„Mama, wenn kummts Christkind? Kummt des morgen?“
„Na, heut isch da 6. Heut kumt amol da Nikolaus!“
„Wirkli? Wenn kummt da Nikolaus hüt?“
„Am Abend.“
„Ersch am Abend? Da muss i jo voll lang warta!“
Ja, genau. Lustig, lustig, tralelalela. Lieber guter Nikolaus, alle Kinder warten sehr aufgeregt auf dich – und haben dann doch voll schiss, wenn sie dich sehen. Die fürchten sich auch trotzdem noch, auch wenn sie erfahren, dass unter der Verkleidung blos ein Nachbar oder sogar der eigene Onkel steckt. Nichts da. Geschrien wird, bis dass der rote Coca Cola-Mensch das Haus, oder wie heuer Coronamäßig den Garten verlässt, wobei jetzt durch die Massentesterei die Versuchung des Indoorfeierns trotz Corona-Auflagen wieder groß ist. Und dann ist endlich die Anspannung weg und die Kinder wohl gelaunt, weil eh alles voll easy war. Alles easy. Aufregung pur im Dezember mit Kindern. Aber auch schön, wenn sie sich so freuen.
Aber die Wartereien sind, mit und auch ohne Kinder, anstrengend, nervig. Wenn man weiß, wie lange, geht’s ja noch – aber auf unbestimmte Dauer auf etwas vielleicht wirklich Zukunftentscheidendes warten – nicht fein. Kennt man ja, drei Minuten in Arscheskälte oder bei fürchterlichem Regen auf die Türöffnung beim Arzt oder Geschäft oder auf den Bus warten – ewig! EWIG! Ewig und drei Tage, bis dass man endlich drinnen sitzen kann im Wartebereich oder im Bus. Und ich weiß nicht, wie Ihr das so findet, aber wenn man dann im Bus mitfährt, und wenn dann die Köpfe alle so beim Bremsen und in den Kurven mitwackeln, wie kleine Crashdummies, dann hebt das meine Laune gewaltig, während mir noch die letzten Regentropfen übers Gesicht rinnen und die Finger schön langsam wieder beweglich werden.
Ewig dauern auch noch drei fürchterliche Unterrichtsminuten, gleich ob man Lehrer oder Schüler ist – oder Schwangerschaftstestergebnis, oder Corona-Nasentiefbohrer- Gehirn erreicht und wutzel wutzel wutzel bis in alle Ewigkeit. Oder spannend sind auch Microwellen Popcorn, die dann mitunter doch verbrennt sind, obwohl es genau nur zwei Minuten waren, und dann auch noch süß sind. Oder die ständige Lauerposition auf die Postlerin wie ein unterbeschäftigter Jack Russell. Wann kommt die Internetbestellungen? – ausser die schnellen Amazonlieferungen, die sind ja normalerweise schon da, bevor man geklickt hat. Weil das soll man ja heuer mal lassen, offiziell, das mit Amazon. Amazon mögen wir nicht, halt nicht offiziell.
Und so warten wir jetzt doch aufs Christkind – manch Erwachsener schlimmer als Kindergartenkinder. Bis dorthin vertreiben wir uns die Zeit mit unseren überteuerten Erotik- Kalenderüberraschungen, und mit kleineren Vorbereitungen, und schmücken dezent das Haus mit Lichtern, Figuren und Kerzen, und noch weiteren Schnickschnack wie bei den Griswolds, mit Tausend Watt und Disco- Blinkblinkblink all night long, damit das Christkind das Haus schon vom Weltall aus sehen kann. Stille, Ruhe, andächtige Zeit.
Da fällt mir gerade ein, dass ich heuer noch gar keine großartige Weihnachtsbeschallung a là „Last Christmäs, Ei gäv You mei Hart“ gehört habe. Aber keine Schirmbar, kein Punschstand. Nix. Da kann man noch lange warten.
Einen schönen zweiten Adventsonntag und spannende Nikolobesuche wünscht Euch die Susi!
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