Das letztes Jahr auf Deutsch übersetzte und jetzt für den deutschen Jugendliteraturpreis nominierte Buch „After the Fire“ von Will Hill behandelt ein Thema, das speziell jetzt während der „Corona-Krise“ groß geworden ist: Irrglaube und Manipulation. Hier in Form einer Sekte, die sich selbst die „Legion Gottes“ nennt.
Von Daniel Andres
Im Laufe der Geschichte springt man als Leser immer zwischen zwei Erzählsträngen hin und her: vor dem „Feuer“ und nach dem „Feuer“. Protagonistin ist dabei die 17-Jährige Moonbeam, die einer Sekte angehörte, und die dazu bestimmt war, den Sektenführer Father John zu heiraten. Nach einer Brandkatastrophe und Schießerei mit der Polizei wurden einige wenige überlebende Mitglieder des Kults gerettet, hauptsächlich Kinder und Jugendliche. Unter ihnen Moonbeam, die jetzt einem Psychologen und später einem FBI-Mitarbeiter erzählen soll, was in der von der Außenwelt „geschützten“ Sekte vorgefallen ist. Unter dem „Feuer“ wird der Brand und die Schießerei gesehen. Man bekommt also immer Fetzen des einzelnen Erzählstrangs mit, bis sich am Ende ein Bild formt.
Das doch sehr harte und hinterhältige Klima einer Sekte wurde sehr akkurat im Buch eingefangen. Zumal die Ereignisse von einem tatsächlich stattgefundenen Ereignis in Texas inspiriert sind (Sekte „Branch Davidian“), hat die Geschichte auch einen wahren Hintergrund. Obwohl ja viele Sekten sehr ähnlich enden. Dennoch erlebt man hautnah die direkte Manipulation, Konsequenzen und Maßnahmen der „Propheten“, den direkten Unterstützern von Father John, mit. Auch werden die langfristigen Folgen beachtet, so hört sie zum Beispiel die Stimme des Sektenführers noch im Zimmer des Psychologen in ihrem Kopf.
„After the Fire“ wurde für den deutschen Jugendliteraturpreis in der Kategorie Jugendjury nominiert, was zeigt, dass es nicht nur dem Verlag gut gefallen hat, sondern auch den jugendlichen Juroren. Auch sonst bekam es, sowohl im englischen, als auch im deutschsprachigen Raum gute Kritiken, und auch ich würde es zu den besten letztes Jahr erschienenen Büchern zählen.