Ich liege im Ruheraum der Sauna, die ich öfters besuche. Ich erhole mich da – und gleichzeitig mache ich etwas, was ich soo gerne mache. Ich beobachte Menschen. Und heute sind im Ruheraum 2 Männer und 7 Frauen. Und beim Beobachten habe ich das Thema für meinen heutigen „Brief von Gerd“. Ich schreibe über sexuelle Fantasien.
Wie das Gerd? – also das ist ganz einfach – von den sieben Frauen lesen drei in Zeitschriften – vier lesen ein Buch und drei davon lesen Shades of Grey (Geheimes Verlangen). Und jetzt kommt wieder mal eine Gerd-These – die drei Frauen mit den Zeitschriften, die teilen sich so auf – eine hat nichts mit Männern am Hut und zwei haben das Buch längst Zuhause im „geheimen“ gelesen.
Das macht sechs von sieben Frauen lesen das Buch. Und was sagt das dem Gerd. Das mit den sexuellen Phantasien ist bei Frauen ebenso weit verbreitet wie bei uns Männern. NUR wurde uns jahrzehnte lang was ganz anderes erzählt.
Nur kurz zum Buch – ihr kennt es eh alle – Shades of Grey (Originaltitel: Fifty Shades of Grey ist eine erotische Roman – Trilogie der britischen Autorin E. L. James. Es schildert die Beziehung zwischen der 21-jährigen Studentin Anastasia Steele und dem sechs Jahre älteren Unternehmer und Millionär Christian Grey).
UND ich frage mich wirklich – warum lesen dieses Buch soo viele Frauen. Ein Buch, das ein Rollenbild propagiert, das scheinbar längst Geschichte ist. Der Mann macht die Regeln, er macht klare Ansagen und das Weibchen fügt sich. Und sie fügt sich gern. Und zwar nicht nur beim Sex – Anastasie Steele lässt den Unternehmer-Milliardär ihren Sexgott sein – der Hubschrauberpilot Christian Grey schreibt alles vor – welches Auto sie zu fahren hat, wie oft sie zu trainieren hat, welche Kleidung sie tragen muss, wieviel Alkohol sie trinken darf, wie viele Mahlzeiten sie einnehmen darf UND natürlich wie oft und in welcher Form sie für Sexspiele zu Verfügung zu stehen hat. UND am Rande bemerkt – er tut nichts ohne ihr Einverständnis.
Hmm – da passt doch meine Brief an die zuuuu netten Männer…
Brief von Gerd – Liebe Männer – nett sein ist zu wenig
So und jetzt erklär mir mal eine Frau, warum dieses Buch von so vielen Frauen gelesen wird? Der erste Band führte die Bestseller-Listen in mehreren Ländern an, darunter den Vereinigten Staaten und Großbritannien. In Deutschland hat sich die Trilogie über 5,7 Mio. Mal verkauft. Weltweit wurden mehr als 70 Millionen Exemplare verkauft.
Und schon kommen wir zum weiblichen Dilemma – offenbar lesen das viele Frauen gern – heißt das, dass sie sich insgeheim in das Bett eines dominanten Manns wünschen? Sind das nur sexuelle Fantasien oder ist da was drann. Eine Metaanalyse hat scheinbar errgeben, dass die Hälfte aller Frauen sich hin und wieder vorstellt, beim Sex dominiert zu werden.
Ich zitiere mal die Psychologing Felicitas Heyne – sie sagt: „Frauen sind in ihrer Sexualität längst nicht so lustvoll unbelastet wie Männer. Die Vorstellung, sich fesseln zu lassen, die Kontrolle an den Mann abzugeben, sich wehrlos zu fühlen, ist da sehr bequem. Sie ermöglicht, gleichzeitig Hure und Heilige sein zu können.“
Da bin ich grad froh, dass diese Aussagen aus dem Munde einer Frau kommen und nicht aus den Buchstaben und Gedanken von Gerd, eurem Briefeschreiber. Ansonsten gibt es wieder ganz, ganz kritische Kommentare – ABER auch die halte ich aus. Wer Lob erträgt, muss auch mit Kritik leben können. Aber zurück zu den sexuellen Fantasien meiner Leserinnen.
