Wertschätzung, Orientierung und Ermutigung statt wertloser Ziffernnoten

Ein außergewöhnliches Schulhalbjahr ohne Schule, ohne Freunde, aber mit ganz normalen Noten. Das geht nicht, findet der Vorarlberger Verein GEMEINSAM.ZUKUNFT.LERNEN, der sich seit Jahren für die verbale Beurteilung anstelle wertloser Ziffernnoten einsetzt. Der Verein hat jetzt die Aktion „Worte statt Noten“ gestartet. Auf www.wortestattnoten.at können morgen, Freitag, alle Interessierten unseren Schülerinnen und Schülern ein Zeugnis ausstellen. In persönlichen Worten, wertschätzend, ermutigend und Orientierung gebend. So wie eine Leistungsrückmeldung im 21. Jahrhundert sein sollte. Auch ohne Corona.

Morgen ist in Vorarlbergs Schulen Zeugnistag. Nur ohne Zeugnis. Corona macht´s unmöglich, wie so vieles in diesem Schuljahr. Und wenn die Schülerinnen und Schüler nach dem Lockdown ihr Zeugnis bekommen, werden sie damit nicht viel anfangen können. Denn was sagen sie denn aus, die Ziffern, die da stehen? Was wurde da eigentlich benotet? Leidensfähigkeit? Durchhaltevermögen? Der kaum zu überprüfende nachhaltige Lernerfolg? Die Eltern und deren Homeschooling-Kompetenzen? Die IT-Ausstattung in den jeweiligen Haushalten?

„Statt Kinder und Jugendliche mit diesen vielen Fragen alleine zu lassen möchten wir ihnen ein Zeugnis zukommen lassen, wie sie es verdienen: eine wertschätzende Rückmeldung zu ihren, in diesem außerordentlichen Schuljahr so außerordentlichen Leistungen“, betont die Obfrau des Vereins Simone Flatz. Sie fordert „wertschätzende, ermutigende Worte statt nichtssagender Ziffern. Denn eine Leistung auf eine Note zu reduzieren wird dem Menschen nicht gerecht.“

Notenzwang ist ein Bildungsvirus
Der Lustenauer Verein GEMEINSAM.ZUKUNFT.LERNEN hat vor einem Jahr die Online-Petition „NEIN zum Notenzwang. JA zur Wahlfreiheit der Leistungsbeurteilung“ gestartet und über 12.000 Unterschriften gesammelt. Mit vielen anderen Organisationen kämpft der aus Lehrer*innen und Eltern bestehende Verein für eine an den Erkenntnissen der Wissenschaft orientierte Bildungspolitik und eine kindgerechte Leistungsrückmeldung. Dialogisch, differenziert, individuell. Beziehung und Selbstwert stärkend. So wie der Unterricht selbst.

„Es sind politische Motive, am Ziffernnotenzwang festzuhalten, und nicht bildungswissenschaftliche. Ziffernnoten sind weder objektiv noch fair“, ist Birgit Sieber-Mayr, Lehrerin an der VS Kirchdorf und Mitinitiatorin, überzeugt. „Unter ihrem Druck und ihrem Vergleich können Kinder krank werden. So gesehen sind sie wie ein Bildungsvirus. Nur dass wir in seiner Bekämpfung nicht auf die Wissenschaft hören.“

Worte statt Noten ab Freitag online
Mit der Aktion „Worte statt Noten“ wollen die Initiatorinnen eine solche wertschätzende Rückmeldung an die Schülerinnen und Schüler ermöglichen und gleichzeitig einmal mehr darauf hinweisen, dass Ziffernnoten ausgedient haben. Nicht nur in Corona-Zeiten, auch wenn ihre Absurdität gerade jetzt besonders augenscheinlich ist.

Hier geht´s zur Aktion: www.wortestattnoten.at (Upload aktiv ab dem 5.2.2021)

Die mobile Version verlassen