Von Null auf 100, von eben auf gleich wurden die Kontakte zu den Jugendlichen von der persönlichen auf die digitale Ebene verlagert. Was tun die Jugendarbeiter und wie kommt es bei den Jugendlichen an? Wie lebt es sich in der digitalen Welt und in Zeiten von Social Distancing?
Gsi.News: Wie hast du die Umstellung von der Jugendarbeit auf digitale Jugendarbeit erlebt?
Jugendarbeiter Pascal Thaler: Für mich war es ein Sprung ins kalte Wasser. In den ersten Wochen haben wir alles auf einmal ausprobiert! Die anfängliche Euphorie hat aber auch gezeigt, wie anstrengend es sein kann, sechs Stunden aktiv online zu sein. Durch diese Erfahrungswerte konnten wir unsere Online-Angebote anpassen und die Nachfrage ist groß.
Gsi.News: Was hast du für Angebote gemacht?
Thaler: Videochats mit Jugendlichen, gemeinsames Online-Zocken, Video-Tutorials in Form von Livestreams, Belebung eines eigenen Discord-Webchats in dem sogar schon eine Jugendteamsitzung mit 18 Personen stattfand!
Gsi.News: Was hat gut funktioniert und was hat nicht so gut funktioniert?
Thaler: Was ich nicht gedacht hätte war, dass die Online-Sitzungen im Team, aber auch im Jugendteam so gut funktioniert haben. Die anfängliche Euphorie was sehr ermüdend mit der Zeit!
Gsi.News: Wie gehts es dir nach drei Wochen Online-Jugendarbeit?
Thaler: Natürlich freut man sich wieder auf die „analoge“ Jugendarbeit, aber für die Umstände geht es mir sehr gut mit der Onlinearbeit. Wir sind jetzt super organisiert und das Programm wird von den Jugendlichen gut angenommen.
961 Posts, 16.800 Klicks
Auch wenn das Jugendhaus Graf Hugo geschlossen ist, heißt dies nicht, dass wir nicht für die Jugendlichen da sind. Über unsere Online-Kanäle sind wir mit ihnen in Kontakt nutzen die aktuelle Situation, um das Handlungsfeld der „Digitalen Jugendarbeit“ auszubauen und neue, virtuelle Angebote zu setzen. Innerhalb von kürzester Zeit ist es durch den großartigen Einsatz der Jugendarbeiter gelungen, verschiedene Angebote auszuprobieren und umzusetzen. In den ersten fünf Wochen hatten wir bereits 961 Posts auf den verschiedenen Kanälen, die über 16800 Klicks hatten. Wir sind auf den sozialen Medien unterwegs, um zu informieren, den Jugendlichen alternative Freizeitmöglichkeiten zu bieten.
Das Team der Offenen Jugendarbeit Feldkirch ist weiterhin bemüht, die Jugendlichen in dieser Situation nicht allein zu lassen und bei Krisen zu unterstützen. Wir haben bereits 183 niederschwellige Beratungen durchgeführt. Diese reichen von Liebeskummer, Probleme in der Schule bis zu existentiellen Sorgen um den Beruf und die Wohnsituation. Wir verstehen uns als Brückenbauer zwischen den Jugendlichen und den anderen Beratungseinrichtungen, zu denen wir weitervermitteln bzw. mit denen wir uns vernetzen.
Wir haben festgestellt, dass vor allem Familien mit Migrationshintergrund besonderen Beratungsbedarf haben, da die existentiellen Sorgen und die Sprachbarrieren besonders groß sind. Unsere zwei Mitarbeiter beraten auf Arabisch, Türkisch und Kurdisch.
Diese Ausnahmesituation wird noch etwas anhalten und die Offene Jugendarbeit wird mit ihren Fähigkeiten weiterhin, teilweise sogar noch dringender gebraucht.
Kontakt: Instagram.com/grafhugo_OJAF, Snapchat: Graf_Hugo Facebook.com/offenejugendarbeitfeldkirch