Viele Jahre nach dem Tod von Emil Oesch, seines Zeichens nicht nur der Gründer des gleichnamigen Verlages, sondern ein europäischer Pionier der Ausbildung und Förderung von Führungskräften, schrieb ein kleines aber sehr empfehlenswertes Büchlein, das gerade in unserer schnelllebigen Zeit gelesen werden sollte und über dessen Inhalt es sich allemal lohnt, zu reflektieren.
Auf den 90 Seiten (im Anhang befindet sich eine interessante Auswahl, ein Potpourri mit Aussagen von Dichtern über die Zeit) erfährt der Leser, nicht nur was Zeit ist und dass man Zeit haben kann, ohne zu hetzen, dass Ausruhen und entspannen einen Zeitgewinn mit sich bringen und wie wertvoll eine schöpferische Pause sein kann, auch erklärt Oesch in einfachen Worten, wie man Zeit gewinnt und wie man diese auch verliert, wie Störendes ausgeschaltet werden kann und die kleine persönliche Weisheit, dass Sitzungen Zeiträuber sind, wird genauso thematisiert. Zeit ist für Oesch nicht primär Geld sondern Leben. Er erklärt, dass ein Chef am Steuer stehen und nicht im Heizraum sitzen und worin nun die Lösung des Zeitproblems liegt.
„Zeit ist also insofern kostbar, als ihr Gebrauch unser Leben und seinen Inhalt bestimmt!“
Emil Oesch
Auszug aus dem Kapitel:
Führen wir Buch über unsere Zeit
Jedes Geschäft rechnet mit seinem Geld und führt Buch darüber. Nichts ist wertvoller für uns als unsere Zeit. Und doch – haben wir uns schon einmal darüber Rechenschaft abgelegt, wie wir sie ausgeben? Wenn Leute sagen: „Ich habe keine Zeit“, meinen sie in Wirklichkeit: „Ich glaube, ich habe keine Zeit.“ Wenn sie gewissenhaft Buch führten, sähen sie, dass sie Zeit haben.
Geben wir uns auch Rechenschaft, wofür wir unsere Zeit ausgeben. Schreiben wir einmal einen Monat lang gewissenhaft auf, wozu wir wieviel Zeit brauchen. Wir werden erstaunt sein zu sehen, wie verschwenderisch wir mit unserer Zeit umgehen, und wir werden den Wert der Zeit besser erkennen.
Man hat festgestellt, dass Zeit heute ein weit größeres Problem darstellt als noch vor einem Jahrhundert. Ist das bei den heutigen schnellen Verkehrsmitteln und zeitsparenden Einrichtungen nicht sonderbar? Sobald wir begonnen haben, über unsere Zeit Buch zu führen, wird uns dieses Phänomen verständlich werden. Meine Eltern lebten in der Zeit zwischen Pferdewagen und Automobil. Sie lebten auf dem Land, und zur Zeit des Pferdewagens gingen sie nur einmal wöchentlich in die Stadt, um einzukaufen. Dazu benötigten sie jeweils eine Stunde. Wieviel Zeit kosten uns heute unsere wöchentlichen Einkäufe?
Auszug aus dem Kapitel:
Erstellen wir ein Zeitbudget
Wir wissen nun, wie wir unsere Zeit ausgeben. Wir wissen auch, wie viele Stunden ein Tag hat. Erstellen wir ein Zeitbudget. Planen wir unseren Tag, und halten wir uns an diesen Plan! Das wird freilich nicht immer leicht sein, denn immer wieder treten nicht voraussehbare Verschiebungen auf. Das darf uns aber nicht dazu verleiten, aufzugeben und wieder ohne Zeitplan zu leben. Das wäre das Dümmste, was wir tun könnten. Zeitverluste, die sich nicht einkalkulieren lassen, sind unvermeidlich.
Schreiben wir auf, was wir heute erledigen möchten, was wir erledigen können und was wir erledigen müssen.
Das Wichtigste kommt zuerst, und am wichtigsten ist das, was sich uns heute und dann vielleicht nie mehr bietet. Es hat den Vorrang vor allem anderen. Wir werden überrascht sein, wie vieles warten kann, von dem wir glaubten, es müsse unbedingt erledigt werden.
Trachten wir danach, unseren Tagesplan einzuhalten. Widerstehen wir der Versuchung, das an den Anfang unserer Liste zu setzen, was wir am liebsten tun möchten. Ohne Selbstdisziplingeht es nicht. Gewöhnen wir uns an, nein zu sagen. Zu uns selber und zu anderen, die unsere Zeit unnütz beanspruchen wollen.
Befreien wir uns von der Vorstellung, man müsse jeden Telefonanruf beantworten und man müsse jedesmal zur Türe gehen, wenn es läutet. Lernen wir, auf freundliche, aber bestimmte Art auch nein zu sagen.
ISBN 9-783478-086363