In Anlehnung an Jules Vernes „In 80 Tagen um die Welt“ bringen wir die exklusive Serie vom Feldkircher Schattenburgmuseum, das zurzeit aufgrund der Coronakrise nicht live, jedoch auf gsi.news digital besucht werden kann. Heute: Das Gräfinnenzimmer.
Bereits 1620 wird im Schattenburg-Inventar eine „Fräwlis-Kammer“ erwähnt, die zum damaligen Zeitpunkt an jener Stelle eingerichtet wurde, wo vorher die Burgkapelle gewesen war. Im heutigen Museum wird ebenfalls in diesem Raum versucht, ein von einem „Burgfräulein“ bewohntes Zimmer nachzustellen.
Auch hier gibt es für Historiker noch ungeklärte Elemente wie z.B. das an der Außenmauer, also Stadt abgewandten Seite befindliche rechteckige Fenster mit Segmentbogenabschluss, dessen Bedeutung aus der Zeit der religiösen Nutzung des Raums noch ungeklärt ist. Ein damit vergleichbares Fenster findet sich in der St. Magdalena-Kirche in Levis Richtung altes Siechenhaus. Dort wird vermutet, dass es sich entweder um eine Art „Seelenfenster“ oder aber um einen „Durchblick“ in den Altarraum für die Kranken handelte. Auch die mächtige Weichholzkassettendecke ist von Interesse, stammt sie doch aus dem alten, 1592 erbauten (und 1911 abgerissenen) ehemaligen Schießstand in der Feldkircher Au, dem heutigen Ganahl-Areal. Historische Spuren, nämlich Brandspuren vom Burgbrand 1965, zeigt auch die innere Türeinrahmung Richtung alte Burgkapelle. An dieses Ereignis – und die Rettung der Burg durch Hund Hasso, der die Burg und die Bewohner rettete, selbst aber an der Rauchgasvergiftung starb – erinnert eine Inschrift im Gärtlein des heute zugeschütteten Halsgrabens links vor dem Burgtor.
Himmelbett und Wiege
Doch nun zum wirklich anschaulichen Inventar des Gräfinnenzimmers, das durch das Ehebett mit hölzernen Baldachin, einer Kinderwiege, diversen Schränken und Bildern einen guten Eindruck seiner Verwendung vermittelt. Besonders das Himmelbett erregt immer wieder Bewunderung und Erstaunen, einerseits wegen der Bemalung, andrerseits wegen seiner Länge, besser gesagt eigentlich Kürze. Am Betthaupt erkennt man das gemalte Herz Jesu im Lorbeerkranz sowie jenes von Maria mit Rosen und Lilien. Diese Herzen wurden aus unheilabwehrenden Gründen und zur Bezeichnung der Männer- und Frauenseite im Bett gemalt. Angeblich war die Seite mit der Dornenkrone für den Ehemann, die mit einem Blumenkranz versehene Seite für die Ehefrau reserviert. An der Vorderkante des Bettes finden wir Lilienranken mit Heckenröslein. Geschlafen wurde auf einem Laubsack – und zwar mehr im Sitzen als im Liegen, so erklärt sich auch die Bettlänge – der jeden Herbst mit Laub aus dem Buchenwald am Ardetzenberg gefüllt wurde. Der hölzerne Baldachin oder Himmel schützte die Schläfer vor von der Decke herabfallendem Ungeziefer und diente auch als Ablage. So stammt das Sprichwort „Geld auf die hohe Kante legen“ genau von dieser Funktion. Ängste und Unkenntnis heute bekannter Zusammenhänge führten zur Verwendung unheilabweisender Symbole, die auch auf der kleinen Kinderwiege nicht fehlen. Einerseits schützte man das Kind im Sinne des christlichen Glaubens durch die Anbringung eines Marienmonogramms, zusätzlich verzichtete man aber auch nicht auf Aberglauben durch einen Druidenstern. Dem Pentagramm wurde unheilabweisende Bedeutung zugemessen, denn die Säuglingssterblichkeit war bis zum Ende des 19. Jh. sehr hoch.
Küachle-Stiftung der Catharina von Furtenbach
Nicht nur für Kinder, sondern auch Erwachsene ist das kleine Porträt der wohltätigen Catharina von Furtenbach (1531 – 1619) spannend. Sie gründete die sogenannte „Küachle-Stiftung“ mit dem Ziel, den Insassen des Stadtspitals einmal pro Woche „Hefeteig-Küchle“ zukommen zu lassen. Beim ehemaligen Spital handelt es sich um den niedrigen, rechten Gebäudeteil des heutigen Feldkircher Rathauses, der im oberen Stock noch die originale Raumaufteilung besitzt. Die Bewohner dieses Alters- und Pflegeheimes erhielten jeweils am Freitag ein Küachle – ähnlich den heute in der
Faschingszeit genossenen Krapfen – die Kosten dafür übernahm die bis in die Inflationszeit nach dem 1. Weltkrieg bestehende Stiftung.
Astronomische Uhr
Bei Führungen durch das Museum wird immer auch bei der Astronomischen Holzuhr (um 1700?), mit Kirchturm und Glocke, vermutlich aus dem ehemaligen Kloster „Valduna“ in Rankweil ein Halt eingelegt. Vier Bleigewichte treiben ebenso viele Uhrwerke an: Viertelstundenschlagwerk – Gehwerk (mit Pendel) – Stundenschlagwerk – Läutewerk. Eine Vielzahl an Anzeigen sticht dem Betrachter ins Auge, wovon neben der Anzeige der Monate (Tierkreiszeichen), Wochentage, Sonnenaufgangszeiten und Mondphasen besonders der große Kreis der Planetenjahre Bewunderung hervorruft. Diese gehen noch auf das Geozentrische Weltbild des Ptolemäus zurück und liegen der Auffassung des Abtes Dr. Mauritius Knauer (1613/14 – 1664), dem Ersteller des „100-jährigen Kalenders“ zugrunde, dass sich das Wetter alle sieben Jahre wiederhole. Unzählige, kaum nachvollziehbare Berechnungen der hölzernen Zahnräder dafür führen zu einem sieben Jahre dauernden Umlauf dieser Planetenanzeige.