Franz Josef Höllwarth ist ein außergewöhnlicher Mensch der sich für die Opfer des IS einsetzt und im Januar 2021 wieder in den Irak und Syrien gehen wird. Hilfe vor Ort nimmt Höllwarth wörtlich.
„Ich kann nicht wegschauen, wenn Menschen verfolgt werden und um ihr Leben fürchten müssen, wenn sie hungern und ihnen niemand hilft.“ meint der Tiroler im Gespräch mit gsi-news.
Die ISIS-Invasion 2014 in großen Gebieten des Irak, bei der Kämpfer des selbsterklärten „Kalifats“ auf Jesiden und andere ethnische und religiöse Minderheiten abzielten, Männer massakrierten, Kinder entführten und Frauen und Mädchen zur sexuellen Versklavung entführten, zwang Hunderttausende von Menschen zur Flucht. Nach wie vor leben hunderttausende Menschen in den Flüchtlingslagern im Irak und die Not ist unbeschreiblich. Die Corona Pandemie hat die Situation, der schwächsten in der Gesellschaft im Krisengebiet aber nochmals verschärft. Schon der Gedanke an Corona löst bei schwer traumatisierten Menschen unvorstellbare Ängste aus, aber wenn dann auch noch Bomben in der Nähe deines Zeltes einschlagen, wie in diesem Jahr mehrfach geschehen, dann ist das für mich an Grausamkeit nicht zu überbieten. Diese Menschen haben ein Recht auf Schutz und Sicherheit auf ein Leben ohne Gewalt.
Die Provinz Kurdistan im Norden des Irak, in denen sich die größten Flüchtlingslager befinden, zählt eigentlich zu einer sehr sicheren Region, aber auch hier werden Flüchtlinge immer wieder durch türkische Luftangriffe in Angst und Schrecken versetzt. Ich war gerade unterwegs in Khana Sor in den Sinjarbergen um ein Schmetterlingskind mit med. Hilfsgütern zu versorgen, als so ein Luftangriff nur wenige Häuser entfernt stattfand. Dabei wurden 2 Menschen getötet.
Seit Jahren kümmere ich mich nun schon um schwerverletzte, schwerkranke Kinder oder auch um Menschen die jahrelang das Martyrium des IS ertragen mussten. Über das Erlebte zu sprechen fällt allen schwer. Allein das Zuhören ist für mich nahezu unerträglich.
Bei meinem letzten Aufenthalt im Januar des Vorjahres konnte ich knapp 40ig Tonnen Winterkleidung an bedürftige Familien, die nun seit 7 Jahren schon ein einem überfüllten, veralteten Zelt, die keinen Schutz vor den extrem hohen Sommertemperaturen, Minusgraden im Winter oder schweren Überschwemmungen bieten verteilen. Diese Hilfslieferung wurde von der Flüchtlingshilfe Erding gespendet. Auch seit Jahren schon versuche ich die Lücken, welche Regierungsorganisationen und NGOs hinterlassen auszufüllen. Durch meine Kontakte zum irakischen Militär aber auch zu den politischen Verantwortlichen vor Ort ist es mir auch möglich Hilfslieferungen an Orte zu bringen, an denen sonst kaum Hilfe hinkommt.
Im Rahmen meiner Möglichkeiten versuche ich schwerkranken Kindern und Einzelschicksalen eine Brücke zu bauen. Operationen für Kinder zu ermöglichen deren Familien nicht in der Lage sind die finanziellen Mittel für die Behandlung aufzubringen. Vielfach haben diese Menschen kein Geld um dringend nötige Medikamente zu kaufen oder einen Arzt aufzusuchen. Es ist schwer vorzustellen, aber 30ig Prozent der Menschen in den Lagern und wir sprechen hier von zigtausenden Menschen haben kaum etwas zu Essen. Menschen hungern und die Aussichtslosigkeit treibt immer mehr junge Menschen in den Selbstmord.
Diejenigen, die am weitesten von unserem Blick entfernt und dem höchsten Risiko ausgesetzt sind, dürfen nicht vergessen werden!
Deshalb reise ich im Januar wieder in den Irak um mich persönlich um unsere Schützlinge, um Einzelschicksale und gemeinsame Hilfsprojekte zu kümmern.
In einer Zeit, in der die Welt stillsteht, möchte ich in Bewegung bleiben und denen helfen, die am verletzlichsten sind. Aber ich brauche auch Menschen, die hinter mir stehen. Über den Verein Freundeskreis FH St. Gerdraudi, der ein Spendenkonto eingerichtet hat, können wir gemeinsam etwas Hoffnung schenken.
Auch ein Hilfstransport mit 4000 Weihnachtspaketen (ist zwar etwas nach Weihnachten) wurde für die Kinder in den Sinjarbergen (dort wo sonst keine Hilfe hinkommt) von der Würzburger Organisation „Liebe im Karton“, die an mich herangetreten ist, zusammengestellt. Diesen Transport begleite ich und übernehme die Verteilung vor Ort.
Des Weiteren gibt es einen medizinischen Hilfstransport der Wiener Hilfsorganisation „You Are Welcome“ für Nord-Ostsyrien bei dem auch 1500 Wintermützen aus Tirol mit dabei sind und wo auch ich die Logistik vor Ort übernehme.
Gsi-news möchte noch zwei konkrete Beispiele für die Hilfe durch Höllwarth vorstellen:
Im Jahr 2018 hat Höllwarth den jessidischen Jungen Hossan kennengelernt. Damals konnte er seine Beine kaum bewegen. Höllwarth setzte alles daran, damit der Junge operiert wird. Die Operation war erfolgreich und Hossan kann jetzt laufen.
In einem Zelt lebt der kleine Salwah seit seiner Flucht aus Sinjar im Jahr 2014. Salwah ist ein Krebspatient und vor einem Monat wurde dem Jungen ein Tumor entfernt. Für ihn konnte Höllwarth die Operation in Bagdad finanzieren.
Anbei auch ein paar Fotos über Höllwarths Lebensmittelverteilung und mit den Schmetterlingskindern die er betreut und denen er im Januar wieder helfen wird.
Spenden bitte an: paypal hoelli72@gmail.com
oder Verein: Freundeskreis FH St. Gertraudi Kennwort: Irak AT23 1400 0668 1012 5889 BIC: BAWAATWW