Der Vorarlberger Verein für LGBTIQ* bedankt sich somit für die Welle der Solidarität und ermutigt Pfarren, Gemeinden und Privatpersonen sich öffentlich zu Akzeptanz und Offenheit zu bekennen.
Das Telefon klingelt in diesen Tagen fast durchgehend bei Brigitte Stadelmann, zweite Vorständin des Vereins GoWest für LGBTIQ*. Immer mehr Menschen möchten Regenbogenfahnen vom Verein ausleihen, um ein Zeichen für die Vielfältigkeit zu setzen. „Wir mussten wegen der hohen Nachfrage Nachschub bestellen und dachten uns: Warum nicht gleich das ganze Land damit bestücken?“, so Stadelmann. Der Verein schickt deshalb an alle Pfarren Regenbogenfahnen und bittet diese, sich mit dem Hissen der Fahnen an der Solidaritätsaktion zu beteiligen. Dem ist nicht genug: Eine Fahne macht sich auf den Weg Richtung Vatikan.
Vielfalt zeigen: Solidarität von allen Seiten
Die letzten Wochen waren geprägt von einer Reihe LGBTIQ*-feindlicher Äußerungen, auf die mit solidarischen Aktionen geantwortet wurde. So wurde zum Beispiel ein offener Brief verfasst, der sich gegen einen trans*- und inter*phoben Kommentar der Vorarlberger Nachrichten richtet. Gemeinsam wurde dieser unterschrieben von hochrangigen Politiker wie Vizebürgermeisterin und Landtagsvizepräsidentin Sandra Schoch, Bürgermeister Michael Ritsch, Landtagsabgeordneter Johannes Gasser und allen LGBTIQ*-Initiativen des Landes. Darüber hinaus haben viele Pfarren ihre offene Haltung gegenüber LGBTIQ*-Menschen in Form von Regenbogenfahnen ausgedrückt und reagieren damit auf die jüngste Entscheidung des Vatikans, gleichgeschlechtliche Paare nicht zu segnen. Zwei dieser Fahnen (Pfarrgemeinde Hard, Junge Kirche Vorarlberg in Feldkirch) wurden mutwillig abgefackelt.
„Natürlich machen uns die LGBTIQ*-feindlichen Äußerungen der letzten Wochen und die kürzlich verübten Brandanschläge auf die Regenbogenflagge in Hard betroffen, bestürzt und wütend. Aber diese große Welle der Solidarität nach diesen Ereignissen bestärkt uns sehr. So etwas hat es noch nie gegeben im Ländle. Wir sehen das als einen neuen Aufbruch in unserem Ländle zu einer offeneren Vorarlberger Gesellschaft“, ist Michael Andreas Egger, Vorstand des Vereins GoWest für LGBTIQ* überzeugt. Der Verein möchte sich deshalb einerseits für die Unterstützung bedanken und andererseits ermutigen weiterhin Flagge zu zeigen und die LGBTIQ*-Community zu stärken.
Mehr als Flagge zeigen
Neben einem klaren Zeichen setzen, ist es laut Verein auch essentiell, Ressourcen für professionelle Beratung und Sensibilisierungsangebote zu schaffen. Die ohnehin geringe Förderung des Landes Vorarlberg wurde im Jahr 2020 weiter gekürzt und stellt den Verein vor einen noch engeren Handlungsspielraum.
Wer sich in diesen Tagen solidarisch mit der LGBTIQ*-Community zeigen möchte, kann eine Regenbogenfahne entweder beim Verein GoWest (Kirchstraße 39 in Bregenz) oder in der Pfarrkirche Hard im Eingangsbereich abholen. Solange der Vorrat reicht. Die Aktion des Vereins zeigt die Zivilcourage Vorarlberger Akteuren, die sich gegen Diskriminierung aussprechen.