Susis Gedankenwelt #49: Der geknickte Strohhalm

„Floschn sans olle!“

„Wer?“

„Jo olle! Hättn im Summa scho aundas entscheiden measn. Österreich is des anzigle Laund mitn 3. Lockdown.“

Mein Cousin! Gerade noch ein großer Fan vom Sandmand, und noch grün hinter den Ohren, macht er jetzt einen auf Peter Filzmaier. Mit 25.

„Ah, du redest von den Politikern! Da kann i ned wirklich was schreiben.“

Egal, ob rechts, links, Mittelfeld. Alle spielen sie mit dem Medizinball. Und keiner traut sich den wirklich fangen. Ich weiß noch: Turnunterricht mit dem blöden braunen schweren Ball. Ein Raunzen ging damals durch die Stirnreihe. Und die Kleinste, die Daniela, wurde gleich damit umgeschossen wie beim Kegelscheibm. BAAAM. Und der nächste Kandidat liegt auch gleich daneben, weil blutende Nasen verträgt nicht ein Jedermann.

Besser doch wieder mit dem blauen Softball ein Völkerballspiel. Das darf man ja auch nicht mehr sagen, das mit den Völkern. Etwas verpönt. Wie das alljährliche peinliche Gespräch mit dem Vorgesetzten bei der Weihnachtsfeier. Fällt heuer alles flach, somit ist doch noch etwas Gutes an der ganzen Sache dabei. Und die Urlioma versteht auch nicht, warum nicht alle zu Besuch kommen. „Ah, des Corona tut mir jo nix. I hob meine Ziroler Kirschtropfen, de nümm i jeden Tog. Do hot’s nix“.

Aber ganz klar, über die politische Entscheidungen, gerade jetzt wiedermal, kann ich nicht schreiben. Denn ich weiß nicht, wie es euch dabei geht, aber es ist schon immer ein bisschen unangenehmes Stammtischgeschimpfe das Ganze. Es druckt und zwickt, wie nach dem Raclette Essen am Heilig Abend.

Hundsvoll, aber das letzte Käseblättle kann man nicht überlassen. Einer geht noch rein in die Schaufel. Die Völlerei ist trotz Coronazeiten möglich. Möglich ist auch die Übermenge an Saft, den die Zwerge beim „Urli-Oma-Besuch“ bekamen („Oans haum ma imma nu drunga!“) und jetzt , während der Heimfahrt, aufgedreht sind wie wilde Bienen beim Honigklau, obwohl die ja den Honig gern selber essen. „Oh Tannenbaaaum, oh Tannenbaaaaaaaum, die Oma sitzt im Kofferaum!“.

Wie lästige betrunkene Fahrgäste im Taxi nach einer langen Disconacht verhalten sich meine Kinder! Unserem Fahrer stört das ganze Kindergequitsche auch ein bisschen, weil der einfach nur schnell heim möchte, um nochmal ein „Racletteessen“ starten zu können. Die Enkerl schmieren noch fest dem Opa Honig ums Maul („Unser Lieblingsopiliiii!“), weil Kinoabend und Popcorn unbedingt noch stattfinden könnten, es ist ja schließlich Weihnachten – und das mindestens bis Ostern. Und das können sie: Schmieren, Essen verteilen, und mit geknicktem Strohhalm Saft schütten.

Einen schönen letzten Sonntag im Jahre 2020 und einen guten Rutsch wünscht Euch die SUSI!

P.s.: Schöne Grüße nach Stadl-Paura!

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