An den verschiedensten Schauplätzen der Stadt Feldkirch werden in diesem Sommer Neugierige zum gemeinsamen Genuss eingeladen. Zum Einsatz kommen drei Vorarlberger Kochkollektive und zwei fahrbare Küchenelemente. Die mobile Gastfreundschaft, ein Projekt der POTENTIALe, nutzt den Überraschungseffekt. Sie kennt, zumindest für den Moment, weder Ort noch Uhrzeit im Voraus – und macht vorbeigehende Passanten zu eingeladenen Gästen. Wer in den kommenden Wochen die Augen offenhält, kann die beweglichen Küchenelemente an immer wieder neuen Orten entdecken.
Kürzlich machte die Mobile Gastfreundschaft Halt im Reichenfeld. Dort, wo die ehrenamtlichen Mitglieder des Stadtgartens bereits Fenchel, Himbeeren und Muskatellersalbei ernten, wurde frisch zubereitet und bunt garniert. Gastgeber Eugen Fulterer ist gelernter Koch und Theaterwissenschaftler. Im Zuge seiner freischaffenden Kunst- und Kulturarbeit hat er sich in den letzten Jahren auch als Budiker des Wanderkiosks mit Stopps vom Bregenzerwald bis Wien einen Namen gemacht.
Marsela, die im Stadtgarten nicht nur Gemüse anbaut, sondern auch straffällige Jugendliche betreut, sieht hier einen Ort, der Gastfreundschaft auf vielerlei Arten lebt: „Viele ursprünglich unmotivierte Jugendliche beginnen hier plötzlich mit Begeisterung zu arbeiten – und freuen sich riesig, wenn sie ihre eigene Ernte mit nach Hause nehmen können. Ebenso kommen immer wieder Kinder vom nahe gelegenen Spielplatz zu uns und fragen, ob sie mithelfen dürfen.“
Gemeinschaftliches Gärtnern – Herausforderung und Potential
Die Vernetzung und Förderung von Gemeinschaftsgärten ist seit einiger Zeit das besondere Anliegen von Stefan Schartlmüller. Im gemeinsamen Gemüseanbau sieht er wertvolles und ausbaufähiges Potential für Vorarlberg. „Die Allmende ist ein historischer und konfliktbeladener Begriff, der neu gedacht werden könnte. Wenn Städte und Gemeinden mehr Grundstücke zum gemeinschaftlichen Gemüseanbau freigeben, wie beispielsweise hier im Reichenfeld, dann ist das nicht nur ökologisch gesehen wertvoll, sondern auch sozial und kulturell relevant.“
Im Herbst wird die von ihm initiierte „Projektwerkstatt Gemüseallmende“ stattfinden, die der Frage nachgeht, wie förderliche Rahmenbedingungen geschaffen werden können. Ein zentrales Anliegen des Projekts ist auch, viel mehr Wertschätzung und Bewusstsein für die regionale und ökologische Gemüseproduktion sowie die Arbeit dahinter zu wecken.
Vorarlberger Koch-Kollektive erhalten die mobile Gastfreundschaft
Neben Eugen Fulterer sind zwei Vorarlberger Kochkollektive im Einsatz. Das Kollektiv Querfeld hat bereits im vergangenen Jahr Erfahrungen mit den mobilen Küchenelementen gesammelt – und mitten in der Neustadt zu Tisch gebeten. Und amoll ist seit Jahren bei verschiedenen Kulturfestivals in Vorarlberg aktiv. Ihre beliebten Kuchen und Kaffees werden diesen Sommer also auch die Menschen in der Stadt für eine kurze oder auch etwas längere Begegnung zusammenbringen.