„Wow, so viel Schnee!“
„Ja, der kommt vo dr Frau Holle!“
„Abr Mama, des isch doch nur a Geschichte!“
„Ja, Mama, nur Gesichte! Die Katze! Die Katze!“
Ja, genau. Gut, dass mich da meine Tochter immer genauestens aufklärt, das wird noch was, und die Kleine selbstverständlich kopfnickend alles nachprappelt. Mit 2 ½ weiß sie genau, wie der Hase läuft, oder dass die Pechmarie die Katze hinunterwirft. Das ist das einzige, was sie sich gemerkt hat. Wenn es wahr wäre, dann müsste nämlich jetzt gerade die Goldmarie zu Besuch sein. Oh, Mann, und die ist ja bekanntlich oberfleißig, wie die Frauen gefälligst sein sollen. Fleißig und schön, und Klappe halten – quasi „Morgenstund hat Gold im Mund“, die schüttelt die Betten schon sehr früh am Morgen, oder was auch immer.
Aber wir wissen natürlich auch, dass die Goldmarie bald Heimweh bekommt und dann von der Frau Holle abhaut. Das müsste dann bald mal passieren. Und wenn die Pechmarie antanzt mit ihren dreckigen Füßen und ihrer Unart, dann sollte es wieder vorbei sein mit den Schneemassen, unter denen auch der eine oder andere mal eben verschüttet wird, und unerwartet von Lawinen überrascht wird. Wobei jetzt ja eh keine Deutschen herein dürfen.
Somit kann man sich wieder ganz den Sommerurlaubsplänen mit Sonne, Strand und Meer widmen, wenn man sich impfen lässt und wenn das alles überhaupt hilft. Uiuiui.
Der Vorteil im Lock down: Es gibt keine winterlichen Veranstaltungen, somit minimiert sich die Anzahl deren, die nächtlich im Schnee erfrieren – halt nur die Sandler. Die trifft es dann doch ein bisschen, weil sie heuer doch zu wenig gespendete Decken haben. Weil momentan eher weniger geshoppt wird, außer im Discounter. Dort gibt es noch allerhand, auch Waschmaschinen oder Fernseher. Aber verständlich, weil bei den technischen Geräten müssen Männer ja dann doch immer Up-to-date sein, da geht’s oft nur um ein paar Zentimeter.
Aber was nützt einem Obdachlosen ein 55 Zoll Samsung Fernseher, oder einem Flüchtling? Ja, genau! Irgendwas war da nochmal vor der ganzen Coronazeit: hilflose Menschen in Flüchtlingscamp und Ersoffene im Meer. Halt alles neben den All-Inklusive-Hotels, da wollte dann keiner mehr hin, halt nicht direkt neben 3jährigen kleinen Leichen. Eher mehr westlicher. Und ich weiß nicht, wie es euch dabei geht, aber wenn man doch einzelne Schicksalsgeschichten erfährt, kommen einer Mutter doch ein paar Tränen über das Gesicht und Sachspenden werden dann säckeweise aufgefüllt, um das schlechte Gewissen zu beruhigen. Und im langen Lockdown geht die alte Frau Holle vielleicht dann auch in den Laden und kauft sich frisches Brot, reife Äpfel und eine Waschmaschine, weil jetzt dann keiner mehr kommen und schütteln darf.
Die Susi wünscht Euch mit diesen 52. Text, mit Augenzwinkern, einen schönen Sonntag!