Das ist doch einmal eine echte Mystery-Serie, eine Geschichte, die ein ganz klein wenig an die Langoliers von Stephen King erinnert. Ein Passagierflugzeug voller heimkehrender Urlauber gerät ganz plötzlich in unerklärliche Turbulenzen, danach will es ordnungsgemäß landen, doch der Tower macht Probleme. Sie werden umgeleitet und von einem umfangreichen Polizei- und NSA-Aufgebot empfangen. Denn seit dem Abflug vor 3 Stunden sind in der Welt tatsächlich mehr als 5 Jahre vergangen und die Passagiere längst für tot erklärt worden. Und einige der Passagiere entwickeln unerklärliche neue Fähigkeiten. „Berufungen“ lassen sie Dinge erspüren, die rational nicht erklärt werden können.
Das ist die Ausgangslage und die ist doch auf jeden Fall schon einmal gut. Da steckt richtig viel Potenzial drin. Wie kommt man wieder ins Leben zurück? Frühere Beziehungen? Freunde? Muss die Lebensversicherung zurückgezahlt werden? Die Wohnung? Der Job? Alles weg oder zumindest alles anders. Vieles davon wird in der Serie thematisiert.
Doch der Schwerpunkt liegt natürlich auf den übersinnlichen Fähigkeiten der Menschen, die eine Stimme hören oder Visionen haben. Natürlich ist nicht nur die NSA ebenfalls dran, aber man kann diese freien Amerikaner ja nicht einfach wegsperren. Doch nicht alle fallen in dieses Raster. Die Staffel begleitet überwiegend die Familie Stone, Ben und sein Sohn Cal, seine Schwester Mikaela. Bens Frau hatte inzwischen einen anderen Partner, wer will ihr das nach Jahren verübeln, Mikaelas große Liebe hat inzwischen ihre beste Freundin geheiratet und die Zwillingsschwester von Cal ist jetzt 16 und nicht mehr 11. Hier sind zwischenmenschliche Probleme vorprogrammiert. Da haben sich die Drehbuchschreiber wirklich vieles einfallen lassen.
Doch als roter Faden spinnen sich die übernatürlichen Ereignisse durch die Staffel und die Frage nach dem „Warum“ oder dem „Wer“ oder „Wie“. Letzterem kam der Pilot näher, geheimnisvolle „dunkle Blitze“ haben das Flugzeug wohl erfasst, doch er macht seine Erkenntnisse durch einen übereifrigen Kamikaze-Einsatz wieder kaputt.
Auch das „Wer“ ist vollkommen unklar, aber es gibt einen weiblichen „Major“, der offensichtlich unterhalb des Radars der gewöhnlichen Geheimdienste mit riesigen Mitteln versucht, das Geheimnis der übersinnlichen Kräfte der Passagiere zu ergründen und dabei vor Entführung und Folterexperimenten nicht zurückschreckt. Die Familie Stone, insbesondere der besonders begabte Sohn Cal geraten in ihr Visier.
Folge für Folge stolpern unsere Protagonisten von einem Problem zum anderen, viele lösen sie, andere verschlimmern sie. Sie kommen dem Rätsel kaum näher. Ein neuer Twist entsteht, als es einen weiteren Menschen gibt, der zwar nicht 5 aber immerhin ein ganzes Jahr verloren hat. Mit ihm bahnt sich Neues an.
Insgesamt also eine echte Mystery-Serie mit einigen kleinen Mängeln. Die Alltagsprobleme werden viel zu klein geredet, abgesehen von den komplizierten Beziehungsgeschichten innerhalb der Familie Stone, die werden ständig ausgebreitet. Auch die Untersuchungen zu dem Vorfall, dessen Ausgangslage sich ja jetzt total verändert hat, sind merkwürdig halbherzig, inkonsequent. Die NSA ist „dran“, es gibt Vertuschungen, der Major spielt mit, aber so richtig reißt sich keiner den A… auf. Das ist dann doch etwas unrealistisch. Toll dagegen einige Randgeschichten, einer der Passagiere macht eine „Kirche der Rückkehrer“ auf, verheißt Wunder und kassiert seine (Gut-) Gläubigen kräftig ab. Eine andere Gruppe dagegen will diese „Aliens“ weggesperrt sehen.
Von Thomas Bertram