Von Sandra Schoch
Frauen, die auch Mütter sind, trifft die Coronakrise auf allen Ebenen. Schulen, Kindergärten, Kleinkindbetreuungen – wenn diese schließen steht das Erwerbsleben für die meisten Mütter gleich mit still und damit auch ihre persönliche finanzielle Existenzsicherung und ihre Altersabsicherung.
Würde mit der Wirtschaft so umgegangen werden und mit jeder Schulschließung müsste auch der Arbeitgeber der Eltern schließen, gäbe es einen großen Aufschrei in der Gesellschaft. Die Mütter sind jedoch so beschäftigt zu funktionieren und den Alltag zu organisieren, dass oft die Energie fehlt um noch dagegen zu protestieren, dass sie schon wieder den großen Brocken unbezahlter Arbeit von der Gesellschaft aufgeladen bekommen haben. Und den Anteil der meisten Väter mitschleppen. Ungefragt, meist ungewollt – bis zur Erschöpfung.
10 Stunden pro Woche arbeiten Frauen in der Corona-Krise weniger, so eine Umfrage von SORA für das Momentum Institut.
Doch das stimmt so nicht ganz, denn sie arbeiten in Wirklichkeit weiterhin diese 10 h, aber eben unbezahlt. Sie schließen die Betreuungslücken, die durch die Schließung von Schulen, Kindergärten und Kleinkindbetreuung entstehen und übernehmen die Bildung unserer Kinder in dieser Zeit gleich noch mit. Dafür reduzieren sie ihre bezahlte Arbeitszeit, 85% der Arbeitszeitreduktion sind darauf zurückzuführen.
Die nachfolgenden Konsequenzen sind hart:
Denn es kostet sie nicht nur sehr viel Lebensenergie, sondern real Geld. Das Momentum Institut hat es mal durchgerechnet: Die betroffen Mütter verlieren 2020 im Schnitt 4400 Euro an Einkommen. Wenn die langfristige Auswirkung auf die Pension mitgerechnet wird dann sind es sogar 5100 Euro weniger. Im Lebenseinkommen aller betroffenen Mütter sind dies 1,3 Milliarden Euro im Vergleich zu den Vätern, die 500 Millionen an Einkommen verlieren. Das ist eine Differenz von 800 Millionen Euro zwischen den Geschlechtern – der Corona pay gap.
Dazu kommt, dass die Männer schon vor der Coronakrise finanziell besser abgesichert waren. Denn auch vor Corona haben die Frauen den Großteil der Gratis-Arbeit im Bereich Pflege, Kinderbetreuung und Haushalt geleistet. Das wirkt sich aus bei Gehaltsvorrückungen, Beförderungen und am Ende auch bei der Pension. Positiv für die Männer und negativ für die Frauen.
Corona hat das Ungleichgewicht in der unbezahlten Arbeitsaufteilung nicht geschaffen, aber weiter verschärft und damit auch die prekäre Lebenssituation vieler Frauen. Denn hier wächst nicht nur die immer größer werdende Erschöpfung der betroffen Frauen, sondern auch erneut eine Generation Altersarmut heran.
Corona wird nach 2020 noch nicht weg sein und damit bleibt diese Situation auch für die Frauen. Aber wieso eigentlich nur für die Frauen? Wer würde sich kümmern, wenn all diese Frauen zu erschöpft sind um dies weiter zu tun?
Dies betrifft uns alle, es betrifft die Väter, die Kommunen, die Firmen, die Politik. Wir sollten schleunigst anfangen darüber zu reden und die Aufteilung jeder Form von ARBEIT neu zu verhandeln.
Wir geben in unserem Politik Teil Politiker*innen aus Vorarlberg die Möglichkeit sich zu aktuellen Themen zu äußern. Sandra Schoch ist für die Grünen Abgeordnete zum Vorarlberger Landtag, Vizebürgermeisterin von Bregenz und Landtagsvizepräsidentin.