Von Thomas Bertram
Wie weit würdest du gehen, buchstäblich bzw. im übertragenen Sinn? Dieser Film beantwortet sehr eindringlich beide Fragen für die handelnden Personen.
Die Geschichte ganz kurz: William und Dawn (Jamie Bamber / Stefanie van Pfetten) tun sich mit den Anhaltern Cheryl und Lee (Marie Avgeropoulus / Aleks Paunovic) zusammen, um in der verschneiten Wildnis der Rocky Mountains einen Goldschatz zu finden. 4 Millionen durch 4, das ist doch kein Problem, das sieht eher nach „göttlicher Fügung“ aus. William und Dawn wären ihre Geldsorgen und Schulden mehr als los und die Geschwister könnten tatsächlich einen Neubeginn starten. Doch der Weg zum Gold ist weit.
Und hier beginne ich sofort mit meiner Kritik an dem sonst ausgezeichneten Film: Mit GPS-Koordinaten ausgestattet machen sich die Vier auf den Weg, stellen den Wagen ab, um „das letzte Stück“ zu Fuß zurückzulegen. Und jetzt gehen sie und gehen und gehen und taumeln an einem Abgrund entlang und gehen und gehen. Das passt doch nun wirklich nicht. Ist es nur ein „kurzes Stück“ oder ist es viel weiter? In letzterem Fall hätten sie eindeutig einen anderen Weg fahren müssen. Da der Schatz dann tatsächlich auf der anderen Seite eines noch zu überquerenden Sees lag, macht das noch viel weniger Sinn. Hier hat der Drehbuchautor Andre Harden schlicht geschlampt und der Regisseur Jason R. Goode hat es nicht gemerkt oder wollte es nicht merken, weil sein Schwerpunkt woanders lag.
Dafür aber punktet der Film mit seiner sehr eindringlichen Geschichte, da wäre zum einen die Überzeugungsarbeit, die Lee leistet um William, den einzigen mit echter Walderfahrung, zu überreden, mitzumachen. Dann die Konfrontation mit dem Trapper, in dessen Hütte die beiden halb erfrorenen Paare einbrachen. Ja, sie haben Geld auf den Kamin gelegt. Dabei kam die Frage nach dem Gold auf, wo Lee blitzschnell eine plausible Geschichte erfindet (Wettbewerb im Radio), die den Trapper überzeugt. Und jetzt die Veränderung in den Gesichtern der Protagonisten, wie die Kälte ihnen immer mehr zusetzt, wie sie mehr und mehr von Leben in den Tod überwechseln. William kehrt um, die anderen, inklusive seiner Frau, die so verzweifelt nach dem Gold giert, machen weiter. Die nächste tolle Szene, wenn sie es finden, wie sie es finden, wie sich dabei schinden.
Danach folgt leider der nächste, zweite und zum Glück letzte Fehler im Drehbuch. Nachdem Cheryl vergeblich versucht hat, Dawn zu stoppen, schleppen und zerren Lee und sie die Kiste mit dem Gold hinter sich und hinter Dawn her. Die hat aber plötzlich fast keinen Vorsprung, obwohl sie doch locker eine Meile oder mehr weit weg sein müsste und ihr Vorsprung müsste mit jedem Schritt größer werden. Doch Lee holt sie mit wenigen Schritten ein, denn „Wie weit würdest du gehen?“ – seine Schwester hat ihn gerade überzeugt, der er Dawn töten müsse. Auch das ist eine tolle Szene.
Also noch einmal zusammengefasst: spannend, sehr gute Maskenbildner, leider ein dicker und ein weiterer Fehler im Drehbuch, aber sonst durchaus nachvollziehbar. Hätte ich in ähnlicher Situation ähnlich gehandelt? Tja, …