Mit diesem Thema befassten sich die Viertklässler der beiden Lehrpersonen Ralf Greiner und Christine Aebi an der Praxisschule an der PH Vorarlberg in Feldkirch. Im Rahmen dieses Schulprojekts kamen zuerst der Vorarlberger Schriftsteller Franz Kabelka sowie der Direktor des Jüdischen Museums in Hohenems Hanno Loewy, um vor und mit den Jugendlichen zu sprechen.
Als die Covid-19-Pandemie auf ihrem Höhepunkt war und das Land per Shutdown zum Erliegen gebracht wurde, erfuhren viele Schüler zum ersten Mal am eigenen Körper das Gefühl des Eingesperrt-Seins. Dass dieses beklemmende Gefühl für jüdische Mitbürger Österreichs während der Nazi-Diktatur im Dritten Reich zu ihrem tristen Alltag gehörte, hörten viele auch zum ersten Mal. Für jene Menschen war das Ganze nämlich lebensbedrohlich und endete im Völkermord. Es wurde eine Brücke zwischen der aktuellen Erfahrung der Isolation Zuhause und dem Schicksal von Anne Frank zur NS-Zeit geschlagen.
Grenzstadt Feldkirch
Gespannt lauschten die Schüler den Ausführungen und Erzählungen von Hanno Loewy. Dem Direktor des Jüdischen Museums Hohenems gelang es, Grausamkeit und Sinnlosigkeit des Krieges und der Menschenverachtung der Nationalsozialisten anhand von Beispielen aus Feldkirch zu veranschaulichen. „Als Grenzstadt zog es viele Verfolgte nach Feldkirch, die versuchten, vor den Nazis in die benachbarte Schweiz zu fliehen. Manche bauten ein Versteck in einem Holzkohlezug, wo Hunde sie aufgespürt haben.“ Die Sozialistin und Widerstandskämpfern Hilda Monte ist noch am 17. April 1945 an der Grenze zu Liechtenstein beim Versuch in die Schweiz zu reisen, erschossen worden.
Schwierigste Zeit für Freundschaft
Der Vorarlberger Autor Franz Kabelka leitete einen Schreibworkshop mit Schülern der 4. Klasse der Praxisschule und war erfreut, Schreibimpulse gesetzt und Liebe zur Sprache vermittelt zu haben. Schüler schilderten ihre Erfahrungen während des Corona-Lockdowns in bewegenden Texten. Die “Freundschaft in Zeiten des Eingesperrt-Seins” wurde aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Lukas Khan nannte das Eingesperrt-Sein als die schwierigste Zeit für die Freundschaft. Wie lebt man Freundschaft in Zeiten der Corona-Pandemie? Whatsapp, Facetime und die klassische Telefonie wurden als alternative Wege genannt, sich virtuell statt real mit den Freunden zu treffen. Auch mit dem Thema Freundschaft setzten sich die Schüler auseinander. Wichtig sei es, zwischen wahren Freunden und „Fake-Freunden“ zu unterscheiden und zu überlegen, wem man Probleme anvertraut.
Aktuelle Parallelen
Als Lehrkräfte zeigten sich Christine Aebi und Ralf Greiner über die ausgezeichnete Resonanz der Schüler auf das Schulprojekt sehr erfreut. Das Angebot, „Geschichte anhand von Geschichten“ zu erfahren, wurde sehr interessiert und mit vielen konkreten Nachfragen wahrgenommen. Aktuelle Parallelen zur Verfolgung von Minderheiten durch die Nationalsozialisten wurden in rassistischen Einstellungen gegenüber Schwarzen und der Georg-Floyd-Bewegung in den USA gesehen.