Laut Fahrplan des Bildungsministeriums findet die Zentralmatura mit besonderen Bedingungen hinsichtlich der Bewertung und Durchführung statt: Schriftliche Matura mit drei Fächern, mündliche Matura darf auf Wunsch gemacht werden. Anhand eines „Hygiene-Handbuches“ liegen verbindliche Regelungen während der Zentralmatura fest. Der Unterricht für Maturaklassen beginnt am 4. Mai 2020, die schriftliche Matura – welche eigentlich viel früher stattgefunden hätte- beginnt nun am 25. 5. 2020 und wird in drei Prüfungsgebieten durchgeführt. (Bundesministerium; Corona Matura Fahrplan 2019/2020)
Gsi.News hat sich mit Marie (19, Tourismusschule), Nadine (18, HAK) und Marlene (18, Pädagogische Hochschule, die bereits die Matura hinter sich hat), persönlich zum aktuellen Thema unterhalten.
Die Anmeldungen für die Matura sowie die Entscheidung, wie viele Fächer schriftlich bzw. mündlich ihr wählt, habt ihr bereits im Dezember abgeben müssen. Jetzt hat sich alles geändert. Wie habt ihr die letzten Wochen Schulunterricht erleben können und welche Informationen hinsichtlich Matura habt ihr bisher bekommen?
Marie: Zuerst hieß es, kommende Woche am Mittwoch (Anm.: 18. 3. 2020) wird die Schule geschlossen, doch dann kam spontan doch die Nachricht, Donnerstag ist zu (12. 3.), wir könnten unsere Sachen holen und müssten nun zuhause bleiben. Alle Lehrer stellen uns online Aufgaben bereit, wir machen viele Videokonferenzen, in denen wir die Lehrer sehen – die Mitschüler sehen wir nicht. Die Lehrer bemühen sich sehr, aber durch die geänderte Unterrichtsform gibt es mitunter Schwierigkeiten. In Mathematik sind wir mit dem Stoff noch nicht durch, den müssen wir uns jetzt selber zuhause beibringen und lernen.
Nadine: Es hatte einen Coronafall gegeben, somit hieß es, Donnerstag ab sofort zuhause. Das war eine blöde Situation, denn wir hatten keinen Kontakt mehr zu den Lehrern. Ich habe bereits im Herbst eine mündliche Vormatura gemacht, somit habe ich nur mehr zwei Fächer. Zum Thema Matura wurde uns bisher nichts gesagt, es war alles ungewiss, wie es weitergehen soll. In den letzten Wochen haben wir viele Aufgaben online erledigen müssen. Wie immer hängt viel vom Lehrer ab. Während der Unterrichtszeit konnten wir die Lehrer kontaktieren, wir haben viel über Onlineplattformen gemacht. Manche Lehrer waren besonders bemüht, die stellten uns jederzeit Rede und Antwort.
Marlene: Ja, die Mathematikmatura war schwer, aber es gibt die Zentralmatura, somit können Lehrer hier nichts ändern. Auch wir bekommen an der PH Online Arbeitsaufträge und es gibt auch Videokonferenzen zu den jeweiligen Vorlesestunden.
Also müsst ihr zuhause mehr tun als wenn ihr normal Schule hättet?
Marlene: Ich finde es etwas komisch, zuhause im Zimmer Videokonferenzen zu führen, denn es ist mein Zimmer, mein Rückzugsort. Ich fühle mich doch immer recht angespannt, denn man hat das Gefühl, man muss immer etwas machen. Es macht einen großen Unterschied, ob man zuhause ist oder in einer pädagogischen Einrichtung.
Nadine: Ja, zuhause haben wir viel mehr zu lernen. In der Schule hört man einfach mal nicht zu, oder lässt sich einfach berieseln. Zuhause hänge ich mich viel mehr hinein. Die Tests fehlen und ich weiß, es geht um viel. In der Schule wäre ich nicht so produktiv, aber ich wäre sehr froh, wenn ich wieder in die Schule gehen könnte.
Marie: Ja, es gibt viel mehr zu tun zuhause: Ich bin zuhause viel produktiver. Aber es wäre auch toll, wenn man ab und zu in die Schule könnte und den Lehrer zum Beispiel gerade in Mathematik etwas fragen könnte. Es fehlt schon der direkte Kontakt.
