Susis Gedankenwelt #16: Mutters Tulpendiebe

Der heutige Sonntag ist der Tag aller Mütter. Dies nahm auch unsere beliebte Kolumnistin Susi zum Anlass und verfasste eigens für die Gsi.News-Lesergemeinde folgenden Text. Viel Vergnügen!

Mutters Tulpendiebe

„Mama, i han was für di fürn Muttertag baschtelt! Aber des darfsch du nu ned seha, des is a Überraschung!“

Jedes Jahr denke ich sofort an den Film „Muttertag – die härtere Komödie“ mit Roland Düringer („Hot si si auf a Glosscheam gsitzt?“, „I sogs glei, i woa des ned, dea si aufs Mearschweindl gsitzt hod“) den wir uns mehrmals in Religion anschauen konnten. Nun liege ich butzmunter im Bett, aus der Küche höre ich Geschrei, Teller klirren und scheppern und „was-weiß-ich-noch-alles“. Mein lieber Mann und Kinder werken wie die Wilden und ich müsste eigentlich schon längst aufs Klo, darf aber nicht aufstehen, weil „weißt du Mama, es ist Muttertag, da musst du den ganzen Tag liegen bleiben!“

Zum Muttertag, zum Muttertag, sag ich dir, dass ich dich mag,

sag ich dir, dass ich dich brauch, und den Papa auch!

Jahrein, jahraus war das DER Spruch, den ich seit Kindertagen aufsage, dazu noch ein gepflückter Blumenstrauß, den ich bei Schönwetter morgens mit meinen Papa von der Blumenwiese in der Nähe unseres Hauses gepflückt habe. Wenn es zeitlich oder wetterbedingt etwas schneller gehen musste, suchten wir im Garten Blumen („Hobst es mir leicht jetzt de einzigen Tulpen, de was worn san, obbrockt??!!!“). Und dann das Frühstück, das war natürlich 1 A hammermäßig toll: Brot, Butter und Marmelade – was braucht Mama da mehr und das selbstgebastelte, halbfertige Zeugs aus dem Werkunterricht, das mir meinen Mutter mitunter sowieso schon vorab selber fertig genäht, gehäkelt oder gestrickt (der Unterschied ist mir bis heute nicht ganz klar) hat, gefiel ihr sonderbar immer grandios. Jaja, und danach noch Tisch abräumen und fertig ist die Muttertagsarbeit für die Kinder. Danach bereitete meine Mutter in größter Eile, denn es war ja bereits halb 11 nach der ganzen Prozedur  (das Bra’l braucht seine Zeit!) das Mittagessen vor.

Und nun stehen mir diese besonderen Tage bevor und darf sie über mich ergehen lassen. Aber so ist das, die eigenen Kinder können ja herumschnippseln und zeichnen was sie wollen, und wenn es nur irgendwelche Punkte und Striche auf dem weißen Papier sind, bei ihren kleinen niedlichen Äuglein und ihren putzigen Stimmchen „Einen schönen Muttertag Mamilein. Ich hab dich lieb“, da steht mir doch wie blöd vor Freude das Wasser in den Augen (diese Evolution: andere fremde Kinder frisst man auf, die eigenen bis 12 nicht). Und auf die Frage „Was hast du Mama? Hast du dir wehgetan?“ würde ich fast antworten: „Nein, mein Schatz. Du hast mir nur meinen Boden unter den Füßen weggerissen bei deinen ersten Anblick und den Atem geraubt durch deine bloße Anwesenheit, aus dem Bauch heraus direkt ins Herz. Du weißt gar nicht, wie mächtig du als kleines Geschöpf warst und immer noch bist!“  Fast würde ich es antworten, stattdessen nehme ich die kleinen in den Arm und murmle „Aua Finga.“ An dieser Stelle schüttelt mein Mann einfach nur den Kopf. Was ist an so einer Zeichnung mit 3 Strichen so besonders? Kinder kriegen, bis zur Erschöpfung und weiter hinaus für ein Kind existieren – keine Ahnung haben die Männer davon. Aber die kleinen Kinder animieren, die schönen Blumen im Garten abzureißen, das können sie.

Allen Müttern, und ganz besonders meiner Mutter, denn dieses Jahr kann ich leider nicht persönlich die Tulpen im Garten stehlen, wünsche ich einen schönen Muttertag!

Hier gehts zur Kolumne #17:

https://www.gsi-news.at/2020/05/17/susis-gedankenwelt-16-ode-an-die-fickuebung/
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