Familie Butterweck und ihre bunte Playmobilwelt in Lustenau

Verspielt. Im Herzen von Lustenau wohnt ein Ehepaar, das seit über einer Dekade begeistert Playmobil-Spielzeug sammelt. Im Lokalaugenschein erklären sie ihre Beweggründe und verraten zudem, was sie mit ihrer großen Sammlung vor haben.

Von Bella Koeck

Bereits beim Betreten der Dachgeschosswohnung von Andrea und Marcel Butterweck fällt etwas auf, das sich sprichwörtlich wie ein roter Faden durch die ganze Wohnung des Paares zieht: Playmobil. In allen Zimmern und Ecken und sogar am stillen Örtchen sind Modelle oder Figuren aus dem Plastikuniversum des deutschen Herstellers zu finden. Wir wollten die Details zu dieser ausgeprägten Sammelliebe genauer kennenlernen.

Gsi.News: Ein Blick zurück in eure Kindheit: Habt ihr viel gespielt und vor allem mit was?

Andrea: Mein Dad ist ein Westernfan, somit war es naheliegend, dass ich ein Playmobil Westernset bekam: Klassisch wie in den Filmen eine Lagerfeuerszene.

Marcel: Als Kind habe ich sehr viel mit Playmobil gespielt. Als 1974 die allerersten Sets rauskamen, war ich sieben Jahre alt. Ich erinnere mich an ein Piratenschiff, das ich heute noch habe und zusammen mit meinem Bruder hatten wir eine Ritterburg. Lego und besonders Lego Technik haben wir auch viel gespielt.

Gsi.News: Die klassische Frage: Warum Playmobil und nicht LEGO oder Duplo?

Andrea: Playmobil gefällt uns besser, weil es runder, lieblicher ist und mehr Details hat.

Gsi.News: Wie ist diese Leidenschaft zu Playmobil entstanden und was fasziniert euch daran genau?

Marcel: Als Erwachsene haben wir unsere Leidenschaft wiederentdeckt. Als 2007 unser Sohn zur Welt kam, gab es ein Set mit Tauchexpedition und Korallenriff. Da wir beide Taucher sind, haben wir es natürlich gekauft, mussten es aber vier Jahre lang aufbewahren, bis unser Kind damit spielen konnte.

Andrea: Genauer gesagt, bis wir gemeinsam mit ihm spielen konnten (lacht).

Marcel: Ausschlaggebend für das Sammeln war ein Flohmarkt, auf dem ich ein altes Playmobilset aus meiner Kindheit gefunden habe. Die Kindheitserinnerungen kamen zurück.

Andrea: Als Marcel damit nach Hause kam, ging es auch mir so. Aufgrund von Fotos, die ich im Internet gefunden habe, konnten wir es dann zusammensetzen. Heute ist es einfacher, die ganzen Anleitungen gibt es im Internet zum Herunterladen.

Gsi.News: Ihr nennt euch „Play History“. Was verbirgt sich genau dahinter?

Marcel: Wir haben zu dieser Zeit viele Sets zusammengestellt. Wir stellten fest, dass uns das Nachstellen von historischen Szenerien oder einzelnen Geschichten große Freude bereitet. Dadurch entstand auch der Name für unsere Homepage, der genau das auszudrücken versucht, was wir am liebsten tun: „Play History“ Auf der Seite zeigen wir unsere Sammlung, bauen Modelle, arbeiten auch sehr gerne mit Kindern interaktiv zusammen.

Andrea: Wir haben auch Ideen, wie wir mit Kindern mithilfe von Playmobil etwas Besonderes machen können. Zum einen ist da der Bauprozess und das „selber bauen“, zum anderen der Einsatz von Elektronik, etwa durch Raspberry Pie gesteuerte Modelle. Wichtig ist, dass sich die Kinder in ihrem Tun identifizieren können und etwas Modernes machen.

Gsi.News: Wie hat euer Kind reagiert, als ihr ein Set nach dem anderen nach Hause gebracht habt?

Andrea: Er hat viel damit gespielt, weil es musste für uns nicht originalverpackt bleiben. Früher gab es in unsererm Wohnzimmer immer viel Playmobil aus allen Themenwelten zum Spielen für unseren Sohn und seine Freunde, vor allem klassische Bubensachen wie Ritter, Piraten oder Dinosaurier. Mittlerweile hat unser Sohn auf Playstation umgeschwenkt, wir ertappen ihn aber immer wieder, wie er etwas sieht, das ihm taugt.­

Gsi.News: Welches war euer erstes Modell und welche Erinnerungen verbindet ihr damit?

Marcel: Ganz klar das Taucherschiff, da steckt am meisten Emotion dahinter.

Andrea: Zur Themenwelt „Afrika“ haben wir zum ersten Mal etwas in einer Schule gemacht. Das war gerade zum 40-jährigen Playmobil-Jubiläum, als uns die Lehrerin unseres Sohnes bat, ob wir was zu diesem Thema hätten, weil sie wusste, dass wir Afrikafans sind und schon ein paar Mal auf Safari waren. Die Kinder waren sehr fasziniert und fingen wieder vermehrt an, mit ihren Playmobil Sachen zu spielen.

Marcel: Es ist immer wieder aufschlussreich, wenn ich die Ritter von 1974 und die Version heute betrachte. Die Weiterentwicklung der Figuren ist sehr gut zu erkennen, auch was die weiblichen Figuren anbelangt.

Gsi.News: Woher stammen eure Sammelstücke und aus welchen Themenbereichen besteht eure Sammlung?