Also etwas MUSS drann sein an der Sache, dass ich seit über einem Jahr nur Frauen beobachte, die genau DIESES Buch lesen. Die „Time“ setzte die Autorin, E. L. James, auf die Liste der 100 einflussreichsten Menschen der Welt. Die Begründung: „Ihre Worte verwandeln die Frauen des Landes in eine bebende Woge der Begierde.“
Meine These ist – Das ist ein Buch zum Träumen, wie ein Märchen für Erwachsene. Christian Grey ist wohl der Mann von dem alle Frauen (zumindest heimlich) träumen: jung, unglaublich gutaussehend, super intelligent, mit Wahnsinnsausstrahlung, Self-Made-Milliardär UND natürlich eine GRANATE im Bett. UND er ist großzügig – er macht teure Geschenke (Auto, Blackberry, Mac-Book etc.) und spendiert ihr selbstverständlich auch ein Upgrade in die First Class, wenn sie auf Urlaub fliegt.
ALSO zeigt mir mal eine Frau, die DARAUF nicht steht…
Hab ein wenig nachgedacht – zuerst ging mir das alles nicht zusammen – aber mit der Zeit wird mir einiges klar – wie viele Frauen sind unglücklich? Wer führt so eine Beziehung mit einem Mann, der sie so auf Händen trägt, verwöhnt, beschützt und befriedigt wie Christian seine Ana. Und wenn man sich die Verkaufszahlen von Shades of Grey ansieht, sind es nicht wenige Frauen, die offenbar doch von so jemandem träumen, während sie entweder allein zuhause sind oder der Liebste in Jogginghose mit einem kleinen Bierchen Fußball schaut.
Hmm – ich sollte zu einem Schluß kommen – mich wundert – warum lesen so viele Frauen dieses Buch, anstatt an ihrer EIGENEN Beziehung zu ARBEITEN. Das Buch ist wie ein Pflaster, das eine tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit, nach Leidenschaft, nach Sex, nach Befriedigung mit einem RICHTIGEN Mann überdeckt.
Oft hört man auch aus Frauenmündern – „die guten Männer sind alle vergeben. Eine Frau über 35 hat keine Chance mehr einen Mann zu finden. Männer stehen nicht auf intelligente Frauen. Und so weiter“… ALLES BLÖDSINN.
Meine These dazu – WENN eine Frau einen RICHTIGEN Mann möchte, muss sie zuerst eine RICHTIGE Frau werden: Eine Frau, die ihre Weiblichkeit und „versteckte“ Sexualität lebt und mit sich selbst und ihrem Körper im Reinen ist. Eine Frau, die sich gerne hingibt, verwöhnen und umsorgen lässt. Eine Frau, die selber gerne verwöhnt – die nicht wegen jeder Kleinigkeit herum zickt. Und last but not least: Die gerne die Kontrolle abgibt und sich bei einem starken Mann anlehnt!
Na Gerd – da wird es wieder Kommentare hageln – aber auch DAS ist einer der Gründe warum ich es liebe, meine „Briefe von Gerd“ zu schreiben.
In Gedanken – euer G.Ender – I write not only for your smile
Weitere Briefe von Gerd:
Guten Abend Gerd! Tja, Frauen. Nicht mal Frauen verstehen Frauen. Ich habe alle 3 Bücher in einer Woche mit sabbernden Mund gelesen. Vielleicht übernehme ich das Thema in meiner nächsten Sonntagskolumne ???lg die SUSI
Jaaa Susi – mach das – und somit freue ich mich schon auf den nächsten Sonntag – ich will das aus den „Buchstaben“ einer Frau lesen.
Der Marquis de Sade hat auch einiges geschrieben, aber wer liest das in der Öffentlichkeit?
Servus Jimmy, Du triffst mit Deiner Analyse den Nagel auf dem Kopf. Das Buch Fifty Shades of Grey enthält offensichtlich die Formel die Frauen insgeheim bei ihren Männer suchen und oft nicht finden. Was bleibt ist der Traum, die Fantasie sich in diese Studentin hinein zu versetzen.
oh Roli – das freut mich – noch mehr freut es mich, dass GSI-News in dem Fall sogar im 9.000 km entfernten Bangkok gelesen wird. Schöne Zeit Roli und wir sehen uns bald mal wieder… LG Gerd