Serie: In 18 Bildern durch das Schattenburgmuseum: Teil 4

© Schattenburg Feldkirch

Im heutigen vierten Teil unserer Serie, das beliebte Feldkircher Schattenburgmuseum aufgrund der Coronakrise zumindest virtuell besichtigen zu können, widmen wir uns dem sog. „kleinen Palas“ oder „bürgerlichen Saal“.

Die Baugeschichte des Palas ist bis heute noch nicht völlig geklärt. Vermutlich bildete der Kleine Saal jedoch seit 1614 mit dem Bürgerlichen Zimmer und der Neuen Burgkapelle eine Einheit, die erst in der Neuzeit auf die heutigen drei Räume aufgeteilt wurde.

Während der Keller (heute „Weinstube“), das Erdgeschoß (heute „Ritterstube der Gastwirtschaft) und Teile des 1. Obergeschoßes (Museumsbereich) noch in der 1. Hälfte des 15. Jh. entstanden sein dürften, erfolgte der Bau der oberen Stockwerke mit dem heutigen Festsaal und dem Dachwerk erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Der Nachweis dafür liegt in den für den Kapelleneingang verwendeten Hölzern, die für den Türstock im Jahr 1507 (d) geschlagene Hölzer belegt. Auch in der Vorarlberger Sagenwelt erfahren wir zu diesem Raum etwas. So soll angeblich eine vermauerte Tür auf eine Art Söller geführt haben. Damit könnte aber auch ein kleiner Richtung Süden angebauter Erker gemeint gewesen sein, der zumindest noch in alten Ansichten der Schattenburg aus dem 19. Jahrhundert überliefert ist.

Mehr als drei Meter Mauerstärke

Im Palas finden wir die stärksten Mauern der Burganlage, die in den Mauernischen bis über drei Meter dick sind. Eine beliebte Methode dies begreiflich zu machen, ist es bei Führungen mit Kindern die Mauerstärke durch Ausbreiten der Arme und Nachmessen feststellen zu lassen. Die starken Wände im Wohnbereich der Burg boten nicht nur Schutz, sondern sorgten auch für ein ausgeglichenes Raumklima bzw. angenehmere Temperaturen zu Zeiten ohne zentrale Heizanlage. Einen Vorteil hatte der Aufenthalt im Palas allerdings schon früher, er war eine der wenigen Räume, der mit einem sogenannten „Offenen oder Holländischen Kamin“ beheizt werden konnte. Beeindruckend sind neben der Stärke der Mauern auch die mächtigen Unterzugbalken und die wuchtige, tragende Holzsäule. Die Kupferstiche der beiden Vögte Ulrich von Schellenberg und Graf Jakob Hannibal von Hohenems über dem Kamin erinnern daran, dass nach dem Aussterben der Feldkircher Grafen von Montfort (1390) und dem Übergang Feldkirch an das Haus Habsburg Vögte in der Schattenburg residierten. Der Graf von Hohenems bewohnte ab 1570 mit seiner Familie die Burg und baute sie nach seinen Wünschen um.

Maskarons gegen jegliches Unheil

Auch der Kleine Saal kann mit interessantem Mobiliar, Gemälden und Kupferstichen sowie Holzbildhauereien aufwarten. Neben dem runden Tisch mit Rankenornamenten und geschnitzten Gesichtern an den Kreuzungspunkten, fallen Kindern meist zuerst die darum gruppierten Lehnsessel auf, die mit sogenannten Maskarons, Unheil abwendenden Fratzengesichtern, verziert sind. Sie sollten für die Bewohner als Schutzgeister dienen und sie vor jeglichem Unbill bewahren. Im gesamten Schattenburgmuseum treffen wir immer wieder auf solche Fratzen, sei es an der Tür ins Bürgerliche Zimmer oder am kleinen Stiegengeländer vom Gräfinnenzimmer ins Feldkirch Zimmer. Auch in Feldkirch selbst lassen sich bei einem Spaziergang durch die Innenstadt noch prächtige Haustüren mit Maskarons, wie z.B. in der Montfortgasse 3, entdecken.

Ein ganz hervorragendes Möbelstück stellt der Rokoko Aufsatzsekretär oder Tabernakelschrank aus dem Jahr 1721 dar. Es lohnt sich, seine kunstvollen Details näher zu betrachten, wie z. B. das aus mehreren Elfenbeinplatten zusammengesetzte und durch geschwärzte Gravierungen feinst gezeichnete Reiterbild. Vorlage für diese Darstellung von Francesco de Moncarda war ein weit verbreiteter Stich, dem wiederum ein Gemälde von Anthonis van Dyck (1599 – 1641) zugrunde lag. Angeblich stammt das Möbelstück von einer Seitenlinie der Habsburger und kam aus dem Besitz des über die Landesgrenzen hinaus bekannten Feldkircher Stadtarzt Dr. Josef Prader 1961 in den Besitz des Museumsvereines und trägt seitdem den Übernamen „Prader-Schrank“.

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