Hättet ihr gerne die Matura zu einem späteren Zeitpunkt?
Marie: Ja.
Nadine: Ja, in den drei Wochen Schule müssen wir noch Schularbeiten nachholen, aber nur die Maturafächer, das wird alles sehr knapp und stressig. Eigentlich hätten wir schon etwas früher die Schularbeiten gehabt. Die Matura wäre bereits in der ersten Maiwoche gewesen.
Gibt es Ängste, dass es eine „Light“ Matura ist, und dass diese weniger Anerkennung bekommt?
Marie: Nein.
Nadine: Nein, ich denke nicht. Wir waren fünf Jahre in der Schule, wir haben eine Leistung erbracht, nicht nur die Matura zählt meiner Meinung nach.
Marlene: Vermutlich heißt es „Coronamatura“: Eure war so schwer oder eure war zu leicht.
Was ist mit der Maturareise? Irgendwie kann man sich darauf gar nicht freuen?
Marlene: Wir waren direkt nach der mündlichen Matura in Bulgarien am Goldstrand all inklusive.
Marie: Nein, die Vorfreude ist betrübt. Die Reise nach Kreta ist gebucht, vielleicht fliegen wir ja doch noch Ende Juni?
Nadine: Auch wir haben eine Reise nach Mexiko im Juli gebucht, aber ich warte noch mit der Stornierung ab.
Ihr könnt nicht gut gemeinsam lernen, tut ihr es trotzdem?
Nadine: Wir lernen online gemeinsam.
Marie: Nächste Woche treffen wir uns dann irgendwie.
Was ist, wenn man sich mit Corona ansteckt, darf man dann trotzdem maturieren, oder darf man dann erst im Herbst antreten?
Marie: Das habe ich mich auch schon gefragt. Das wissen wir nicht.
Nadine: Ja, das wüsste ich auch gerne. Vielleicht muss man dann im Herbst kommen. Wir müssen ab kommende Woche wieder in die Schule – mit Abstand. Aber es weiß niemand, wie man das jetzt alles macht.
Wenn ihr in der Schule Kontakt zueinander habt, dann gäbe es ja wieder Quarantäne für alle?
Marie und Nadine: Ja, das ist alles sehr ungewiss.
Marlene, fühlst du dich etwas veräppelt? Findest du, dass die heurigen Maturanten es viel leichter haben?
Marlene: Ich bin froh, dass ich die Matura voriges Jahr gemacht habe. Kommt heuer vielleicht ein eigenes Zeugnis? Es ist komisch, dass die Matura nun nur schriftlich ist. Dass der mündliche Teil ausfällt, finde ich doch etwas fies. Das Auftreten vor der Kommission und das freie Reden ist auch eine Leistung. Ich kenne einige, denen es schwer fällt, und die haben es mitunter heuer einfach leichter und es ist auch ein Training für spätere Prüfungssituationen. Die Schüler können nichts dafür, sie werden es heuer etwas leichter haben, außer es fehlt ihnen noch Stoff.
Marie: Die mündliche Prüfung kann man freiwillig machen.
Nadine: Und die Kompensationsprüfung kann man auch noch machen, wenn man negativ ist.
Findet ihr es gut, dass in die Maturanote auch das restliche Schuljahr dazu bewertet wird?
Marie und Nadine: Ja, bei Zwischennoten bringt es sicher viel.
Deutsch könnte man – wenn man eine Themenverfehlung hat, und sonst aber recht gut gewesen ist – bestehen, aber was gibt es dann für eine Note?
Marie: Keine Ahnung.
Nadine: Eine Fünf. Jedoch 30 % werden angerechnet, aber eigentlich wissen wir es selber nicht. Das Halbjahrszeugnis zählt und die Mitarbeit in der Schule. Ich habe mir vorgenommen, mein Bestes zu geben. Ich finde es super, eigentlich sollte man alle Jahre miteinbeziehen.
Hauptsache man ist positiv, egal was für eine Note letztendlich im Zeugnis steht?
Nadine: Ich habe den Ehrgeiz: Ich möchte gute Noten haben!
Marie: Nach all dem Durcheinander momentan habe ich das Motto „Hauptsache erledigt“.
Vielen Dank für das Interview und alles Gute!
„Matura“ bedeutet ja schließlich „Reife“, also hängt euch rein!