Die meisten von uns sehnen sich danach, wieder ein normales Leben zu führen. Und seien wir uns ehrlich: So wie die Regierung Kurz/Anschober fuhrwerkt, wird das noch ewig dauern. Österreich gehört zu den Ländern mit den meisten Lockdown-Tagen, ohne dass wir bei der Sterblichkeit signifikant besser wären als andere. Und auch beim Impfen sind wir langsamer als andere. Es funktioniert nichts richtig.
Von Gerald Loacker
Wir brauchen also einen neuen Zugang.
Bisher ist das Potenzial der Menschen, die COVID-19 überwunden haben, völlig ungenutzt geblieben. Diese Menschen haben eine natürliche Immunität aufgebaut, die in den meisten Fällen lange anhält.[1] In Österreich sind das nicht nur die rund 400.000 Personen, die einen positiven Laborbefund bekommen haben. Das als vorsichtig bekannte deutsche RKI geht von einer Dunkelziffer aus, die das Vier- bis Sechsfache beträgt.[2] Das würde bedeuten, dass in Österreich, wo die Lage mit Deutschland sicher vergleichbar ist, zwischen 1,6 und 2,4 Millionen Menschen bereits eine natürliche Immunität aufgebaut haben. Vielleicht liegt die Dunkelziffer sogar höher. In Ischgl haben beispielsweise 85% die Infektion unbemerkt durchgemacht.[3]
Mit den Impfungen wird jetzt bei vielen Menschen künstliche Immunität aufgebaut. Doch Österreich nützt dieses Potenzial nicht richtig. Anstatt die natürliche Immunität und die künstliche Immunität zu kombinieren, impfen die Bundesländer wild drauflos. Auch Menschen, die beispielsweise erst im November COVID-19 gehabt haben, werden jetzt geimpft. Das ist angesichts der geringen Mengen an verfügbarem Impfstoff ganz einfach Verschwendung von Ressourcen. Wir könnten viel schneller eine gemeinsame Immunität aufbauen und das SARS-CoV-2 eindämmen, wenn wir nur Menschen impfen würden, die die Krankheit noch nicht hatten. Südtirol schlägt diesen Weg bereits ein. Gesundheitspersonal, das bereits COVID-19 hatte, wird nicht geimpft.[4]
Wollen wir die natürliche Immunität von mehr als „nur“ der 400.000 Covid-Fälle mit Laborbefund nützen, setzt das voraus, diese natürlich Immunisierten mittels Antikörpertests zu identifizieren. Und ja, diese Tests kosten schon wieder Geld. Aber jeder Tag Lockdown kostet mehr, als alle Österreicher auf Antikörper zu testen. Überall bestehen bereist Teststraßen für die Antigentests – dann machen wir eben Antikörpertests parallel dazu.
Eine derartige Vorgangsweise hätte auch großes wirtschaftliches Potenzial. Man muss immune Menschen nicht in Quarantäne schicken, nur weil sie Kontakt zu einer infizierten Person gehabt haben. Das entzieht unnötig Arbeitskräfte dem Wirtschaftsleben und natürlich auch den Gesundheitsberufen.
Gehen wir einen neuen Weg. Es ist Zeit!
[1] https://www.spektrum.de/news/covid-19-immunitaet-haelt-bei-den-meisten-mindestens-acht-monate-an/1816175 und https://noe.orf.at/stories/3081921/
[2] https://www.tagesschau.de/faktenfinder/dunkelziffer-corona-neuinfektionen-101.html und https://noe.orf.at/stories/3055760/
[3] https://www.i-med.ac.at/mypoint/thema/749181.html
[4] https://www.salto.bz/de/article/15012021/im-muell-statt-im-koerper