asteroidengürtel werden wichtige Erze usw. abgebaut. Dort leben die Menschen seit ein paar Generationen und haben sich körperlich verändert, klar, geringere Schwerkraft. Auch die Mars-Kolonie entfremdet sich von „Mutter Erde“. Das führt zu Spannungen. Ein Saturnmond allerdings birgt ein Geheimnis, denn er ist kein natürlicher Mond, er wurde von ca. 2 Milliarden Jahren auf seinem vorausberechneten Weg zur Erde vom Saturn und seiner Schwerkraft einfach abgefangen. Und tief in seinem Inneren wartet das „Protomolekül“ darauf, sich endlich in lebendem Gewebe auszubreiten und es gemäß seinem Plan zu nutzen. Es wird zufällig gefunden und die Firma Protogen wittert das Geschäft ihres Lebens: gezielte Umprogrammierung aller Lebensformen, Supersoldaten usw. Um das in Heimlichkeit zu verwirklichen, verstricken Sie den Gürtel, den Mars und die Erde in einen Krieg, da fällt es nicht so auf, wenn 1,5 Millionen Menschen auf Eros sterben. Anfangs unfreiwilliger und sich dessen noch einmal bewusster Helfer ist James Holden (gespielt von Steven Strait), der dann zum erbitterten Gegner wird.
Obwohl es eine wirklich lange, umfangreiche und durchaus verwickelte Geschichte ist, ist sie an einigen Punkten gut fest zu machen. Erzählt wird die Geschichte von 4 Personen die sich im Laufe der drei Staffeln weiter entwickeln. Natürlich tun das die anderen Mitwirkenden ebenso, aber unterm Strich bleibt bei den 4 Fixpunkten.
An allererster Stelle steht natürlich James Holden, eigentlich stellvertetender Kommandant auf einem Eisfrachter, der Eis für die Wasserversorgung von Ceres befördert. Der Frachter wird zerstört, Holden und 4 Crewmitglieder überleben in einem Shuttle. Damit ist Holden jetzt Captain. Er ist von der Erde, anfangs etwas naiv und verbreitet alles, was er über die Angriffe weiß ohne darüber nachzudenken. In der Folge aber wird er mehr und mehr in die Ereignisse involviert, wird zum Akteur und bringt mehr und mehr Geheimnisse um die Firma Protogen und ihre Ziele ans Licht.
Spoiler Anfang
Schließlich wird er die einzige menschliche Person, die in der Lage ist, mit dem sich entwickelten Protomolekül zumindest so weit umzugehen, dass er dessen gar nicht aggressiven Grundansichten verstehen und erfolgreich weitergeben kann. Damit endet die dritte Staffel, Happy End. (Willkommen in Staffel 4)
Spoiler Ende
Die zweite tragende Figur ist Miller (genial gespielt von Thomas Jane), obwohl er in der zweiten Staffel stirbt. Denn er kommt wieder. Miller ist ein desillusionierter privater Cop auf Ceres, der einen Zusatzauftrag seiner Firma erhält: „Finden Sie doch bitte die Tochter eines unserer Anteilseigner, und schaffen Sie sie zur Erde zurück. Aber geben Sie sich nicht zu große Mühe damit.“ Doch genau Letzteres tut Miller, er vertieft sich mehr und mehr in das Leben der Julie Mao, findet heraus, dass sie ebenfalls mit der Vernichtung des Eisfrachters verknüpft ist und findet heraus, dass sie sich auf Eros versteckt hält, einem Kasino-Asteroiden. Dort findet er auch Holden und das, was von Julie übriggeblieben ist, denn das Protomolekül hat sie erwischt. Miller will Rache, Holden will Gerechtigkeit. Miller opfert sich für die Erde, für die Menschheit und überzeugt das, was von Julie als Intelligenz geblieben ist, den umfunktionierten Asteroiden Eros nicht auf die Erde sondern auf die Venus zu steuern. Einschlag. Bumm. Doch das Protomolekül, das ja auf Einzeller auf der Erde eingestellt war, nutzt jetzt „Miller“ als Geist für James Holden, um ihm in der Folge heimzusuchen und ihm rätselhafte Tipps zu geben.
Die dritte tragende Figur ist Chrisjen Avasarala (gespielt von Shohreh Aghdashloo) , eigentlich in der hinteren zweiten Reihe der Verantwortlichen auf der Erde stehend, aber extrem aufmerksam. Sie ist es, die sich Jules-Pierre Mao, den Chef von Protogen, vornimmt. Sie deckt die Intrigen, die bis ins höchste Staatsamt führen, auf und überlebt das geplante Attentat. Am Ende sitzt sie selbst im Chefsessel. Auf dem Weg dahin geht sie immer neue kurzzeitige „unmögliche“ bis hin zu verbotene Bündnisse ein, mit James Holden, mit den Vertretern der Asteroiden, die ihre Unabhängigkeit erkämpfen wollen und mit Bobby Draper, der vierten Hauptperson.
Roberta „Bobby“ Draper (Frankie Adams) ist anfangs eine sture Elitesoldatin des Mars, doch sie erblickt und überlebt den ersten „Supersoldaten“, der ohne Raumanzug und scheinbar unverwundbar zwei gut bewaffnete Einheiten auf einer athmosphärelosen Mondoberfläche niedermetzelt. Als das vertuscht werden soll, beginnt sie zu zweifeln. Sie wird neugierg und Avasarala und dann Holden helfen ihr weiter, umgekehrt stellt sie ihre Kampferfahrung in deren Dienste. Auf dem Mars bei ihren Vorgesetzten kommt das allerdings gar nicht gut an.
Es ist eine spannende Geschichte, eine wirklich gute „Was wäre wenn“-Geschichte. Sie entwickelt eigentlich alle ihre Protagonisten sinnvoll weiter, nicht nur die hier aufgeführten. Sie ist im Großen du Ganzen in sich logisch und extrem spannend, aber das schrieb ich ja schon.
Der einzige winzige Kritikpunkt sind die Staffelenden im Vergleich zur gleichnamigen dreiteiligen Buchreihe. Buch 1 endet erst zur Hälfte von Staffel zwei, ebenso Buch 2, das in Staffel drei endet. Damit wird das dritte Buch doch arg verkürzt, die anderen dagegen prima erweitert.
Einfach ne geile Serie, von Anfang bis Ende. Stimme ihnen zu.
Danke, haben Sie auch die 4. Staffel gesehen?