In unserer dreiteiligen Serie stellen wir Musiker aus Vorarlberg vor, welche uns über ihr kreatives Schaffen und ihre Befindlichkeiten während des mittlerweile dritten Lockdowns berichteten.
Eine manchmal schon gespenstische Stille, aber auch ein unzähmbarer Wille, die Musik auch im Lockdown nicht aufzugeben, sondern auf innovative Art wieder neu zu beleben: So erlebte die Musikerin, Sängerin und Musikschullehrerin Alex Sutter den Lockdown.
Todesstreifen, Minenfelder und Gedenktafeln der Erschossenen an der Mauer durch das Militär der DDR: Das alles hat Alex Sutter schon als Jugendliche in Berlin erlebt. Ähnlich beklemmend nahm sie auch die Quarantäne in ihrer Heimatgemeinde Nenzing wahr: „Nicht mal der Zug blieb mehr stehen. Polizei und Militär überwachten die Gemeindegrenzen. Über uns kreiste der Polizeihubschrauber. Das war unheimlich“, erinnert sich die 47-jährige an den März 2020, als es weder ein Rein noch ein Raus gab.
Musik als Brücke
„In der Quarantäne rückten die Menschen zusammen, auf Abstand selbstverständlich. An einem Sonntag veranstaltete ich ein Nachbarschaftskonzert. Jeder saß in seinem Garten, mit Drinks und Kuchen, wir hatten Spaß und das ließ uns die Sorgen ein wenig vergessen“, erzählt Sutter, die sich sehr einfallsreich musikalisch engagierte.
Laufende Absagen
Etliche Konzerte und auch eine Singlepräsentation der Sängerin wurden abgesagt. Auch als Gesangslehrerin an der Musikschule Walgau wurde durch die wiederholten Lockdowns beeinträchtigt, wenn auch diese Position ihr etwas Sicherheit verschaffte. „Als Vocalcoach bin ich im Unterschied zu vielen anderen finanziell abgesichert. Die Gesamtsituation für Wirtschaft, Tourismus, Handel und Dienstleistungen ist katastrophal“, befürchtet die Rock- und Jazz-Röhre.
Etwas Normalität gab es für Sutter nur im Sommer, als es kurzfristig möglich war, zu konzertieren. „So rockten wir die Bühne des Tourbus Donauinselfest 2020 und das letzte Konzert war dann in der Kulturwerkstatt Kammgarn in Hard im Oktober 2020.“
Gemeinsam kreativ
Gerade in Zeiten von Quarantäne, Lockdowns und Kontaktbeschränkungen bleibe es die Musik, der es gelingen kann, Barrieren zu überwinden und Menschen zu berühren.
„Ähnlich wie Unterricht über distance learning stattfindet, ist es möglich, gemeinsam online kreativ zu sein und weiterzumachen“ weiß Sutter. Das gelang ihr bei „Silently breathing“. In dem Lied spielten die Musiker ihre Stimmen auf ihren Instrumenten daheim ein, und hinterher wurde alles im Tonstudio zusammengeschnitten. „Wir haben auch an der Musikschule ein Videoprojekt online kreiert. Mit Little drummerboy, das schon über 13000 Aufrufe auf Youtube hat, trommelten wir gegen Corona an“.
Endlich wieder leben
Alex Sutter wünscht sich, dass endlich eine Besserung für alle Betroffenen einkehrt. „Wir müssen einfach durchhalten, auf die Impfung hoffen und daran glauben, dass wir das gemeinsam mit Eigenverantwortung, Rücksichtnahme und Zusammenhalt schaffen, um endlich wieder leben und unseren Hobbies und Vorlieben nachgehen zu können.“
HH