Der Shutdown legte unsere Kulturlandschaft für Wochen lahm. Dem wollte LiteraturVorarlberg zusammen mit dem Theater am Saumarkt entgegenwirken und lud Autoren ein, über ihr Lieblingslokal zu schreiben. Gsi.News veröffentlicht die Texte. „Nach dem Shutdown treffen wir uns vor Ort und besuchen eine Lesung“ freuen sich Sabine Benzer und Marie-Rose Cerha vom TAS.
Elisabeth K. Böhler: Mein Lieblingslokal
Wo sonst Gäste vom städtischen Leben pausieren, steht jetzt inmitten von kleinen Rundtischen und Blumen eine Tafel: Petrus à la maison – Take-out.
Während der Corona-Zeit sitzt der Chef einsam am Laptop, er macht Bestellungen.
Verlassene Gemütlichkeit im Lokal. Dunkles Holz, alte Bilder, Bücher und Stylingelemente.
Meine Ohren begrüßen den stummen Flügel. Ach, wie freu’ ich mich, bis ihm ein Pianist wieder feine Töne entlockt. Hoffentlich ergattern wir ein Ecktischchen für eine Paargenusszeit oder lauschen gemeinsam mit Freunden.
Ich träume von den jeden Gaumen verwöhnenden Kompositionen aus der Küche. In der leidenschaftlichen Kochkunst hat die besondere Räumlichkeit ihr passendes Pendant gefunden.
Hausgemachte Frites, Artischocken und Muscheln, die mich gedanklich nach Frankreich entführen. Der korrespondierende Wein ergänzt die Urlaubsgefühle.
Meine Seele atmet auf und ich bejahe die Frage des Kellners nach einem abschließenden Espresso.
Beim Hinausgehen fällt mein Blick auf die Herz-Jesu-Kirche, Mächtigkeit ausstrahlend.
Nach einem Begräbnisgottesdienst sind wir umgekehrt gegangen, von der Kirche zum Lokal. Das Hiersein war Trost. – Mein Lieblingslokal ist vielseitig!
Und hätte ich einen Wunsch frei, so wäre es ein Abend in der Brasserie Petrus in Bregenz.
Für solche Stunden bin ich sehr dankbar!