Der Shutdown legte unsere Kulturlandschaft für Wochen lahm. Dem wollte LiteraturVorarlberg zusammen mit dem Theater am Saumarkt entgegenwirken und lud Autoren ein, über ihr Lieblingslokal zu schreiben. Gsi.News veröffentlicht die Texte – im heutigen letzten Teil der Serie schreibt Klaus Amann über den Rankweiler Hof.
Klaus Amann: Der Rankweiler Hof
Oh, Wanderer kommst Du nach Rankweil, geh in den gleichnamigen Hof. Er liegt an der Prachtstraße des Dorfs, dem Ring, Du kannst ihn nicht verfehlen. Im Sommer lockt Dich der schattige Garten mit dem nimmermüden Außenservice, der Essen und Getränk in Nullkommajosef serviert, und ich meine nicht das alkoholfreie Bier damit. Im Winter reizen die geheizten Stuben, der Kachelofen und manchmal lebendige Musik.
Der Hof ist ein ruhender Pol in der gastronomischen Szene des Dorfes. Wie viele Gasthäuser am Ring mit biblischen Referenzen mussten schon schließen? Der Engel, der Bären, das Kreuz, der Löwen sind nur einige Opfer des Schnellverpflegungswahns. Und während andere altehrwürdige Gaststätten mit exotischen Menüs und gepfefferten Preisen nach zahlungskräftigen Touristen schielen (wenn ich nur schon «an feinen Nüdele» auf einer Speisekarte lese!), ist der Hof bodenständig geblieben.
Ohne Stammgast zu sein treffe ich mich dort mit Freunden, wenn alle Geschwister einmal im Jahr im Ländle sind, geht’s in den Hof, ein Klassentreffen nach Jahrzehnten – wo sonst? Und wenn wir wieder einmal zu faul zum Kochen sind, gehen wir Spätzle holen, freitags gegen halb eins, die besten Spätzle zwischen Schönebach und Bad Diezlings. Mit gemischtem Salat!