Wer überlebt die atomare Apokalypse?

Von Thomas Bertram

Man sagt ja: Dem Philosoph‘ ist nichts zu doof, doch das kann man durchaus auch anders sehen. Wenn Philosophie auf die Wirklichkeit trifft, oder besser: wenn die Wirklichkeit auf die Philosophie trifft, ist nichts mehr so, wie es anfangs scheint. Da wackeln Grundfesten der Überzeugung. Ohne philosophische Grundlagen könnte unser heutiges Leben überhaupt nicht bestehen, wir merken es nur nicht, denn es ist so offensichtlich, dass es super verborgen existiert. Beispiele gefällig: Die Notwendigkeit von Gesetzen/Regeln lässt sich ausschließlich philosophisch schlüssig begründen. Die Forschung nach den kleinsten Teilchen, für die wir Milliarden Euro ausgeben, ebenso wie für die Erforschung des Weltraumes, wäre ohne die grundsätzlich Neugierde der Philosophie, die keine Grenzen duldet, gar nicht zustande gekommen. Doch jetzt zum Film: Die Phisosophen

Letzter Tag im Philosophie-Seminar. James (Rhys Wakefield) kommt nach einer heißen Liebesnacht mit der Einser-Studentin Petra (Sophie Lowe) fast zu spät. Mr Zimit (James D’Arcy), der Lehrer dieser 20 auserwählten Studentinnen und Studenten, ist not amused. Und er fordert sie zu einem waghalsigen Gedankenexperiment heraus anstatt Kuchen zu spendieren. WAS WÄRE WENN? Wer darf leben, wer muss sterben? Wie entscheiden sich seine Studenten?

Der Ausgangspunkt ist eine atomare Apokalypse, ein Bunker mit genau 10 Plätzen für diese 21 Personen, ihn mitgerechnet. Ein Bunker, dem nach einem Jahr buchstäblich die Luft ausgeht, von den Vorräten ganz zu schweigen. Jeder Student zieht eine Karte mit seinem Beruf und muss begründen, warum er/sie in den Bunker gewählt werden müsste. Schlechte Karten für die Modedesignerin, den Hedgefonds-Manager, die Wein-Auktionatorin und viele mehr. Der Dichter wird sofort vom Lehrer erschossen, das sei besser, als verstrahlt zu verrecken. Er selbst ist „der Joker“, seine spezielle Fähigkeit ist unbekannt. Er wird im ersten Durchgang ausgetrickst und als 12. vor die Tür gesetzt. Doch tatsächlich kennt nur er (Spezial-Fähigkeit: Bunkerbau!) den Ausgangscode, und so sterben letztlich die 9 im Bunker.

Zweite Runde, jetzt kommt zu jedem Beruf eine zusätzliche Information: der Bio Bauer ist plötzlich schwul, die Wein-Auktionatorin hat einen iQ von 200 usw. Plötzlich muss die Orthopädin draußen bleiben, weil sie evtl. mit Ebola infiziert ist und so wird weiter neu durchgemischt. Die neue Gruppe erhält außerdem eine Zusatzaufgabe: Nachwuchs zeugen. Nachdem das wochenlang erfolglos ist, schwingt sich Mr Zimit erneut zum Diktator auf und will Geschlechtsverkehr jede mit jedem befehlen, notfalls mit Waffengewalt. Er wird daran gehindert und bringt alle um, indem er im noch immer stattfindenden Atomkrieg die Außentür öffnet.

Total erschöpft und bedröppelt sitzt die ganze Klasse da, schon wieder hat niemand überlebt. Petra will es im dritten Versuch reißen und … ja das solltet ihr euch selber auf Amazon Prime anschauen.

Die allerletzten Minuten, wenn alle Bücher abgegeben worden sind, kann man sich gerne sparen, sie sind nicht notwendig. Zumindest nicht für den philosophischen Ansatz, die utilitaristische Sicht -wer nützt am meisten? gegen das Bauchgefühl: wem traue ich es zu, für alle etwas zu tun? Dass sich die 10 anderen ebenfalls per Sidekick überwiegend retten konnten und ein durchaus tolles Leben hatten, sei hier noch verraten, aber nicht das wie/wo/warum.

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