Da die Museum aufgrund der Covid-19-Pandemie über mehrere Wochen geschlossen waren, laden wir die Gsi.News-Lesergemeinde zu einem virtuellen Rundgang in Anlehnung an Jules Vernes „In 80 Tagen um die Welt“ durch das Feldkircher Schattenburgmuseum. Im heutigen vorletzten Teil der Serie begeben wir uns in die sogenannte Türmerstube:
Die heutige, besonders wohnlich eingerichtete Türmerstube diente in der Vergangenheit völlig unterschiedlichen Verwendungszwecken. So nannten die alten Burgbewohner diese Stube auch „Franzosenzimmer“, weil hier offensichtlich nach dem 2. Weltkrieg französische Soldaten einquartiert gewesen waren.
Ebenso war der Name „Mannschaftsraum“ in Verwendung, was darauf hinweist, dass auch schon früher einquartierte Soldaten hier ihren Schlafraum hatten. Der bekannte Feldkircher Historiker Dr. Andreas Ulmer beschrieb bereits im Jahr 1927 die darin befindlichen Pritschen, Brotgestelle sowie verschiedene militärischen Ausrüstungen, die auf die Bestimmung des Raumes hinwiesen. Grund dafür dürfte der Kamin sein, denn die Türmerstube war einer der wenigen – direkt vom Stiegenhaus – beheizbaren Räume der Burg.
Nachdem 1953 die Schattenburg wieder in die Verwaltung der Stadt Feldkirch übergeben wurde, diente die heutige behaglich mit Möbeln aus dem 18. und 19. Jahrhundert eingerichtete Türmerstube mit dem Wohnbereich (links) und dem Schlafbereich (rechts) unterschiedlichen Zwecken. Mal Depot, dann Arbeitszimmer des Museumsvereins, dann wieder Depot, es fand sich immer eine der damaligen Zeit angepasste Aufgabe.
Wohnlich eingerichtete Stube Heute befinden sich dort wunderschöne Möbel. Am Esstisch mit Schieferplatte, auf dem heiße Töpfe und Pfannen unbeschadet abgestellt werden konnten, sieht der Besucher eine Teigschüssel mit Schaufel sowie eine sogenannte Brotgrommel. Mit dieser Art Brotmesser konnte hart gewordenes Brot zerkleinert und als „Milch- oder Kaffeebröckle“ bzw. als Brotsuppe genossen werden. Dahinter finden wir einen wunderschönen Brautschrank mit Zitaten und bildlichen Darstellungen aus der Bibel sowie Landschaftsbildern in Grisailletechnik an den Seitenwänden. Als Grisaille, abgeleitet von der französischen Bezeichnung für grau, bezeichnet man eine Malerei, die ausschließlich in Grau, Weiß und Schwarz ausgeführt ist. Solche Brautschränke schenkte meist der Vater bei der Hochzeit seiner Tochter, die Mutter hingegen füllte diesen mit der jahrelang vorbereiteten Aussteuer. Am Hochzeitstag wurde der Brautschrank schließlich auf ein Fuhrwerk gestellt und durch das Dorf zum neuen Heim der Braut gefahren.
Auch in diesem Zimmer befinden sich Gemälde und Bilder wie z.B. das Votivbild „Sippschaft Jesu“ oder die Darstellung von Hausierern und Bettlern, daneben auch Porträts von Feldkircher Malern wie Franz Joseph Walser, Raimund Gissinger oder Hubert von Zwickle. Im Schlafbereich auf der rechten Seite des Raumes findet ein schrankförmiges Hausaltärchen, ein Himmelbett (ca. um 1700), eine Kinderwiege, ein kleines Kinderwägelchen, Bettflaschen aus Kupfer, aber auch eine volkstümliche Krippe, eine Kerzenorgel zum Ziehen von Kerzen oder eine Bügelstation aus dem 19. Jh. seinen Platz. Auf einem mit Holz oder Kohle beheizten Ofen konnten neun Bügeleisen in drei unterschiedlichen Größen erhitzt werden. Mittels Schnappmechanismus wurde der hölzerne Griff angebracht, um ein erkaltetes Bügeleisen bei der Arbeit leicht gegen ein heißes austauschen zu können