Von Thomas Bertram
„Dies ist der erste Tag von Ihrem Leben nach dem Tod“
Mit diesem Satz wird Nathan in Lakeview zum einem neuen, digitalen Leben erweckt, nachdem sein selbstfahrendes Auto völlig grund- und sinnlos ungebremst in einen parkenden LKW hineingekracht ist. Seine „Fast-Verlobte“ Ingrid, die aus sehr reichem Haus stammt, sorgt für die Übertragung seines Bewusstseins in diese digitale Kunstwelt, ein Luxushotel mit viel Auslauf. Betreut wird Nathan von seinem „Engel“, von Nora.
Zunächst einmal ein paar Fakten
1. Die wesentlichen Schauspieler
Robbie Amell als Nathan Brown
Allegra Edwards als seine “Fast-Verlobte” Ingrid
Andy Allo als Nora, Nathans „Engel”
Owen Daniels als A.I.
Barclay Hope als Ingrids Vater
Kevin Bigley als Luke, einem weiteren Bewohner aus Heaven
Jordan Johnson-Hinds als Jamie, Nathans ehemaliger Geschäftspartner
Matt Ward als Byron, einem ernsthaften Lover von Nora
Zainab Johnson als Aleesha, der Kollegin, Freundin und Vertraute von Nora
Elizabeth Bowen -mit viel Mut zur Hässlichkeit- als Fran, der Möchtegern-Privatdetektivin
Die Story in aller Kürze:
Nach einigen Anfangs- und Anpassungsschwierigkeiten kommt Nathan in dieser Welt halbwegs zurecht, aber er will nicht hier sein. Die sehr reale Nora beginnt ein emotionales Verhältnis mit diesem digitalen Klon, das in der Firma natürlich streng verboten ist. Der neben ihm wohnende Multimilliardär sagt ihm auf den Kopf zu, dass er ermordet worden ist. Tatsächlich weist sein neues Gehirn Erinnerungslücken auf. Seine Tante Fran glaubt auch nicht an einen Unfall und will ermitteln, Nora will seine Erinnerungen auffüllen und Ingrid, die alles bezahlt, will ihn nur für sich haben. Dass das zu immer neuen Verwicklungen führt, ist wohl unschwer nachzuvollziehen. Dazu kommen die Mitbewohner von Lakeview, die definitiv auch nicht ohne sind. Ein sprechender Hund als Therapeut ist da noch eine der harmloseren Gestalten.
Szenen, die im Gedächtnis bleiben:
Es gibt im ganzen Hotel nur einen Bediensteten, natürlich eine A.I. Und wenn mehr als ein Gast seine Dienste benötigt, teilt er sich einfach. Er öffnet Nathan mit einem „Guten Morgen, Mr Brown“ die Außentür und steht gleichzeitig bereits an der Innentür und begrüßt ihn mit „Guten Morgen, Mr Brown“ und gleich darauf derselbe und dasselbe am Fahrstuhl. Entnervt nimmt Nathan die Treppe.
Beim „Upload“ explodiert der Kopf der Person, deren Gedächtnisinhalte übertragen werden, das ist schon schaurig anzusehen. Dann gibt es in Folge 3 eine Live-Übertragung, wo erstmals ein „Download“ versucht wird, das hochgeladene Gedächtnis soll auf einen geklonten realen Körper zurück übertragen werden. Doch auch da explodiert der Kopf nach wenigen Sekunden.
Die im Keller dahinvegetierenden „2-Gigs“, die einen vollen Monat lang mit nur 2 GB auskommen müssen, sind auch so eine Idee. Nathan ist schon nach wenigen Minuten „leer“ und sitzt bewegungs- und farblos auf seiner Pritsche. Dann ist da diese Frau, von es nur ein Schwarz-Weiß-Foto gab, weshalb sie in Schwarz-Weiß durch Lakeview wandelt. Die Beerdigung, an der Nathan natürlich per Bildschirm in Lebensgröße teilnehmen kann (!!) ist der absolute Wahnsinn.
Fran sucht nach den Ursachen von Nathans Unfall und befragt die KI seines Autos – ein absoluter Totalschaden: Antwort – „es ist nichts passiert, ich bin voll funktionstüchtig“.
Die schöne neue Welt:
Doch nicht allein Lakeview ist optisch ein Leckerbissen. Auch die reale Welt, wie sie in gut 2 Jahrzehnten aussehen könnte, ist komplett digital durchorganisiert. Eine extrem skurrile Szene spielt sich in einem Supermarkt ab, als Byron Kondome kaufen will. Ein Scanner scannt ihn ab und verkündet laut (!) seine Kondomgröße. Als er dennoch größere ordert, geht noch lauter ein Alarm los.
Die Autos fahren überwiegend selbst, so können sich die Insassen während einer Tour ganz anderen Dingen widmen. Eine App versorgt dich regelmäßig mit dem passenden Lover bzw. der passenden Frau für eine Nacht. Und so etwas vorsintflutliches wie Smartphones gibt es auch schon nicht mehr. Du spreizt den Daumen vom Zeigefinger ab, und schon ist der Bildschirm da.
Für „echten“ Kontakt mit den Verstorbenen gibt es Handschuhe bis hin zu „Knuddelanzügen“, die natürlich ausschließlich für Sex verwendet werden. Natürlich tobt ein Konkurrenzkampf um die Welten für die Verstorbenen und in einer Folge sieht man diverse Varianten. Lakeview ist halt sehr teuer.
Was bleibt:
Sehr viel Positives, diese Utopie ist schon verdammt real. Da fragt man sich bestimmt mehr als einmal: möchte ich so leben?
Ganz wenig Negatives, eigentlich nur der sehr offene Schluss, womit die nächste/n Staffel/n schon vorprogrammiert sind. Aber das ist Geschmackssache.
Insgesamt ein absoluter Hingucker, klare Empfehlung.
Mir hat die Serie gut gefallen. Ich habe aber nicht ganz verstanden wieso sie am Schluß von der Storyline abweichen mussten. Eine 2. Staffel braucht es eigentlich nicht.