Das sind Vorarlbergs „Pflegerinnen mit Herz“

Sabine Österreicher aus Dornbirn

Sie leisten Übermenschliches im Verborgenen: Die VorarlbergerInnen, die sich beruflich oder privat im Pflege- und Betreuungsbereich engagieren. Aus knapp 290 Nominierungen hat der Verein „PflegerIn mit Herz“ die drei Gewinnerinnen aus dem Ländle gewählt.

Von Langenegg bis Götzis: Sabine Österreicher ist diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin in der mobilen Kinderbetreuung. Marlene Poppler aus Langenegg pflegt ihren von Geburt an stark beeinträchtigen Sohn Elias. Alžbeta Oršulová ist als 24-Stunden-Betreuerin in Götzis tätig. Alledrei verbindet nicht nur die Liebe zur herausfordernden pflegerischen Tätigkeit, sie sind Vorarlbergs „Pflegerinnen mit Herz“ 2020.

„Seit 2003 leite ich die mobile Kinderkrankenpflege und staune bis heute über die unglaubliche Stärke schwerkranker Kinder und Jugendlicher und über die Art und Weise, wie sie mit Krankheit und Tod umgehen. Mein großer Respekt gilt auch den Eltern, die mit unermüdlicher Kraft und Selbstverständlichkeit über viele Jahre hinweg diesen Alltag leben“, erklärt Sabine Österreicher aus Dornbirn, die „Pflegerin mit Herz“ 2020 aus Vorarlberg in der Kategorie „Pflege- und Betreuungsberufe“ ist. Sie wurde unter anderem mit den Worten „…sie ist eine Pflegerin mit Engelsflügeln und Heiligenschein“ für die Wahl von Österreichs „PflegerInnen mit Herz“ 2020 vorgeschlagen.

„Ein Kind mit Beeinträchtigung ist für die ganze Familie eine große, manchmal kraftraubende Aufgabe. Doch es gibt einem auch sehr viel zurück. Unser Elias ist ein großer Lehrmeister für all jene, die es zulassen. Ich bin dankbar für eine Familie, die zu 100 Prozent hinter mir steht und mich so unterstützt, dass ich neben meinem Vollzeitjob Zuhause auch noch meiner Tätigkeit im Altenwohnheim nachgehen kann!“, so Marlene Poppler aus Langenegg, „Pflegerin mit Herz“ 2020 in der Kategorie „pflegende Angehörige“. Die Mutter von drei Kindern hat 1990 ihre Liebe zum Pflegeberuf entdeckt und eine Ausbildung zur diplomierten Sozialbetreuerin in Altenarbeit absolviert.

Marlene Poppler aus Langenegg

„Vielen Dank für die Auszeichnung zur ‚Pflegerin mit Herz‘, eine schöne Belohnung für meine Arbeit! Ich habe mich für diesen Beruf entschieden, weil ich gerne mit Menschen arbeite und neue Länder, Kulturen und Persönlichkeiten kennenlerne. Mittlerweile kümmere ich mich seit vier Jahren um meinen Patienten und bin dankbar für die Gelegenheit, solch eine außergewöhnliche Person kennenlernen zu dürfen, von der ich jeden Tag viel Neues lernen kann“, freut sich Alžbeta Oršulová, „Pflegerin mit Herz“ 2020 aus Vorarlberg in der Kategorie „24-Stunden-Betreuung“. Alžbeta Oršulová blieb im ersten Lockdown 2020 16 Wochen lang durchgehend bei ihrem Klienten in Götzis, sie wurde von den Kindern des zu Pflegenden nominiert.

