Der Shutdown legte unsere Kulturlandschaft für Wochen lahm. Dem wollte LiteraturVorarlberg zusammen mit dem Theater am Saumarkt entgegenwirken und lud Autoren ein, über ihr Lieblingslokal zu schreiben. Gsi.News veröffentlicht die Texte – Heute vom Altacher Künstler Willibald Feinig.
Willibald Feinig: Lieblingslocation
Gerade habe ich einem Redakteur geschrieben, er möge über (m)einen Text nicht „Mein Lieblingsbild“ schreiben, auch nicht im Vorspann; ich habe kein „Lieblingsbild“, nie eines gehabt. Lorrain ist mir genauso lieb wie Watteau oder vier Kästchen gezeichnet von Charles Monroe Schulz. Ich bin weder franco- noch anglophil; die Deiche bei Groningen freuen mich wie das Alpenrheintal, wo ich wohne. Ich habe keine Lieblingsautorin und keinen Lieblingsautor, auch nicht Manzoni, der sein Leben lang an ein und demselben Buch geschrieben hat, durch das ich mich durchgebissen und dabei Italienisch gelernt habe. Lieblingsjahreszeit? Lieblingsblume (sorry, Akelei und Iris)? Und meine Lieblingslocations sind die, die 1. überhaupt offen haben, auch nach acht und am flachen Land, 2. sind dort Haus-Weine nicht sauer, 3. ist das Essen genießbar und 4. die Preisgestaltung anständig. Und sie kommen 5. ohne Mittelmäßiges an den Wänden und bei der Innenarchitektur aus – vor und nach dem Shutdown.
P.S. – und, 6. ohne Audio-Dusche, selbst Dylan, Cohen oder Brassens taugen nicht als Gesprächs-, Genuss- und Verdauungsersatz