Der Begriff „Work-Life-Balance“ ist in aller Munde! Ganze Ausbildungen, Seminare und Workshops drehen sich um diese drei Wortsilben.
Von Andreas Bösch
Doch die Begrifflichkeit an sich bringt schon das erste Problem mit sich. Denn von Ganzheitlichkeit kann hier leider keine Rede sein, da dieser Begriff zwischen Arbeit und dem Leben trennt.
Nehmen wir den Begriff wörtlich: leben („life“) wir gerade mal acht Stunden pro Tag. Denn neben acht Stunden Schlaf bleiben dann noch acht Stunden für „work“.
Ich finde den trennenden Gedanken von Arbeit und Leben unpassend. Und doch muss ich sagen, leben viele Menschen ihr Leben wirklich nach diesem Muster. Acht Stunden (pro Tag) mit gesenktem Haupt Geld verdienen, um außerhalb dieser Knechtschaft zu „leben“.
Arbeit- und Privatleben in Einklang zu bringen stellt wahrlich eine Herausforderung dar. Wirtschaftskrise, Firmen- und Bankenpleiten, Angst vor Arbeitsplatzverlust usw. Der Druck auf den Einzelnen steigt. Dieses Szenario hat weitreichende Auswirkungen, was Vitalität und Leistungsfähigkeit des Menschen betreffen. Auch sozial nicht ohne Auswirkungen auf das Miteinander – ob im Berufs- oder Privatleben. Das Risiko um aus der Lebensbalance zu geraten steigt.
Welche Lösungsansätze gibt es:
Stellen Sie sich Fragen – gute Fragen!
• Ist mein Beruf meine „Berufung“?
• Schaffe ich den nötigen Ausgleich zum Beruf?
• Befinde ich mich in ständiger Beschleunigung?
• Kann ich einfach mal „nichts tun“?
• Achte ich auf meine Gesundheit?
• Habe ich noch Spaß in meinem Leben?
• Arbeite ich an meinem inneren Frieden?
Der erste Schritt ist eine persönliche Standortbestimmung. Durch Planung und Umsetzung gezielter Massnahmen können Sie die – oft verlorene – Harmonie wieder herstellen.
Die Kunst ist es, mit der zur Verfügung stehenden Zeit, sorgsam umzugehen.
Eines kann ich Ihnen versichern: Das einzig gerechte dieser Welt ist die Verteilung der Zeit! Jeder hat genau 24 Stunden pro Tag. Es ist IHRE ganz persönliche Entscheidung, wie Sie Ihre Zeit LEBEN!
Der innere Frieden ist ein hohes Ziel. Ist mein Beruf meine „Berufung“? Ich denke für die meisten Menschen sicher nicht. Muss der Job auch nicht sein, wir arbeiten für Geld und Geld ermöglicht uns eben ein gutes Leben. Allerdings sollte Arbeit nicht der Sinn des Lebens sein, sonst macht man was falsch im Leben. Meine Ansicht.
Liebe Frau Bischofberger, besten Dank für Ihre Sichtweise. Ja, die meisten arbeiten um Geld zu verdienen um sich damit Freude (Urlaub, Dinge kaufen etc.) zu ermöglichen. Wir wäre es, wenn man sich den Umweg sparen würde, und schon bei der Arbeit selbst Freude hätte?
Ist es nicht ein hoher Preis den man bezahlt, wenn man 8 Stunden oder mehr in eine „unangenehme Sache“ (Beruf) investiert…um sich mit dem „Schmerzensgeld“ ein paar schöne Momente zu erkaufen?
Ein anderer Punkt ist die Sicht des Kunden. Denken Sie, dass z.B. eine Kellnerin oder eine Masseurin, die nur zum Broterwerb – d.h. ohne wirkliche Leidenschaft – ihren Beruf ausübt, Ihnen eine aussergewöhnliche Dienstleistung bietet?
Meine Erfahrung ist, dass wirklich tolle Leistungen dann entstehen, wenn Menschen ihr „Spielfeld“ gefunden haben. Genau das wünsche ich auch Ihnen von ganzem Herzen 🙂
Lieber Herr Bösch, ihre Beiträge hier und auch ihre Kommentare zeigen mir einen sehr sympathischen Menschen der seinen Job liebt. Die meisten Menschen – und ich beziehe mich da auf Statistiken – sehen ihren Job aber nur als Broterwerb. Leidenschaft ist da von 90% der Menschen nicht zu erwarten und mit dem Anspruch würde unser Wirtschaftssystem zusammenbrechen. In Ländern wie China würde ich in Fabriken sogar von 0% Liebe für den miesen Job am Fliesband ausgehen. Aber ohne die hätten wir weder Kleidung noch andere Produkte die wir brauchen. Sprich ihre Sichtweise ist im Kapitalismus komplett daneben.
Lieber Herr Eduard, vielen Dank für Ihr Statement. Das meine Sichtweise nicht mit den Kapitalismus – wie wir ihn kennen – nicht korreliert ist korrekt. Ich kann den Kapitalismus in dieser gelebten Form auch nicht gut heissen. Insofern passt meine Meinung wieder zu diesem Wirtschaftssystem 😉
Ich denke, es wäre ein System anzustreben (und auch möglich) in dem es mehr Ausgeglichenheit, Fairness, Idealismus und – um ihr Wort zu gebrauchen – Liebe gibt. Diese Veränderung benötigt allerdings mehr als unsere 2 Statements auf dieser Plattform 🙂
Ihnen alles Gute und hoffentlich haben Sie ein Spielfeld gefunden, dass Ihnen (überwiegend) Spass und Freude bereitet.
An meinem letzten Anwesenheitstag sagte ich zum Abschied: „Ich bin gestern immer gerne hierher gegangen und ich weiß genau, dass ich ab morgen genauso gerne gerne hier nicht mehr hingehe“. Das ist jetzt zwei Jahre her und so ist es geblieben. Ich habe meinen Beruf gerne ausgeübt und kann jetzt genauso gerne meinen Ruhestand genießen.
Und: auch im Kapitalismus kann man als angestellter Arbeitnehmer Freude an seiner Arbeit haben. Das schließt sich nicht per se aus.
Besten Dank für Ihree Geschichte Herr Bertram, die ich sehr gut nachvollziehen kann. Schön, dass Sie sich auf die neue Situation einlassen und auch den „Nachmittag des Lebens“ geniessen können.
Alles Gute und beste Gesundheit wünscht Ihnen, Andreas Bösch