Von Thomas Bertram
Ein Film mit bösen realen Folgen
Mit einem Mal wurde Leonardo DiCaprio berühmt, seine Rolle als Jack Dawson in Titanic machte ihn
über Nacht vom Geheimtipp zum Weltstar und Teenie-Idol. In der Folgezeit versuchte er sich an
vielen Rollen, z.B. komödiantisch in „Catch me if you can“, actionreich und gewalttätig in den „Gangs
of New York“ und schwer in ein Genre zu packen bereits im Jahr 2000 als Rucksacktourist in Thailand
in „The Beach“.
Der Inhalt des Filmes ist recht schnell erzählt, wenn man die vielen Nebengeschichten darin weglässt:
Der amerikanische Rucksacktourist Richard landet in einem verwahrlosten Hostel irgendwo in
Thailand und sein Zimmernachbar, der offensichtlich nicht mehr ganz Herr seiner Sinne ist, quatscht
ihm etwas von einem Traumstrand vor, den keiner kennen darf, damit die ganzen vielen
Rucksacktouristen eben dort nicht auftauchen. Am nächsten Tag ist tot, Selbstmord, hinterlässt aber
Richard eine Landkarte. Richard tut sich mit einem französischen Pärchen zusammen und sie finden
diese Insel und die dazu gehörende Kolonie der Aussteiger. Sie leben dort und alles wäre gut, wenn
nicht …
Eine der Nebengeschichten, die unter die Haut gehen: ein Hai attackiert die Fischer, einer erliegt
seinen Verletzungen sofort, der andere ist schwer verwundet. Um die „Moral der Gruppe“ nicht
weiter zu belasten, wird er kurzerhand in ein kleines Zelt weit außerhalb der Kolonie verfrachtet um
dort bitte endlich und vor allem nicht so laut zu sterben. Und das muntere Strandleben mit
Beachvolleyball usw. geht tatsächlich wieder weiter, wie vorher. Richard sieht das mit Erstaunen,
macht aber mit.
Eine weitere: Richard wird ausgestoßen, weil er gegen die Hauptregel der Gruppe verstoßen hat. Und
so lebt er jetzt im Dschungel und nähert sich in seinem Verhalten, in seinem Aussehen dem Surfer
aus „Apocalypse Now“ am Ziel der Reise an. Ganz großes Kino!
Achtung Spoiler: Der Farmer, der seine Marihuana-Plantage auf der Insel bewacht und die Kolonie
immer geduldet hat, erklärt, wie er lebt, wofür er lebt und warum die Kolonie jetzt sofort zu
verschwinden habe. Diese Wendung hätte man nicht geglaubt angesichts der Kalaschnikows, mit
denen er und seine Leute auftauchen.
Insgesamt ein Film, der die Wandlungsfähigkeit von Leonardo DiCaprio zeigt, der wunderbare
Landschaftsbilder und einen wirklich traumhaften Strand zeigt und der sehr viele kleine Geschichten
erzählt. Eine flache Lagune mit unterirdischem Meereszugang, komplett von kleinen Bergen
umgeben, von See aus nicht zu sehen. Ein Traum!
Und hier verschmelzen jetzt Fiktion und Realität: Diesen Strand gibt es wirklich und mit diesem Film
wurde er zu DEM Ort, an den alle hinwollten. Gebt „The Beach“ in die Google-Suche ein, sucht nach
Bildern und ihr findet reichlich. Und das ist das traurige Ende, denn jetzt wird, wie im Film befürchtet,
dieser Traumstrand tatsächlich von den Touristen geflutet und leidet so sehr unter dem
Massenandrang, dass er seit 2018 komplett gesperrt ist, damit sich die Natur wieder erholen kann.
Die Realität hat die Fiktion eingeholt und überholt.