Susis Gedankenwelt #27: Krumme Fummelnase

Heute geht es mal wieder richtig rund bei Susi und ihrem Nachwuchs. Vielleicht liegt es an der Luftveränderung, denn die drei Damen haben dem Gsi-Ländle den Rücken zugekehrt und haben sich in Richtung Osten, in Mamas alte Heimat begeben. Doch egal wo man sich befindet, den viel zu ehrlichen Kinderfragen, die anscheinend keine Tabus kennen, kommt man auch außerhalb des ach so subera Ländles nicht aus:

„Mamaaaa, wenn du lügst, hast du a krumme Nasa!“

„Was? Was? Was? Ich lüge nicht“

„Und dia is so lang“

In meiner Panik zwicke ich ihr in die Nase. Denn es war keine Lüge. Ich lüge meine Tochter nicht an, zumindest nicht jetzt.

„Doch, weil dine Nasa würd dann so, so, so andasch.“ Jaja, Kinder sind einfach scheiß ehrlich. Oder haben eher keine Ahnung, was sie von sich geben. Das ist der Dank. Der Dank, dass sie am Morgen in aller Herrgottsfrüh bei mir kuscheln kann. Und dann klebt sie direkt mit ihrem schlechten Atem vor meinem Gesicht, hält es mit ihren zwei kleinen Händchen fest und grinst mich an. Und eigentlich habe ich meiner Nase nie so wirklich Beachtung geschenkt.

Und nach dem Frühstück im Bad, während ich mich schminke, und froh bin, dass sie heute nicht meine Falten entdeckt hat, stelle ich doch fest: Verdammt, ist meine Nase wirklich zu groß und doch irgendwie krumm? Komisch.

Aber das mit dem Lügen ist ja so eine Sache. Beibringen tut man ihnen ja, dass es überhaupt nicht in Ordnung ist und dass man es nicht darf. Aber wie so oft steht man selber da und braucht ständig Notlügen. Egal, ob bei den Kindern („Wooow, so eine tolle Zeichnung!“), beim Mann („Was ist?“ – „NICHTS!“) im Job („E-Mail geschickt!“) und irgendwie auch beim täglichen Smalltalk mit Nachbarn und Fremden. Und beim Hund ja sowieso („Der tut nichts.“). Meine Tochter fragte einmal im Zug: „Mama, warum isch dia Frau so dick? Hät dia a Baby im Bauch?“ Uh, ah, uff. Was sage ich darauf? Und während ich noch krampfhaft überlege, antwortet doch glatt die Frau selber: „Nein, ich esse nur sehr gerne.“ Meine Tochter meinte noch „Ach so“ und lachte.

Und während wir nun dasitzen und das Schiff vorbeifahren sehen (nein, wir sitzen nicht an der mickrigen Ill, dort stehen Fischer doch glatt mittig drin und können Fischen – Fotobeweis habe ich – sondern an der Donau) und dem Hund Steine ins Wasser werfen und er voll abgeht dabei vor lauter Freude, fragt mich doch glatt meine Tochter, warum ich so rote und blaue Äderchen an den Beinen habe, und warum mein Bauch heute so dick ist. Und was ich mit einem Rasierer eigentlich mache, weil ich habe ja gar keinen Bart, und wann sie endlich auch einen Busen hat. Und wieso wir eigentlich nicht zaubern und nicht fliegen können, denn das wäre ja toll. Und warum sie eigentlich nur im Bad fummeln darf und ob ich das auch gerne tue. Und in der Zwischenzeit putzt sich mein Hund untenrum. Uff.

Schönen Sonntag und liebe Grüße nach Salzburg!

Hier gehts zur nächsten Kolumne #28:

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