Der Shutdown legte unsere Kulturlandschaft für Wochen lahm. Dem wollte LiteraturVorarlberg zusammen mit dem Theater am Saumarkt entgegenwirken und lud Autoren ein, über ihr Lieblingslokal zu schreiben. Gsi.News veröffentlicht die Texte – Heute schreibt Astrid Marte darüber, dass jeder einen Viktor haben sollte, wie den liebe Viktor in Satteins.
Astrid Marte: Ein Stern für den Stern (in Satteins)
Dorflokal
aus den Siebzigern
zwischen Straße und Bach
mit Gärtchen
um den alten Kastanienbaum
bürgerlich essen
Pizza für die Jugend
Mittagsmenüs
wer will
kocht auch zuhause gut
selten vornehm nippen
beim Bier- und Weinkulinarium
immer aber Durst löschen
kühl das Blonde
süffig der Gspritzte
Lederhose und Ziehharmonika
Alleinunterhalter am Keyboard
Geburtstag
schon wieder einer
und
selbstgeschustertes Programm
Viktor der Wirt
den Nachnamen
braucht es nicht
nur Viktor
jedem sein Viktor
servus alter Knabe
Handschlag und Schulterklopfer
flüster flüster
Tischchen im Abseits gefällig
bitte sehr bitte gleich
die Dame der Herr
Dessert und zum Wohl
aufs Haus
Seele klempnern
beim Stehbier am Tresen
Augenzwinkern
über die Sperrstunde
aber nie unter die Gürtellinie
alles addiert
im Zweifelsfall
für den Gast
Ein Achtel Zweigelt und eine kleine Prosciutto
fragt er mich grinsend
dass er das noch weiß
ich gebe ihm einen Stern