Marcel: Ich würde sagen zu 80 Prozent von Flohmärkten, großteils aus Vorarlberg. Das Tolle an Playmobil-Spielsachen ist, dass es Made in Europe ist, lange hält und dadurch nachhaltig und zeitlos ist. Unsere Schiffe und Ritter sind 40 Jahre alt und zum Teil wie neu. Viele Leute sagten uns, dass sie auf dem Dachboden noch Burgen hätten, diese aber lieber ihren Enkeln hinterlassen würden. So etwas freut uns!

Andrea: Themen bei uns sind Klassiker wie Ritter, Piraten oder Western,  Ägypter, Römer, Wikinger, Steinzeit, Dinosaurier, City-Life (dazu gehört Feuerwehr, Polizei, Krankenhaus, Schule), Nostalgie (Jahrhundertwende), Fantasy (Schlösser, Feen, Einhörner, Märchen), Afrika, Space, Top Agents sowie viele Pferdesachen, Züge, Zirkuswelt oder Polarforscher. Was es leider nicht mehr gibt ist das Thema „Aliens“. Wir beide sind am meisten vom Mittelalter fasziniert. Bei Kindern haben wir festgestellt, dass das Thema Western voll out ist.

Gsi.News: Wie viele Objekte umfasst eure Sammlung und wie viel habt ihr dafür in etwa ausgegeben?

Marcel: Rein Figuren sind es ca. 12.000, Häuser haben wir um die 100 Stück und ca. 15 Piratenschiffe. Momentan haben wir ein 30 m2 großes Lager und die Sachen alle thematisch geordnet in Kisten verpackt dort eingestellt.

Andrea: Vor zwei Jahren zum 800-Jahr-Jubiläum der Stadt Feldkirch haben wir eine große Ausstellung in einer Bank gemacht. Die Vorarbeit nahm zwei Monate in Anspruch, jeder von uns wendete ca. 120 Arbeitsstunden dafür auf. Da ich für Details zuständig zeichnete, ging ich mit voller Leidenschaft dahinter mir Szenen auszudenken. Außerdem bauten wir für die Besucher zehn Fehler als Suchspiel ein, etwa eine Conchita Wurst die aus dem Bergfried der Schattenburg eine Regenbogenfahne schwingt oder Marcel Hirscher mit Ski. Die Besucher sprangen auf unsere Szenerie voll auf und es faszinierte uns, dass die Menschen mit einem nüchternen Gesicht die Bank betraten und mit einem Lächeln auf den Lippen wieder rauskamen.

Marcel: Am wertvollsten ist eine Sammlung wenn die Sets unbespielt und ungeöffnet sind, aber das war uns nie wichtig. Den Wert einer Sammlung zu bestimmen ist schwierig und sehr individuell. Auf Flohmärkten kaufen wir oft ein „Konvolut“, wie es in der Fachsprache heißt, also ganze Kisten. Für Sammler ist die Vollständigkeit wichtig, viele Teile können nachbestellt werden. Wir wissen nicht, wie viel wir bisher ausgegeben haben, aber es kommt doch einiges zusammen (lacht).

Gsi.News: Gibt es noch etwas aus dem Playmobil-Universum, das ihr gerne besitzen würdet?

Marcel: Ich würde gerne alles von Nostalgie haben, da gibt es wenig und es ist selten zu finden. Deutschland, Spanien und Griechenland sind sehr Playmobil-affine Länder mit vielen Sammlern, sonst helfen Foren im Internet weiter. Das seltenste Set ist eine Achterbahn, die es nur in Japan gab. Wir kaufen neue Sets vor allem für aktuelle Projekte. So haben wir unlängst für die Gemeinde Lustenau eine Fahrradparade für das „Festivelo“ gemacht und dafür ein paar neue Stadthäuser dazu gekauft.

Andrea: Wir sind seit 30 Jahren ein Paar. Neben dem Selbstständigsein arbeiten wir eng zusammen, das verbindet. Beim Arbeiten ergänzen wir uns und so kommt es vor, dass ich eine Stunde suche, bis ich den richtigen Bart oder Hund  für eine Szene habe, während Marcel sich um das Technische und das Zusammenstellen der Häuser kümmert.

Gsi.News: Was plant ihr mit eurem Playmobilschatz für die nahe Zukunft?

Marcel: Wir möchten unsere Sammlung öffentlich machen, denn es ist schade, wenn alles nur in Kisten liegt. Die Sammlung hat ja eher einen emotionalen Wert für uns, verkaufen wollen wir sie nicht, weil das würde uns weh tun. Jedoch schwebt uns kein klassisches Museum vor, sondern eine interaktive Spielwelt, in der Kinder unter Anleitung selber Modelle bauen, Stop-Motion-Trickfilme oder VR-Videos erstellen und viel experimentieren können.

Andrea: Richtig, unser Ziel ist es, die klassische Spielwelt mit moderner Technik kindgerecht zu verbinden. Daher suchen wir aktuell nach geeigneten Räumlichkeiten, um dies zu realisieren. Natürlich auch Investoren. Ein entsprechendes pädagogisches Konzept ist bereits vorhanden.

Gsi.News: Und die Firma Playmbobil selbst kann euch dabei nicht unterstützen?

Marcel: Unterstützung durch Playmobil würden wir uns wünschen, sind wir doch einer der größten Sammler Österreichs. Auf Nachfrage können wir jedes Thema anbieten, von der Skihütte mit Seilbahn bis zum Modell einer Baustelle! Und sollte ein Teil nicht vorhanden sein, , dann kann ich es mit dem 3D-Drucker nachdrucken, wie ein Spanischer-Fan, der die „Notre Dame“ für 3.000 Euro als indiviuduelles Modell anbietet.

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