Briefe von Gerd: Liebes Glück!

Gerd Ender alias „Briefeschreiber“ stellt der Gsi.News-Lesercommunity jeden Dienstagabend einen neuen seiner zahlreichen Briefe vor. Heute zum Thema Glück in der Liebe.

Briefe von Gerd: Liebes Glück!

Heute beschäftige ich mich mit dem Thema Glück. Was ist Glück? Dalai Lama sagt unter anderem in seinem Werk „Die Regeln des Glücks“ – „Wir brauchen nicht mehr Geld, wir brauchen nicht mehr Erfolg oder Ruhm, wir brauchen nicht den perfekten Körper oder nicht einmal den perfekten Partner – genau jetzt, in diesem Augenblick, haben wir ein Bewusstsein, das die vollständige Grundausrüstung darstellt, um vollständiges Glück zu erlangen.“

Oft kommt das Glück zum falschen Zeitpunkt!

Gerade in diesen stürmischen Corona Zeiten wird uns schnell klar, dass die Dinge, denen wir Monat für Monat, Jahr für Jahr “nachlaufen” vielleicht gar nicht so wichtig sind und gar nicht so glücklich machen.

Haben wir unser Glück in der Hand? – ich glaube wir können viel, sehr viel für unser Glück tun, aber wir haben das Glück nicht allein in unserer Hand. Wer kennt nicht den Spruch „Jeder ist seines Glückes Schmied“ – ich mag dieses Sprichwort gar nicht – weil er einfach nicht stimmt.

Ich bringe dabei immer das gleiche Beispiel – ich bin überzeugt, dass auf der Titanic viele Menschen glücklich waren (es war ja schon ein Glück an die begehrten Karten für diese Jungfernfahrt zu kommen) und trotzdem sind sie mit dem Schiff untergegangen und starben.

„Jeder ist seines Glückes Schmied“ ist ein Hohn für Menschen, die einfach Pech haben und zur falschen Zeit am falschen Ort sind, oder schwerstbehindert zur Welt kommen.

Was soll jemand in einem abstürzenden Flugzeug machen oder was, wenn er sich am 9.11.2001 in einem der oberen Stockwerke des World Trade Centers befunden hat. Und noch was – wie hat ein Kind sein Glück in der Hand, das in Somalia zur Welt kommt und seinen ersten Geburtstag nicht erlebt, weil es an Unterernährung stirbt.

Jeder ist seines Glückes Schmied – stimmt – aber es stimmt nur für die Privilegierten,  für die „Glücklichen“ die nicht vom Pech getroffen werden – deshalb mag ich diesen Satz nicht, absolut nicht.

Zurück aber zum Glück – wir wollen alle  glücklich sein. Es gibt hunderte Ratgeber, die versprechen, den Weg zum Glück zu kennen. Doch komischerweise macht uns die Jagd nach dem Glück nicht glücklicher, obwohl wir uns viele Wünsche erfüllen können, die noch vor ein paar Jahren undenkbar, jedenfalls unerfüllbar schienen.

Warum funktionieren also diese Glücksratgeber nicht? Sind es „Glückslügen“, falsche Versprechungen, die uns da aufgetischt werden? Kann es sein, dass der Zwang zum Glück unglücklich macht?

So ist es  entlastend zu wissen, dass Glück nicht zu 100 % vom Einzelnen machbar ist. Auch ist es eine Illusion zu meinen, Glück könne oder solle ein Dauerzustand sein. Das Empfinden von Glück ist mehr oder weniger kurz.  Zu hohe Erwartungen sind die beste Garantie dafür, unglücklich zu werden.

Wie erreicht man jetzt den Zustand des Glücks?        

– Indem wir völlig in unserem augenblicklichem Tun aufgehen, so dass alles um uns herum einschließlich der Zeit verschwimmt und keine Rolle mehr spielt.

