Von Thomas Bertram
Ideen-Recycling oder: Der Mandalorianer (Folgen 9-12)
Die erste Hälfte der zweiten Staffel auf Disney Plus
Der Inhalt in aller Kürze: der Mandalorianer sucht für seinen Schützling („Mini-Joda“) nach dessen Heimat, auf die es aber so gut wie keine Hinweise gibt. Und so erleben sie auf diversen Welten viele Abenteuer.
Allgemein: Ich muss fragen, ob dem Drehbuchschreiber nichts mehr einfällt? Staffel 1 Folge 2: Der Mandalorianer soll eine wilde Bestie töten, um Hilfe zu erlangen. Staffel 2, Folge 1: fast dasselbe, wieder muss eine Bestie getötet werden. Diese ähnelt dann auch noch den Sandwürmern von Dune, zudem spielt das Ganze -mal wieder! – auf Tatooine.
In Folge 10 (S2.F2) stranden die beiden auf einem Eisplaneten (klingt doch sehr nach Teil 5 der Saga) und die zu bekämpfenden Monster sind zum Teil ein Abklatsch aus Alien. So werden Ideen aus der SF recycelt (böse Zungen sagen jetzt: „geklaut“).
Folge 11 (2.3) erinnert bei einigen Wesen sehr an „Die Stille“ aus Doctor Who, ist aber sonst tatsächlich von der Story her eigenständig.
In Folge 12 (2.4) geht den Drehbuchschreibern aber wirklich jede Phantasie verloren. „Wir zerstören das Kühlsystem, damit der Reaktor explodiert und die ganze Station zerstört“. Es spielt zwar auf einem Planeten -ganz zufällig mal wieder einer aus der ersten Staffel- und ist kein Todesstern, aber diese Story ist doch wirklich mehr als ausgelutscht.
Doch trotz all dieser inhaltlichen Unzulänglichkeiten ist diese Staffel natürlich wiederum technisch hervorragend gemacht, fremde Wesen, fremde Umgebungen, alles wirkt echt. Auch das im zweiten und dritten Teil stark beschädigte Raumschiff des Mandalorianers sieht nach einer Schrottkiste aus und fliegt und landet auch so. Hier wurden keine Kosten gescheut. Auch die Hauptgeschichte selbst, die Suche nach der Heimat von Mini-Joda, entwickelt sich. Andere Mandalorianer sollen diese Heimat kennen, und so sucht „Mando“ nach weiteren Überlebenden seiner Art.
Der erste davon ist gar keiner, sondern hat die Rüstung nur gekauft und im vierten Teil trifft Mando auf eine kleine Gruppe (weiblicher) Mandalorianer-Kriegerinnen, die ihm klarmachen, dass es auch noch ganz andere Ziele gibt, für dich sich Mandalorianer einsetzen könnten und dass seine Lebensart nicht die einzig richtige für Mandalorianer ist. Hier wird für die nächsten Folgen ein neuer Erzählstrang, eine neue Idee vorbereitet. Seien wir gespannt, was daraus wird, ob überhaupt etwas daraus wird.
Ein weiterer Pluspunkt ist wiederum der erste Teil des Abspanns. Es gibt tolle Zeichnungen, die die soeben geschaute Folge noch einmal widerspiegeln, aber nicht exakt, sondern ergänzend. Das macht Spaß. Das Team selbst ist geblieben. Pedro Pascal, den man allerdings nie ohne Rüstung sieht, spielt den Mandalorianer. Alle anderen Schauspieler haben nur eine Folge oder gar nur kurze Sequenzen. Die Regie wechselt von Folge zu Folge, was der Staffel aber keinen Abbruch tut, maßgeblicher Ideengeber und Hauptdrehbuchautor ist Jon Favreau.