Es gibt Geschichten, die das Leben schreibt, die schlimmer sind als jede Art von Fiktion. So die auf wahren Begebenheiten basierende Netflix-Verfilmung „The Serpent“ – „Die Schlange“, eine Mini-Serie von acht Folgen à 60 Minuten, die nichts für schwache Nerven ist und selbst bekennende Thailand- und Südostasien-Urlauber schlaflose Nächte mit wirren Träumen bescheren kann. Doch Vorsicht: Wenn man mit dieser Serie einmal angefangen hat, dann gibt es kein Zurück mehr.
„Die Schlange“ ist eine Reise in die 70er Jahre, in die Zeit von Flowerpower, Volkswagen, Hippies und ganz viel Rauch. Der Hippie-Trail war eine Reiseroute von Europa weg zu Sehnsuchtszielen der Blumenkinder. Bevorzugte Ziele waren Teheran im Iran, Kabul in Afghanistan und Kathmandu in Nepal. Goa in Indien und Bangkok in Thailand gehörten zu den beliebtesten. Unter den Reisenden war etwa auch der spätere Apple-Guru Steve Jobs.
Ausgangspunkt der Serie ist Thailand, das vor 50 Jahren zu einem Traumziel für junge Menschen geworden ist. Es war eine der Endstationen des Hippie-Trails von Europa nach Asien. Neben Palmen und Meer hofften die Reisenden, dort den Sinn des Lebens zu erfahren. Oder wenn die Erleuchtung doch nicht kommen sollte, zumindest eine schöne Zeit mit freier Liebe oder einen ordentlichen Drogenrausch.
Ein erbarmungsloser Mörder – Charles Sobhraj, der mit dem Pseudonym Alain Goutier zusammen mit der Kanado-Französin Monique (die eigentlich Marie heißt) im Südostasien der 1970er Jahre Jagd auf Touristen aus Europa und dem Westen machte, wird von Folge zu Folge grausamer und berechnender, denn der Serienmörder ist zudem Hippie-Hasser, hat seit ihn seine Pariser Ehefrau mitsamt Töchterchen verlassen hat ein Frauenhasser und süchtig nach Spiel, Täuschung und Mord. In die Kriminalgeschichte ging Sobhraj auch als „Bikini-Killer“ ein, da er skrupellos und willkürlich Touristen betäubte, vergiftete, abschlachtete und verbrannte.
Hauptdarsteller Tahar Rahim, der stark an die Hollywood-Kung-Fu-Legende Bruce Lee erinnert, spielt die Rolle äußerst authentisch. Jenna Coleman steht ihm dabei als naive Mitwisserin, die mit ihrem inneren Alter Ego zu kämpfen hat und süchtig ist nach dem Adrenalinkick, den sie durch die abhängig machende Beziehung zu Charles bekommt, in Nichts nach und auch Billy Howle als Niederländischer Botschaftssekretär Hermann Knippenberg passt perfekt dazu. Nicht unerwähnt bleiben darf Tim McInnerny in der Rolle des Paul Siemons, der den alternativen Charakter mimt.
Fazit
Unglaublich spannend, aber nichts für schwache Nerven und sensible Zuseher. Die ständigen Rückblenden schaffen zusätzlich ein erhöhtes Maß an Spannung. Die Morde wurden im Film sogar entschärft, um die Opfer zu schützen bzw. aus Respekt zu ihnen. Die Serie hat sehr viel Authentizität, arbeitet mit Originaleinspielungen aus den 70er Jahren, der Soundtrack zeugt vom Rock `N Roll dieser Zeit, und auch die Szenerie (Straßenbilder, Autos bis zu den kleinsten Details) wurde alles dieser Zeit nachempfunden. Dem Zuschauer wird somit nicht nur eine Reise zurück in die Post-Hippie-Zeit gewährt, sondern auch ins kranke Hirn dieses Psychopathen und seinen dutzenden Komplizen. Sehenswert, damit sie im nächsten Urlaub nicht naiv und unvorsichtig handeln!