Alžbeta Oršulová aus Götzis

Studio 2-Sonderausgabe zu „PflegerIn mit Herz“ 

Der Verein „PflegerIn mit Herz“ wurde vom Wiener Städtischen Versicherungsverein und der Wiener Städtischen Versicherung ins Leben gerufen und setzt sich bereits seit 2012 für Menschen aus dem privaten und beruflichen Pflegebereich ein. Seine Stimme wird im Corona-Jahr nur noch stärker: Mit seinen verlässlichen Partnern Wirtschaftskammern Österreichs, Bundesarbeitskammer und ERSTE Stiftung, aber in einem alternativen Format, werden die besten „PflegerInnen mit Herz“ 2020 mit einem Preisgeld in der Höhe von je 3.000 Euro gewürdigt. Statt wie bisher üblich im Rahmen einer feierlichen Gala in Wien, stellt der Österreichische Rundfunk (ORF) die insgesamt 27 SiegerInnen 2020 vor. Am Donnerstag, den 29. April werden die Siegerinnen aus Vorarlberg auf ORF 2 in Vorarlberg Heute um 19:00 Uhr präsentiert. Am Freitag, den 30. April folgt auf ORF 2 eine Studio 2-Sondersendung zum Thema Pflege um 17:30 Uhr. Im Mittelpunkt stehen die „PflegerInnen mit Herz“ 2020 aus ganz Österreich.

Pflege braucht Wertschätzung und Anerkennung

3.100 Nominierungen – und damit 3.100 berührende Zeilen, Geschichten und Dankesworte sind bei der Wahl von Österreichs „PflegerIn mit Herz“ 2020 eingelangt. Darunter viele Einsendungen, in denen die AbsenderInnen dafür plädieren, im Corona-bedingten Ausnahmejahr 2020 alle in der Pflege tätigen Personen vor den Vorhang zu holen. Die Pandemie hat die Bedeutung der Tätigkeit der Pflege – ob im privaten oder im beruflichen Bereich – dramatisch in den Vordergrund gerückt und das Bewusstsein für diese hochsensible Thematik gestärkt. Dabei hat die WHO das Jahr 2020 noch vor der Corona-Krise zum internationalen Jahr der Pflegekräfte und Hebammen erklärt. „Wer pflegt, leistet einen enorm wertvollen Beitrag für unsere Gesellschaft und geht nicht nur, aber ganz besonders in der Corona-Krise, an seine physischen und psychischen Grenzen. Gute und professionelle Pflege ist aber keine Selbstverständlichkeit! Selbstverständlich sollte es hingegen sein, all jenen, die Pflegebedürftigen einen Alltag in Würde ermöglichen, gebührend Dank, Anerkennung und Würdigung zukommen zu lassen“, erklärt Dr. Günter Geyer, Präsident und Initiator des Vereins „PflegerIn mit Herz“.

Akutthematik Pflege

Das Pflege-Thema dominiert nicht erst seit der Corona-Pandemie die politische und gesellschaftliche Agenda. Die Zahl der Pflegebedürftigen in Österreich steigt rasant an: Im Februar 2021 zahlte der Bund österreichweit Pflegegeld an 462.808 Menschen aus. Laut Prognosen werden im Jahr 2050 300.000 Menschen mehr als heute pflegebedürftig sein. Diese Entwicklung stellt Österreich vor immense Herausforderungen. Aktuell sind knapp eine Million Österreicher direkt oder indirekt in die Pflege- und Betreuung eines Angehörigen involviert. 80 Prozent aller pflegebedürftigen Menschen in Österreich werden zu Hause durch Familienmitglieder gepflegt, viele von ihnen befinden sich selbst schon in einem fortgeschrittenen Alter. Rund 9 Prozent davon – und damit rund 33.000 Menschen österreichweit – nehmen 24-Stunden-Betreuung in Anspruch. „Die Corona-Pandemie vergegenwärtigt, wie systemrelevant die 24-Stunden-Betreuung für Österreich ist. Sie ist eine unentbehrliche Stütze – für die gesamte Gesellschaft. Gemeinsam mit ‚PflegerIn mit Herz‘ bedanken wir uns bei allen pflegenden Fachkräften, für ihre großartigen Leistungen und ihr Engagement“, so Dr. Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich. Die Wirtschaftskammern Österreichs sind seit 2014 ein verlässlicher Partner des Vereins „PflegerIn mit Herz“.

