Unsere Kolumnistin FEM erklärt in ihrer heutigen Ausgabe, wie man einem Fotografen aktiv dabei helfen kann, dass ein Fotoshooting ein voller Erfolg wird. Dazu gibt sie ganz persönliche Einblicke in ihre eigenen Erfahrungen, aus denen wir nur lernen können.
Es gibt Aussagen, die auf den ersten Blick oder besser gesagt auf den ersten Klang, ganz unscheinbar wirken, aber bei genauerer Analyse fatal enden können. Frauen kennen dieses Problem. Sag einem Frisör, am besten noch einem, der dich nicht kennt: „Schneid soviel ab, wie du meinst“, dann hat der Frisörbesuch mehr mit einem Lottospiel gemein als du denkst. Vielleicht fallen nur die Spitzen, vielleicht siehst du am Ende des Tages aber aus wie Sinead O’Connor in ihrem Video zu „Nothing compares to you“. Und das schlimmste daran: Der Frisör kann nicht einmal etwas dafür, er tat schließlich nur, was du ihm gesagt hast.
Auch Fotografen kennen sie nur zu gut. Ich nenne sie liebevoll „ANNA`s“, was für „allgemein nicht nützliche Aussagen“ steht. Die beliebtesten hier zur Veranschaulichung:
„Ich brauche nur schnell..“
Schnell.. fährt Valentino Rossi in der Moto GP. Fotografieren sollte man nach Möglichkeit ohne Zeitdruck. Zudem sieht der Kunde meist nur die Spitze des Eisberges. Was für den Fotografen davor oder danach noch an Arbeit anfällt, wird – schnell – vergessen.
„Nur ein Foto“
Merke: Für den Fotografen ist es niemals nur ein Foto und der Aufwand für E-Mail-Verkehr, Vorbereitung, Erstgespräch, Bildidee, Setauswahl/-aufbau, ggf. Anfahrt uvm. ist für den Fotografen nahezu gleich hoch, unabhängig der Fotoanzahl.
„Mir gefällt alles“.
Zugegegeben, als Laie tut man sich manchmal schwer zu sagen, was einem eigentlich genau gefällt und was nicht, außerdem mögen es Fotografen ja auch, bei ihrer Arbeit etwas Spielraum zu bekommen. Doch umso klarer der Kunde seine Wünsche mitteilt, umso eher werden seine Erwartungen erfüllt. Gerade bei wichtigen, nicht wiederholbaren Anlässen wie einer Hochzeit, ist Kommunikation daher immens wichtig.
„Es muss nichts besonderes sein“.
Natürlich muss es besonders sein, ansonsten könnte man gleich sein Handy dem nächstbesten Passanten in die Hand drücken und ihn um einen Schnappschuss bitten. Zudem haben vermutlich die wenigsten Fotografen einen Knopf auf dem steht: „Heute nur halbe Leistung“.
„Genau wie auf diesem Foto“.
Beispielbilder sind eine tolle Sache. Dadurch kann sich der Fotograf eine Vorstellung davon machen, was dir gefällt und was nicht, auch ohne, dass du es klar benennen kannst. Allerdings dienen Beispielbilder nur der Orientierung. Jeder Fotograf hat seinen eigenen Stil, außerdem wirkt jede Person anders, selbst bei den gleichen Bedingungen – daher bitte nicht zu sehr auf eine Vorlage versteifen.
„Du bist doch Fotograf.. ich brauche ein Foto von meinem Hund“.
Fotograf ist nicht gleich Fotograf. So wie auch Lehrer, Ärzte oder Anwälte ihre Fachgebiete haben, so spezialisieren sich auch die allermeisten Fotografen irgendwann auf einen oder ein paar wenige Bereiche, die ihnen besonders liegen.
Was dem Fotografen hingegen weiterhilft, sind Informationen, die er ohne deine Mithilfe nicht wissen kann. Magst du z.B. Detailaufnahmen, extravagante Perspektiven oder gefällt dir viel Kulisse ums Geschehen herum? Magst du es romantisch oder hälst du es lieber schlicht? Gibt es etwas, das dich an dir selbst stört (was anderen womöglich gar nicht auffällt) oder hast du bspw. Bedenken wegen einer kleinen Narbe? Sprich all diese Dinge offen an. Vieles kann der Fotograf bereits bei der Bildaufnahme berücksichtigen, andere Kleinigkeiten können ggf. mit Bildbearbeitungsprogrammen angepasst werden.
Kommunikation ist also der Schlüssel zum Erfolg. Man muss nur sagen was man haben möchte und bekommt es dann auch? Leider ist es in der Praxis nicht immer ganz so einfach..
Auch ich war mal jung und zum ersten Mal bei einem Fotografen. Schüchtern zeigte ich ihm 2-3 Beispielbilder. Wir haben gelernt, Beispielbilder sind eine gute Sache – das Problem war nur, dass die Bilder absolut nicht zu mir passten. Es waren schwarz-weiß-Aufnahmen mit sehr harten Kontrasten, harten Posen und hartem Ausdruck. Außerdem handelte es sich um Models. Models, die einen schätzungsweise 2-stündigen Visagisten- und Frisörmarathon hinter sich hatten und die vor Selbstbewusstsein nur so strotzen. Ich äh, war kein Model. Ich war mit 16 eher so das normale 08/15-Mädchen. Gestrotzt habe ich höchstens vor Unbeholfenheit und eine „VISA“ war für mich eine Plastikkarte. Das Resultat: Ich fühlte mich während des gesamten Shootings über unwohl und die Bilder wirkten am Ende, naja.. eben nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte.
Genau aus diesem Grund ist es so wichtig, dass die Chemie zwischen euch stimmt. Such dir also einen Fotografen, dessen Bilder dir gefallen. Ein professioneller Fotograf verfügt über ein Portfolio, d.h. eine Sammlung mit einigen seiner Bilder. Such dir aber vor allem einen Fotografen, bei dem du dich wohl fühlst! Scheue dich nicht ihm deine Wünsche, Erwartungen oder Bedenken mitzuteilen. Lerne ihn vorab persönlich kennen, zumindest bei wichtigen Anlässen. Er muss sich Zeit für dich nehmen – vor, während und nach dem Auftrag. Durch eine ungezwungene Atmosphäre wirst du dich sicher fühlen und eine allenfalls vorhandene Kamerascheu schnell ablegen (mehr Tipps, wie man mit wenig Aufwand bessere Fotos machen kann, gibts in meinem nächsten Beitrag).
Mein Fazit: Ein guter Fotograf möchte nicht nur gute Fotos machen, sondern vor allem seine Kunden zufrieden stellen, und du kannst ihm aktiv dabei helfen. Hast du spontane Ideen, setzt sie der Fotograf bestimmt gerne um. Umgekehrt kann es mal vorkommen, dass eine Pose nicht so wirkt wie gedacht. Dann sollte man offen für Neues sein – du bist schließlich kein Beispielbild, sondern einzigartig!
Unter der Rubrik „Kolumne“ haben unsere Gastkommentatoren Raum für ihre persönliche Meinung. Diese muss nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. Gsi.News übernimmt auch keine Gewähr für Richtigkeit, Korrektheit und Vollständigkeit des jeweiligen Inhaltes.
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