„Mama, ka i selber!“
Schon mal gehört? Jedes Kind. Immer. Selber. Absolut jedes Kind mit 3 kann ganz sicher alles selber. Kann selber in die Badewanne, kann sich selber ausziehen, kann sich selber Wickeln, kann selber ins Auto, kann sich ganz sicher selber anschnallen, kann selber Zahnpaste auf die Zahnbüste geben, kann selber einen Knopf öffnen, kann selber das Handy bedienen, kann selber die Blumen gießen, kann selber Cornflakes in eine Schüssel leeren, kann selber die Milch noch obendrauf geben, kann selber das Auto umparken, kann selber Schnitzel panieren, kann selber Eigelb vom Eiweiß trennen, kann selber Schnee schlagen, kann selber eine Glühbirne montieren…naja, gut, einiges ist vielleicht übertrieben. Aber was sie auch definitiv gut können, ist Schuhe anziehen.
Und dann ewig – ewig – EWIG – lang Sitzstreik ausharrend, aus purer Überzeugung, die Bananenfüße sind richtig, uns Eltern den allerallerallerletzten Nerv rauben, weil die Uhr tickt: weil der Bus kommt, weil der Kindi schließt, weil der Termin kommt. Oder gleich einen auf Exorzist.
Und was sie auch ganz sicher selber gut können, ist mit einem vollen Becher… Ja, verschüttet alles. Wie bei der Milchmädchenrechnung, da ist das halbe Glas Milch schon im ganzen Haus verschüttet, bevor es überhaupt mal zum Tisch gekommen ist. Sagenhaft! Da erhebt er gleich Einspruch, der Jean de la Fontaine, weil das dann doch eher eine Fabel war.
Wobei, damals war das mit der Rechnerei noch so eine Sache. Da gab es keinen Taschenrechner. Weil wer kann denn jetzt mit den ganzen Handys überhaupt noch großartig Kopfrechnen? Die Mathematiklehrer – oder zumindest tun sie so – und natürlich die flinken Kassiererinnen beim Diskonter. Die können das noch ratzfatz! Die schmeißen einem schon das Wechselgeld ins Gesicht, obwohl man noch halberts in der Handtasche drinnen hängt, quasi Stollenerkundung, und noch immer auf der Suche zwischen Feuchttüchern, Windelreserven und Krimskrams nach seiner Geldbörse wühlt.
Wobei das jetzt alles mit Corona schon sehr von Vorteil ist – alles lieber mit Karte zahlen, auch diese winzig kleinen Beträge. Da verdreht jetzt keiner mehr so Billig-Porno-Synchronsprecher-stöhnend die Augen, wenn man um 3,49 € die heruntergesetzten, natürlich qualitativ hochwertigen Kinderschuhe kauft, quasi doppelte Nahtkontrolle bei den Kindern in Bangladesch – oder war es in Indien? Dort fallen ja momentan sicher ganz viele Textilarbeiter Coronabedingt aus. Dort haben sie zwar viele Tote, aber schon richtig Glück, dass sie nicht dauernd zum Testen gezwungen werden! Und dann dauernd diese Masken tragen müssen, die sie nicht ständig geschenkt bekommen und nicht noch von irgendwelchen Sicherheitsbeamten ständig aufmerksam gemacht werden. Da wird man ja hier schon in seiner Freiheit ziemlich beraubt, mit der Gratis-Impferei obendrauf! Dort zahlen die nämlich für einen Test über 400 Euro, verhältnismäßig so viel wie wir halt mal schnell für einen Kleinstwagen oder eine Kreuzfahrtreise mit den riesigen Ozeandreckschleudern. Und da es ja die Kinder in der Regel nicht schlimm erwischt, und da der Online-Verkauf von unseren Textilgiganten und anderen Giganten ständig steigt, sind unsere Wohlstandsprodukte gesichert. Aber gut, in so armen Ländern findet man schnell so kleine Heinzelmänner. Wen wunderts? Dort wollen sicher auch die Dreijährigen schon alles können. Selber schuld!
So, in diesem Sinne wünsche ich allen Müttern einen schönen Muttertag mit tollen Gedichten und viel Freude beim Betrachten der selbstgebastelten Dinge eurer Kinder.