Viele Patienten nehmen aus Angst vor einer Ansteckung mit Corona lieber chronische Schmerzen in Kauf, anstatt ärztlich verordnete Therapien wahrzunehmen – berichten Physiotherapeuten aus Vorarlberg.
Dies führt zu Behandlungsverzögerungen und gefährdet die Gesundheit der Betroffenen. Zugleich zeigen Ergebnisse einer aktuellen Umfrage im Auftrag von Physio Austria, dass die Vorarlberger mehrfach versuchen, in Eigenregie mit ihren Schmerzen klarzukommen. Der Verband ruft auf: Bleibt mit euren Schmerzen in Zeiten von Corona nicht alleine, Physiotherapie ist sicher und hilft!
Unzählige Physiotherapeuten in Vorarlberg berichten von Patienten, die aus Angst vor einer Corona-Infektion ihre chronischen Schmerzen unbehandelt lassen und schlichtweg ertragen. „Insbesondere Patienten aus Risikogruppen trauen sich aufgrund von Corona nicht mehr, ihre ärztlich verschriebenen Physiotherapien wahrzunehmen. Und das, obwohl die Behandlungen dringend notwendig wären. Das kann durchaus zu langfristigen gesundheitlichen Schäden führen“, berichtet Kai-Oliver Neunhäuserer, Vorsitzender des Landesverbands Vorarlberg von Physio Austria.
Dabei sind laut dem Gesundheitsberuferegister über 15.900 berufsberechtigte Physiotherapeuten in allen neun Bundesländern im Einsatz –auch in Zeiten von Lockdowns, zumal sie als gesetzlich geregelter Gesundheitsberufsystemrelevant sind. Sie setzen auf umfassende Schutzmaßnahmen, um ihre Patienten auch jetzt sicher und zuverlässig zu behandeln. „Egal welche Form der Physiotherapie in Anspruch genommen wird: Die Sicherheit unserer Patienten und der Physiotherapeuten steht immer an erster Stelle. Deswegen folgen wir den Handlungsempfehlungen des Gesundheitsministeriums, die neben dem Tragen eines Mund-Nasen-Schutzesweitere Maßnahmen anführenund so einen sicheren Rahmen für physiotherapeutische Behandlung bieten“, schildert Kai-Oliver Neunhäuserer.
Physio Austria-Umfrage: 61 % der Vorarlberger haben chronische Schmerzen
Etwa 1,5 Millionen Menschen in Österreich leiden unter anhaltenden Schmerzen.Wie eine Umfrage im Auftrag von Physio Austria zeigt, sind 61 % der Befragten aus Vorarlberg betroffen. Sie berichten von chronischen Schmerzen im Rücken (25 %), im Bewegungsapparat wie in Gelenken, Beinen, Füßen, Armen, Knienetc.(23 %), in Form von Verspannungen (20 %), oder im Nacken-und Schulterbereich (13 %). Zudem leiden die befragten Vorarlberger an Kopfschmerzen (10 %) und an Schmerzen, die beim Sport entstanden sind (7 %). Diesen wird in Coronazeiten unterschiedlich begegnet:23 von 10 der Befragten aus Vorarlberg geben an, dass sie Sport (34 %) oder Übungenzur Entlastung der betroffenen Körperregionenmachen (30 %).
Sehr häufig wird zudem auf Schmerzmittel (34 %) oder Schonung (28 %) zurückgegriffen, was die Schmerzen zwar im Moment reduziert, aber sie keineswegs langfristig mildert. 30 % wenden sich im Bedarfsfall an einen Arzt, 13 % kümmern sich um einen Termin bei einem Physiotherapeuten –wobei 20 % immerhin regelmäßigÜbungenmachen, die von einemPhysiotherapeuten empfohlen wurden.Von den Befragten aus Vorarlberg haben bereits 64 % eine Physiotherapie in Anspruch genommen und 59 % berichten, dass ihnen diese geholfen hat.
Kai-Oliver Neunhäuserer schließt daraus: „Die Ergebnisse zeigen, wie unterschiedlich sich die Vorarlbergermit ihren Schmerzen auseinandersetzen. Während sich die einen schonen, bewegen sich die anderen aktiv und nehmen dabei sogar die Ratschläge unserer Physiotherapeuten an –das freut uns natürlich sehr. Dennoch gibt es in Summe Luft nach oben beim Umgang mit Schmerzen, da viele diese mit Schmerzmittel betäuben oder schlichtweg unterdrücken. Daher unser Appell: Bitte bleiben Sie mit Ihren Schmerzen nicht alleine und lassen Sie sich auch in Zeiten wie diesen von unseren Experten helfen –die Physiotherapie-Praxen sind sicher und unterstützen Sie verlässlich!“ Geschlechterunterschiede: Männer unterdrücken Schmerzen eher als Frauen
Weitere Einblicke in die Umfrage zeigen: Obwohl 75 % aller Befragten der Aussage zustimmen, dass Schmerzen ein Alarmsignal des Körperssind, auf welches manhören und entsprechend reagierenmuss, erfahren Äußerungen wie „Immer positiv denken: Der Schmerz wird schon wieder nachlassen“ (43 %), „Ich spreche nicht über meineSchmerzen. Ich möchte mich darüber nicht bei anderen beklagen“ (36 %) oder „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“(20 %) noch ausgesprochen hohe Zustimmung in der österreichischen Gesamtbevölkerung.Insbesondere Männer stimmen diesen häufiger zu als Frauen – sie unterdrücken sichtlich öfter vorhandene Schmerzen. Deutlich wird das bei der Aussage „Wer etwas erreichen will, muss auch Schmerzen ertragen können“ –dieser stimmen 29 % der Männer und nur 17 % der Frauen zu. Weibliche Befragte hingegen holen sich bei Schmerzen rascher Hilfe bei Experten (Frauen: 53 %, Männer: 45 %)