Rund 76.000 Pflegekräfte fehlen bis 2030

Durch die Corona-Pandemie wurden die Schwächen des heimischen Pflegesystems deutlich. Derzeit sind in Krankenhäusern und im Bereich der Langzeitpflege und -betreuung rund 126.000 Personen beschäftigt. Laut einer Studie der Gesundheit Österreich im Auftrag des Sozialministeriums braucht es bis zum Jahr 2030 zusätzliche 75.700 Pflegekräfte. „Als Sprachrohr aller in der professionellen Pflege tätigen Menschen fordern wir mehr Personal und bessere Arbeits- und Ausbildungsbedingungen. Mit unserer Unterstützung von ‚PflegerIn mit Herz‘ wollen wir den Fokus auf die Wichtigkeit der professionellen Pflege und Betreuung lenken. Nur mit gut qualifizierten, hochmotivierten und in ausreichender Anzahl vorhandenen Menschen, die in Gesundheitsberufen arbeiten wollen, können wir in Zukunft die großen Herausforderungen bewältigen“, erklärt AK-Präsidentin Renate Anderl. Seit 2014 zählt die Bundesarbeitskammer zu den verlässlichen Unterstützern des Vereins „PflegerIn mit Herz“.

Härtefall Demenz

Demenzielle Erkrankungen nehmen in der Pflegethematik eine besondere Rolle ein und stellen eine enorme psychische, physische wie finanzielle Herausforderung und Belastung für pflegende Angehörige dar. Laut Schätzungen leben in Österreich derzeit über 130.000 Personen mit einer demenziellen Beeinträchtigung. Eine Zahl, die sich aufgrund der steigenden Lebenserwartung bis zum Jahr 2050 voraussichtlich verdoppeln wird. „Kaum jemand will sich mit der eigenen Pflegebedürftigkeit auseinandersetzen. Doch jeder von uns kann von heute auf morgen, direkt oder indirekt, mit Pflegebedürftigkeit konfrontiert werden. Gemeinsam mit ‚PflegerIn mit Herz‘ leisten wir Aufklärungsarbeit und rücken die Menschen in den Fokus der Aufmerksamkeit, die tagtäglich Herausragendes im Verborgenen leisten“, erklärt Dr. Mario Catasta, CEO der ERSTE Stiftung. Die Erste Bank und Sparkassen waren Partner der ersten Stunde, seit 2020 ist die ERSTE Stiftung Partnerin des Vereins „PflegerIn mit Herz“.

Mag. Robert Lasshofer, Vorstandsvorsitzender des Wiener Städtischen Versicherungsvereins, fasst das Ziel von „PflegerIn mit Herz“ wie folgt zusammen: „Die Pflege in Österreich hat so viele Gesichter: junge, alte, berufene, mitfühlende. Ihnen allen wollen wir eine Stimme geben. Die Preisträgerinnen und Preisträger stehen stellvertretend für die Hunderttausenden in ganz Österreich, die im Pflege- und Betreuungsbereich tätig sind. Mit dieser Auszeichnung rücken wir den Menschen in der Pflegedebatte in den Mittelpunkt und sagen von ganzem Herzen ‚Danke‘.“

Eckdaten zur Auswahl

Aus allen 3.100 Nominierungen, die 2020 österreichweit eingelangt sind, wählte die Jury, darunter unter anderem VertreterInnen der führenden NGOs im Pflegebereich (Caritas, Diakonie, Hilfswerk, Rotes Kreuz und Volkshilfe) sowie der IG pflegende Angehörige die 27 GewinnerInnen 2020 – je drei pro Bundesland – aus. Die SiegerInnen werden in den Kategorien „Pflege- und Betreuungsberufe“, „24-Stunden-Betreuung“ und „pflegende Angehörige“ ausgezeichnet und mit einem Geldpreis in der Höhe von je 3.000 Euro gewürdigt. Weitere Informationen unter www.pflegerin-mit-herz.at.

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