Am heutigen 1. November, dem katholischen Allerheiligen, treibt es so manchen auf den Friedhof, um der Verstorbenen zu gedenken. Halt! Heuer ist anders, heuer ist Corona. Unsere Susi findet das nicht mal so schlecht, das mit dem weniger lang Herumstehen und sich ein Infekt im Familienkreis aufzugabeln. Aber was hat das Ganze mit dem „Friedhof der Kuscheltiere“ auf sich? Lesen Sie selbst:
„Und bruchan de o a Decke wenn erna kalt isch?“
„De bruchan ka Decke. De schlofn ned, de ruhen.“
„Duan de Pause macha, so wie i ab und zua?“
Ja, genau. Friedhof und Allerheiligen. Und wir besuchen die Urlioma, natürlich alles mit Abstand, weil – ich glaube, ich muss nicht mehr erklären. So, und ich weiß nicht, wie es euch dabei so geht, aber so ein Besuch bei Omas, das ist dann doch irgendwie immer so ein bisschen Dings, ein vertrautes alt bekanntes Gefühl, nicht? Da war man als Kind unbeschwert am Herumhopseln. Cousinen und Cousins, die halbwegs schon laufen konnten, waren mit dabei.
Räuber und Gendarm spielten wir und schräge Baumhütten im Wald wurden gebaut. Und immer war Opa mitten drin dabei, aber natürlich gleich sofort am Schimpfen, wenn die Blumen abgerissen wurden. Oder wenn der Ball im Gemüsegarten landete– Uh uh uh, der war heilig. So heilig wie der Friedhof. Und dort steht man wieder ewig herum am Sonntag, und es ist saukalt und windig. Oder ist doch mal wieder schönes Wetter am 1. November? Wer weiß.
Und jahrelang war das Ganze eigentlich eine fade G‘schicht für mich als Kind. Weil ich keinen Nahestehenden kannte, der gestorben war. Aber wenn dann doch einer drin liegt, den man kennt, dann gibt’s Rotz und Wasser, und brennende Augen. Auch wenn der schon über 10 Jahre ruht, kommt noch der eine oder andere laute Seufzer raus. Weil eigentlich würde man sich doch noch mal gerne kurz darüber unterhalten, über Gott und die Welt, und wie das eigentlich alles früher war. Und dass das mit dem Ball damals nicht absichtlich war.
Die kleinen Zwerge werden jetzt mühevoll zurückgehalten, nicht über das Grab zu laufen. Und natürlich die brennende Kerze! Ein Magnet. Kerzen und Kinder – das ist eine ungünstige Konstellation. Das musste ich letztens wieder feststellen, wenn man in einer „nicht kindgerechten“ Wohnung vorbeikommt. Da wird immer wieder mal gefährlich nahe an der großen Kerze vorbeigelaufen, Schokolade in den schönen Vorhang geschmiert, und die Keramikfiguren über den teuren Holzboden buchstäblich hinüber gekratzt.
Und wenn dann so ein kleiner Zwerg energisch quengelt und unbedingt die brennende Kerze auf dem Friedhof halten will, da denk ich mir: Scheiße, mein Opa hatte 10 Kinder. Muss ja früher voll einfach gewesen sein, die zuhause zu kriegen. „Njo, schwups, do wor er scho do, bevor de Hebamme kema is.“
Aber gut, Allerheiligen gibt’s heuer sowieso kaum private Zusammenkünfte, wenigstens ersparen wir uns da wieder eine Möglichkeit einer Magen-Darm-Infektion und das lange Herumstehen am Friedhof.
Und wenn der Zwerg zuerst wild herumschreit, weil der nicht auf den Friedhof will, aber Abends bei der Nachtwanderung die vielen schönen Lichter rot leuchten sieht, dann ist es plötzlich traumhaft schön und dann könnte man sogar einmal da zelten. Aber nur mit Kuschelbär und Decke, das ist klar!
Einen schönen Sonntag wünscht euch die Susi!
P.s.: Schöne Grüße nach Beschling!
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Offensichtlich ist dieses unsägliche „Hällo-Wien“Gedöns in Vorarlberg noch nicht eingetroffen. Freut euch!