–  Völlige Glückseligkeit erreicht man, wenn man völlig im Jetzt verweilt, wenn die Gedanken stillstehen. Beispiele für Situationen, die einen in diese Richtung unterstützen sind etwa sexuelle Lust, intensives Naturerleben, gelungene Meditation.

– Echtes Glück besteht aus dem angenehmen Leben (Genuss), dem guten Leben (Engagement, Erfüllung persönlicher Sehnsüchte) und dem sinnerfüllten Leben (Erreichen bestimmter Dinge aus seiner eigenen Liste erstrebenswerter Ziele).

Ein altes indisches Sprichwort sagt, Glück wohnt in Hütten, nicht in Palästen. Auch bei uns galt für Jahr­hun­der­te die Weisheit, dass Geld nicht glück­lich macht. Und trotz­dem jagen wir fast alle dem Geld nach, sind gestresst, ver­nach­lässigen Freunde, Familie und sogar uns selbst, leben ungesund und rücksichtslos, verprassen Natur, Talent und unsere Zeit.

Wir alle glauben, so handeln zu müssen, ent­weder, um überleben zu können, um im Wett­be­werb bestehen zu können, um mehr Besitz anzu­häufen, als „Sicherheit“ für die Zukunft, die wir dabei auf’s Spiel setzen.

Praktisch alle großen Religionen, viele Lebens­berater und Ratgeber geben uns Hinweise in die andere Richtung. „Geben ist seliger denn Nehmen“, „Sein statt Haben“, „Weniger ist mehr“.  Was machen wir? Wir stimmen zu,  nicken und rennen weiter. Warum? Warum nehmen wir uns meist nicht mal die Zeit darüber nachzudenken?

Und noch was – vergleichen macht unglücklich!! Da passt die Aussage von Karl Böhm zum Thema Glück:

„Glücklichsein ist ein Maßanzug.

Unglückliche Menschen sind jene,

die den Maßanzug eines anderen

tragen wollen.“

Karl Böhm

Ein weiteres Ergebnis der Glücksforschung ist: unsere Lebensbedingungen oder Faktoren wie Wohlstand, gesellschaftlicher Status, Geschlecht, Intelligenz oder Alter, entscheiden nicht maßgeblich über unser Glücklichsein. Eine gute Nachricht, wie ich meine.

Meiner Ansicht nach existiert das Glück wie die Schönheit hauptursächlich in den Augen des Betrachters. Jeder von uns muss also selbst entscheiden, was für ihn persönlich Glück bedeutet.

Auf der anderen Seite gibt es Dinge, die das Glück negativ beeinflussen.

Was unserem Glücklichsein  im Weg steht, ist die Gewöhnung an das, was wir besitzen. Ein neues Auto, ein teures Parfüm, Designer Klamotten und auch einen neuen Partner – all das gibt uns nur für kurze Zeit ein Glücksgefühl. Schnell werden diese Konsumgüter zur Gewohnheit und verlieren ihren Reiz. Dann brauchen wir, wie ein Drogensüchtiger, wieder eine neue – noch stärkere – Dosis Konsum, um uns erneut ein Hochgefühl zu verschaffen.

Und schließlich verhindert das rastlose Streben nach immer mehr Glück, dass wir es erleben. Das Leben besteht nicht nur aus Höhepunkten. Zum Leben gehören auch Traurigkeit, Anstrengung, Entbehrung, Tiefen und Frustration. Wer den „Grund des Meeres“ gesehen hat und Tiefen kennt, ist dankbar für die schönen Momente und kann so das Glück spüren und schätzen.

So wünsche ich euch heute einen glücklichen Tag, mit glücklichen Begegnungen und glückstiftenden Tätigkeiten – und wenn ihr das viele Glück gut übersteht – dann wünsche ich euch noch das Glück, dass euer Partner/in am  Abend den gleichen Fernsehwunsch habt wie ihr. Ansosnten kann es sein, dass euer Glücksgefühl des Tages am Abend schon wieder verschwunden ist.

In Gedanken – euer G. Ender – I write not only for your smile 😉

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