Susis Gedankenwelt #11: Boimbesnsunda

Nochmal von vorne – der Boimbesnsunda

In unserer beliebten Kolumne geben wir Gastkommentatorin Susi (Lydia Gaßner), die ursprünglich aus Oberösterreich stammt und seit einiger Zeit in Gsiberg wohnt, jeden Sonntag Platz für ihre fantasievollen Texte, welche immer nach einer Prise Wahrheit verfasst werden.

„Mama, was is an Palmbeasa? Könnan ma mol oan macha?“

Okay. Der Palmsonntag steht vor der Tür. Meine Tochter weiß zwar nicht, was es ist und wozu er gut ist, aber sie möchte auch so einen Besen haben. Also gebe ich mir Mühe und blase einige Eier aus, um diese dann mit ihr und ihrer jüngeren Schwester zu bemalen. Und nachdem ich nach kurzen 10 Minuten Arbeiten anschließend gefühlte zwei Stunden unsere Küche und den Esstisch von rohen Eierresten und diversen Farbflecken entfernt habe, und die Kleinere von oben bis unten gewaschen habe, muss ich meiner Größeren noch versprechen, dass wir am nächsten Tag den Besen fertig machen. Schlauerweise habe ich den Hund bereits davor in Sicherheit gebracht, um ihn nicht in die Versuchung bringen zu können.

Als vierjähriges Kind, so erinnere ich mich noch wage, stand ich singend mit meinen Palmbuschen vor dem Altersheim und wedelte wie wild meinem auf einem Esel sitzenden Pfarrer, mit dem meine Tochter heute befreundet ist („Du bisch Mamas Freund. Du darfsch o min Freund si! Aber nur wenn du magsch.“) entgegen.

Viele Jahre danach verband ich Palmsonntag mit Ferien und Sonntag sowieso mit Ausschlafen und verkatert sein. Erst durch meine Tochter werde ich wieder „genötigt“, Utensilien für einen Palmbesen zu sammeln, und Ausschlafen gibt es sowieso auch nicht mehr. Jaja, man macht das ja auch irgendwie gerne. Und wie das so ist bei den Christen und den verschiedenen Bräuchen, gibts da ganz gewisse Regeln, wie die Palmbesen, die den Rest des Jahres als Talisman im Haus herumstehen und leider hauptsächlich Mist machen, zusammengebunden werden.

Also habe ich mir Google zu Rate gezogen, und schnell wird mir klar: Ich nehme einfach irgendwas aus dem Garten. Und zum Abschluss solle es noch ein violettes Band sein. Ok, meine Prinzessin will ein blaues Band. Jawohl, Herrscherin und Gebieterin, dein Wort sei mir Befehl! Gott sieht sicher schon meine Falten im Gesicht und meine übertönten grauen Haare, die mir durch die vielen anstrengenden Nachmittage gewachsen sind. Der hat sicher nichts dagegen. 

Beide Kinder rennen freudestrahlend mit den Palmbuschen durchs Haus. Dafür brauche ich kein GS-Siegel, denn meine Kinder prüfen meine Handarbeit auf Herz und Nieren. Und unser Hund frisst es einfach auf. Beweise vernichtet, perfekt aufeinander abgestimmt.

Und ich frage mich dabei, warum kommt man bloß auf die Idee, Ostersträuche und Weihnachtsbäume aufzustellen? Denn mit kleinen Kindern muss alles sicher mindestens auf zwei Meter Höhe gestellt werden, am besten an der Decke aufgehängt werden.

Abends hole ich im Dunkeln irgendwelche Äste aus dem Garten und fange nochmal von vorne an.

Einen schönen Palmsonntag wünscht euch die Susi!

Unter der Rubrik „Kolumne“ haben unsere Gastkommentatoren Raum für ihre persönliche Meinung. Diese mus snicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. Gsi.News übernimmt auch keine Gewähr für Richtigkeit, Korrektheit und Vollständigkeit des jeweiligen Inhaltes.

Hier gehts zur Kolumne #12:

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