Von Thomas Bertram
Lol heißt die deutsche Amazon-Eigenproduktion, die gerade neu bei Amazon Prime gestartet ist. Wobei „lol“ hier nicht die bekannte Bedeutung: „laugh out loud“ („lautes Lachen“) hat, sondern für „Last one Laughing“, frei übersetzt: „Wer zuletzt lacht“ …, steht.
Es ist ein gnadenloser Ausscheidungswettkampf, bei dem alles erlaubt ist, nur nicht lachen – noch nicht einmal lächeln! Michael „Bully“ Herbig hat 10 bekannte weibliche und männliche Comedians eingeladen und 40 Kameras überwachen sie in jeder Ecke, aus jedem Winkel, auch aus dem Kühlschrank. Einmal erwischt werden geht noch, beim zweiten Mal ist man raus.
Diese 10 Profis des Gelächters liefern sich jetzt ein gnadenloses Duell um die Lacher der anderen. Da wird auch schon mal ein Eigentor geschossen. Zurück zu den Regeln und der 6-teiligen Staffel: Insgesamt 6 Stunden maximal harren diese 10 armen Witzbolde miteinander aus, aber wenn eine/r von ihnen den Gong betätigt, müssen (!) alle zuschauen und hinhören. Die Kameras verfolgen erbarmungslos die Grimassen der Akteure, die krampfhaft nicht lachen oder lächeln oder grinsen wollen. „Bully“ kommentiert das aus seinem Regieraum heraus, der sich nach und nach mit den Ausgeschiedenen füllt. Gelacht werden darf nur, nachdem der Alarm (roter Button) ertönt, wenn also eine/r erwischt wurde. Per Videobeweis wird auch der kleinste Lächler (hallo Anke!) vorgeführt. Sowie Bully wieder in seiner Regiezentrale verschwunden ist und den grünen Knopf drückt, geht das Spiel weiter. Insgesamt sind es 6 Folgen zu je 30 Minuten, wir sehen also knapp 3 der 6 Stunden.
Wen kann man hier leiden sehen: Echte Schwergewichte sind dabei: Anke Engelke und Carolin Kebekus plus Barbara Schöneberger füllen den kleineren weiblichen Part (wo bleibt Daphne de Luxe – vielleicht in einer zweiten Staffel?) und Max Giermann, Torsten Sträter, Wigald Boning und Mirko Nontschew kämpfen neben Tedros Teclebrhan, Rick Kavanian und Kurt Krömer um die 50.000€ für einen guten Zweck. Über ihre Gagen wird der Mantel des Schweigens gehüllt.
Das, was diese 10 darbieten oder auch nicht, ist ganz große Klasse. Es sind Dinge, die sie professionell auch tun, aber hier abwandeln oder auch etwas völlig Verrücktes. Max Giermann als Zauberer ohne jedes Talent ist der Brüller, aber keiner lacht. Das dürfen die Zuschauer am Bildschirm dafür um so mehr.
Als weitere Gemeinheit hat sich Bully Herbig natürlich noch so manch eine Überraschung ausgedacht. Der echte Heino kommt und singt eins seiner unsäglichen Volkslieder, so ernsthaft wie eh und je. Aber ab der zweiten Strophe nimmt er regelmäßig einen Atemzug Helium, sodass es für ein/zwei Zeilen eine Quietschestimme wird. Doch was zeichnet einen wirklich guten Komiker oder Witzeerzähler aus? Er lacht nie über seine eigenen Witze! Und so ist es sehr schwer, diese Profis dazu zu bringen, zumindest zu lächeln. Niemanden hat es verwundert, dass Barbara Schöneberger als erste rausfliegt, denn diese Professionalität besitzt sie nicht. Sie ist eben eher eine Ulknudel, eine Mitlacherin, aber hat immerhin fast eine ganze Stunde durchgehalten. Die internen Wetten standen bei „Die fliegt nach 10 Minuten“.
Für den Zuschauer werden die Ereignisse immer mal wieder von nachträglichen Kommentaren der Akteure aufgelockert, die noch einmal ihre individuellen Probleme schilderten, ohne zu lachen zurecht zu kommen. Tedros Teclebrhan zum Beispiel schlug sich mit der Faust auf den Oberschenkel um durch Schmerz das Lachen zu übertünchen. Die krampfhaft versteinerten Mienen aller Akteure sind schon der Hammer.
Sehenswert? Meine ehrliche Meinung: Geschmackssache. Mir wurde es mit der Zeit zu albern, andererseits sind einige Darbietungen wirklich top. Nicht zu vergessen die Grimassen der Komiker, die mit größter Anstrengung jedes auch noch kleine Lächeln zu vermeiden versuchen. Die Kameras fangen das gnadenlos ein. Ja, DIE litten echte Qualen und DAS ist für uns Zuschauer durchaus lustig.