Hurra Hurra – Ich flieg mit Picard

Ja, so dichteten und sangen JBO schon 1997. Davor gab es von 1987 bis 1994 insgesamt 178 Folgen auf 7 Staffeln verteilt mit Jean-Luc Picard (Patrick Stewart) als Captain der U.S.S. Enterprise. Und im Jahr 2020 erfüllt Amazon allen Trekkies den sehnlichen Wunsch nach einer Wiederauferstehung von Jean-Luc Picard. Doch sollte wirklich jeder Wunsch in Erfüllung gehen?

Wer eine Lobhudelei, die eine Winzigkeit Kritik enthält, für diese Staffel sucht, dem empfehle ich den Bericht bei „Quotenmeter“. Insgesamt eburteile ich diese Serie deutlich schlechter aber stimme mit dem Autor aber darin überein, dass die ersten drei Folgen absolut vielversprechend waren. Aber dann …

Es ging wirklich gut los, ein alter Picard, der standesgemäß auf einem französischen Weingut lebt, wird von seiner Vergangenheit eingeholt, seinem großen Scheitern beim Retten der Romulaner und des Verbotes aller Androiden. Und das, wo er doch so ein gutes Verhältnis zu Data hatte. Und dann taucht plötzlich diese „Tochter“ von Data auf, ein menschlicher Androide, dessen übermenschliche Kräfte erst durch Lebensgefahr entfesselt wurden. Doch bevor die beiden Hintergründe aufdecken können, wird sie bereits vom romulanischen Geheimdienst auf der Erde liquidiert. Und Jean-Luc redet ohne Einfluss und ohne Beweise gegen Wände. Er entschließt sich, selbst Licht ins Dunkel zu bringen, denn Datas Tochter hat ja noch eine Schwester, die es zu finden und zu retten gilt. So weit, so gut, warum nicht.

Aber dann … (siehe oben) dann übertreiben es die Produzenten und Drehbuchautoren mit den Rückblenden, den Cameos und den zusätzlichen neuen Erzählsträngen. Und gegen Ende kommt dann heraus, dass das Androidenverbot infolge des Androidenaufstandes auf dem Mars und in dessen Folge wieder der Abbruch der Rettungsmission für die Romulaner und in dessen unmittelbarer Folge Picards Ausscheiden aus der Raumflotte (alles Rückblenden) auf einer simplen Verschwörung der Romulaner unter einer Sektiererin als Anführerin beruht, die weiterhin versucht, alle künstliche Intelligenz zu vernichten. Und dann ist da noch der Erzählstrang mit den Borgs, die einmal Picard in ihren Fängen hatten und der mit Seven of Nine. Weniger ist manchmal mehr und hier gilt: Viel weniger wäre viel mehr. Ein überlanger Kinofilm, das wäre es vielleicht gewesen. Vielleicht.

Die vielen Logikbrüche und sachlichen Ungereimheiten lasse ich einmal aus, aber es gibt noch zwei weitere Kritikpunkte. Erstens diese grauenhaften bedeutungsschwangeren „endgültigen Sätze“: „Und: rufe mich nie mehr an!“ oder: „Danke, dass sie nicht versucht haben, es mir auszureden.“-„Hätte es denn etwas genützt?“-„Nein“-„Das wusste ich.“ Oder: „Das ist die einzige Warnung, die Sie bekommen. Geben Sie mir nur einen Grund, zu schießen …“ (In der Folge richten die Romulaner ihre Waffen auf die sie gerade so bedrohenden Föderationsschiffe aus, ohne dass geschossen wird!) Davon gibt es jede Menge.

SPOILER Beginn

Zweitens: am schlimmsten aber ist das Ende, Picard opfert sich edelmütig, da fließen die Tränen und es sind noch 17 Minuten nicht geschaut. Ich ahnte Schlimmstes und es wurde Wirklichkeit: Picards Auferstehung als menschlicher Androide mit ca. 10-20 Jahren weiterer Lebenszeit, bereit, noch zwei drei Staffeln mehr zu machen. BITTE NICHT.

Spoiler Ende

Demnächst dichten JBO „Auhauweia – Ich flieh vor Picard“

Thomas Bertram

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